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Mit den Augen der Fremden

Mit den Augen der Fremden

Titel: Mit den Augen der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Expeditionsschiff hatte im Laderaum genügend Platz. Er trug die toten Leiber einen nach dem anderen dorthin, ordnete sie in Reih und Glied und schaltete die Klimaanlage des Raumes auf Weltraumtemperatur. Die Leichen würden ihren Familien auf der Heimatwelt zurückgegeben werden. Das war seinerseits keine notwendige, aber eine ehrenwerte Tat. Dann ging er in die Steuerzentrale zurück, sperrte die Steuerorgane auf und machte sich an die Arbeit.
    Zwischen den einzelnen Hyperraumschiffen bestand kein großer Unterschied. Er konnte dieses große Schiff allein ebensogut steuern wie den kleinen Aufklärer, mit dem er den Ausflug zum Planeten der Verhüllten Leute vorgenommen hatte. Er setzte Kurs auf die Heimatwelt. Jetzt, da die Position dieses Sterns der Verhüllten Leute festgestellt war, machte dies keine Schwierigkeit. Die Computer des Raumschiffs konnten selbst Entfernung und Richtung berechnen. Im Gegensatz zu der Zeit, die der Herflug beansprucht hatte, sollte es ihm gelingen, die Heimatwelt in drei Sprüngen durch den Hyperraum zu erreichen. Höchstens zwei Tage Heimatzeit – beziehungsweise eineinhalb Tage, gemessen nach der Rotation der Welt der Verhüllten Leute.
    Er steuerte das Schiff aus seinem Versteck unter der Oberfläche des Mondes heraus und übergab die weitere Programmierung den Computern. Dann begab er sich in seine eigene Kajüte.
    Die Dinge lagen dort alle so, wie er sie zurückgelassen hatte. Er holte sich Nahrung aus einem Wandschränkchen und nahm sich auch eine der Alkoholkulturen. Aber als er die Bakterienkultur dann neben seine Papiere auf den Tisch gestellt hatte, wurde ihm klar, daß er sie nicht schlucken wollte.
    Dies war ein Augenblick, der an sich berauschend genug war – ein Rausch, der die chemische Trunkenheit, die man aus solchen Kulturen gewinnen konnte, klein und nichtig erscheinen ließ. Er warf die Kultur in den Abfallschacht. Und dann fiel ihm plötzlich etwas ein.
    Aus einer Tasche in dem Harnisch, den er unter den jetzt schon zu Asche gewordenen Hüllen getragen hatte, nahm er den Würfel mit dem Wurm. Er hatte doch vergessen, ihn dem Boden seiner Herkunft zurückzugeben. Nun, dafür würde schon ein andermal Gelegenheit sein …
    Er hielt den Wurm in seinem transparenten Würfel ans Licht über seinem Schreibtisch. In diesem Licht schien der Wurm beinahe zu leben. Er schien sich zu drehen und sich vor ihm zu verbeugen, sein Königtum anzuerkennen.
    Er legte den Würfel auf den Tisch und holte den Knopf mit seinem Minirecorder, um ihn in ein Wiedergabegerät zu schieben. Als er die Anlage einschaltete, verdunkelten sich die Lichter des Raums, und der Morgen jenes fremden Planeten, der ihn umfangen hatte, als er sein kleines Schiff verließ, leuchtete aufs neue in seiner Kajüte auf. Er machte es sich an seinem Podest bequem und verfolgte die Ereignisse des Tages, das Gespräch mit dem Eingeborenen am Strom, die Reise über das Förderband und den Abstieg in die unterirdischen Tiefen, sowie seine Rückkehr. Und in dem Augenblick, als er ausglitt und stürzte, wurde das Bild plötzlich schwarz, und der Ton setzte aus.
    Offenbar war der Recorder bei dem Sturz gebrochen, dachte er. Die Aufzeichnung war also zu Ende. Schade, aber immerhin hatte er alles Wichtige registriert.
    Er wollte schon aufstehen und das Gerät ausschalten – als es wieder hell wurde. Die Gestalt des Eingeborenen, den er an dem Fluß gesehen hatte, diesmal aber mit den Wänden eines Zimmers hinter sich, stand ihm gegenüber.
    Der Eingeborene nahm den Behälter mit brennender Vegetation aus dem Mund.
    „Ich grüße Euch und vertraue darauf, daß ich unter Freunden bin“, sagte er auf Ruml, und zwar so perfekt, wie seine Lippen und sein Mund es aussprechen konnten. „Ich begrüße Kator Zweitvetter Brutogas und all die ehrenwerten Familienoberhäupter, die jetzt auf der Heimatwelt zusehen werden …“
    Kator sprang von seinem Podest.
     

 
21
     
    Jason taumelte etwas und stolperte gegen einen hohen Zaun aus schwarzen, schmiedeeisernen Stangen. Der plötzliche Schmerz an seiner aufgeschürften Schulter rüttelte ihn wach. Erneut versuchte er instinktiv, den bereits hochgeschlagenen Kragen seines Regenmantels gegen den beständig auf ihn einpeitschenden Regen aus dem bleiernen Himmel der Hauptstadt noch höher zu ziehen. Er war jetzt seit mehr als zwanzig Stunden in Washington. Solange er in Bewegung blieb, seiner Wohnung oder jedem anderen Ort, wo man ihn kennen würde, fernblieb, glaubte er, eine

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