Mit den Augen der Fremden
Rechten. Hinter ihm war ein Stöhnen und das Aufklatschen eines fallenden Körpers zu hören. Ein blauer Strahl zuckte über das Förderband, genau zu der Stelle, wo er noch vor einer Sekunde gewesen war.
Er verhielt sich jetzt ganz ruhig und lauschte. Sein erster Eindruck war gewesen, daß er es nur mit einem Eingeborenen zu tun gehabt hatte. Aber jetzt hörte er drei Stimmen.
„Was war los?“
„Ich dachte, ich hätte etwas gesehen.“
Die Stimme, die ihn angerufen hatte, stöhnte plötzlich. „Ich wollte schießen und bin zwischen die Antriebstrommeln gefallen.“
„Bist du festgeklemmt?“
„Ich glaube, ich hab’ mir die Beine gebrochen.“
„Du sagst, du hättest etwas gesehen? Augenblick, wir holen dich raus.“
„Ich dachte, ich hätte etwas gesehen. Ich weiß nicht. Ich glaube, der Alarm hat mich nervös gemacht. Da ist jetzt nichts auf dem Band. Helft mir heraus!“
„Bill, hilf mir.“
„Nur ruhig! So … vorsichtig … schon gut!“
„So ist’s gut. In Ordnung. Wir bringen dich zum Arzt.“
Jason blieb reglos stehen, während die zwei ihren verletzten Kameraden aus dem Gebäude schleppten. Dann war wieder Schweigen um ihn. Er atmete tief durch. Es war kaum zu glauben, aber der Zufallsfaktor hatte ihm erneut beigestanden.
Vorsichtig und leise schob er sich wieder auf das Förderband zu. Jetzt konnte nichts mehr passieren. Er arbeitete sich langsam nach vorne, bis er die Tür des Gebäudes und einen kleinen Streifen Tageslicht sehen konnte.
Perfektion, sagte er sich, zieht den Zufallsfaktor an. Seine Klauen rutschten ab, die Oberfläche, auf der er sich jetzt befand, war glatter, als er es angenommen hatte. Er spürte, wie er zur Seite abglitt. Er beschleunigte sein Tempo. Er durfte jetzt einfach nicht abrutschen.
Seine Klauen konnten an der polierten Fläche keinen Halt finden. Von irgendwo kam ein seltsames klopfendes Geräusch. Und dann spürte er einen plötzlichen Krampf wie von einem verzerrten Muskel im Nacken. Er mühte sich noch mehr … und plötzlich begann sich seine Umgebung um ihn zu drehen.
Eine Welle von Übelkeit überkam ihn. Er spürte, wie seine Glieder sich lockerten, wie sein Körper in die Nacht abglitt.
Er fiel, und die Dunkelheit schloß sich um ihn, als seine Sinne versagten.
19
Jason schraubte die beiden Hälften des kleinen Blasrohrs auseinander und schob die Waffe in eine Innentasche seiner Lederjacke zurück. Als die beiden Männer in blauen Uniformen den schlaffen Körper Kators heranbrachten, folgte er ihnen. Und als sie Kator zu Boden legten, zog Jason einen kleinen gefederten Bolzen unmittelbar hinter dem spitzen Ohr aus dem Nacken des Ruml.
Als er sich über den bewußtlosen Ruml beugte und sein Körper den linken Arm einen Augenblick abschirmte, schloß sich seine linke Hand über dem obersten der großen Knöpfe an Kators Jacke. Als er sich aufrichtete und abwandte, sah er sich Swenson gegenüber.
„Jetzt können Sie es uns doch sagen, oder?“ fragte der bebrillte Mann. „Was war das für ein Lähmungsgift?“
Jason lächelte müde und etwas ironisch. „Äthylalkohol“, sagte er.
„Alkohol!“ Swenson starrte ihn an und mußte dann unwillkürlich lachen. „Sie wollen sagen, sein Körpersystem ist dem unseren so ähnlich? Alkohol hätten wir selbst nehmen können!“
„So ähnlich sind sie wieder nicht – nicht so ähnlich, wie Sie glauben“, sagte Jason. „Es ist nur zufällig so, daß sie von Alkohol ebenso berauscht werden wie wir. Aber nicht auf dieselbe Weise. Die meisten unserer Drogen – Chloroform zum Beispiel – hätten ihn umgebracht. Selbst Alkohol hat nicht die gleiche Wirkung auf sie …“ Er deutete auf Kator. „Haben Sie gesehen, wie schnell er die Besinnung verlor, als nur ein paar Tropfen in seinen Blutkreislauf eingeschleust wurden? Sie oder ich hätten diese Menge überhaupt nicht gespürt.“
„Ja …“ sagte Swenson und sah Kator an. „So, jetzt werden wir anfangen, ihn mit Geräten vollzustopfen. Wenn er wieder zu sich kommt und zu seinem Schiff zurückfliegt, wird er voll miniaturisierter Aufnahmegeräte sein, so voll wie eine politische Versammlung. Wie lange wird er ohne Bewußtsein bleiben?“
„Die Ruml verschlucken kurzlebige, alkoholproduzierende Bakterienkulturen, so wie wir zur Entspannung Whisky trinken“, sagte Jason. „Sie sind in ein paar Minuten high, verlieren beinahe sofort die Besinnung und bleiben etwa zwei Stunden bewußtlos. Wenn sie dann die Besinnung
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