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Mit den Augen eines Kindes

Mit den Augen eines Kindes

Titel: Mit den Augen eines Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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lassen.»
«Scholl soll Frau Koska rausholen», sagte ich.
«Und Frau Godberg?», fragte Rudolf entgeistert.
«Die holen wir raus.»
«Wo denn?», fragte Rudolf verständnislos. «Hast du nicht gehört, was er sagte?»
Natürlich hatte ich, aber das glaubte ich nicht. Maren hätte sich nie die Mühe gemacht, eine Kiste irgendwo auszubuddeln. Nur eine Stunde, sogar nur eine knappe Stunde hatte sie gebraucht, um Ella für meine Bitte um ein Kinderbuch zu quälen. Die Fahrt hin und zurück, das Abnehmen des Gipsverbands, vielleicht noch ein Viertelstündchen Erbauung an der wehrlosen Frau. Ella musste irgendwo sein, wo man sie schnell und ohne größeren Aufwand erreichen konnte. In dem düsteren Kasten nahe der Boelcke-Kaserne. Ich hätte darauf geschworen.
«Hast du einen Knall?», brauste Rudolf auf. «Willst du jetzt Rambo spielen? Nichts da. Wir sind nicht das SEK. Wir sind ja nicht mal bewaffnet. In der Bude ist auch keiner. Sonst hätten die Kollegen gestern Abend irgendwas sehen müssen.»
«Was gibt es denn zu sehen, wenn die Rollläden unten sind?»
«So dicht sind die Dinger nicht», sagte Rudolf energisch.
«Und das Haus wäre ein viel zu großes Risiko für die Kerle.»
«Verdammt nochmal! Ich hab sie doch beide am …»
«Jetzt komm mir nicht wieder mit Sonntag», unterbrach Rudolf mich gereizt. «Heute ist Mittwoch. Die können inzwischen überall sein. Vielleicht benutzen sie den Kasten als Depot. Das Weib kauft ein, bringt die Sachen hin, und die holen sich den Kram. Schon aus dem Grund können wir nicht rein. Wenn sie sehen, dass einer da war, sind sie weg, und wir können Frau Godberg vergessen. Die kampieren im Freien.»
«Wer einen Ferrari fährt, macht kein Camping.»
«Wir wissen doch noch gar nicht, ob wir es mit Odenwald zu tun haben», hielt Rudolf dagegen. «Und bei der Ratte bin ich mir sicher, dass er sich draußen aufhält. Körpergeruch, dreckige Hände und ein wettergegerbtes Gesicht. Der ist daran gewöhnt. Im Freien ist er flexibel, da ist er weg, bevor man sich umgedreht hat.»
Trotzdem beorderte er zwei Wagen mit je zwei Kollegen zu Koskas Grundstück. Nur observieren. Und sollte sich wider Erwarten in den nächsten Stunden doch jemand von dort absetzen oder auftauchen, nur dranbleiben, keine Festnahme.
«Jetzt beruhige dich», verlangte er, nachdem das erledigt war. «Wir tun, was wir können.»
Wir konnten doch gar nichts tun, waren immer noch dicht hinter dem Omega, näherten uns dem Kreuz Kerpen. Alex fuhr jetzt etwas gesitteter. Rudolf spähte angestrengt durch die Frontscheibe. «Auf der Landstraße reden wir nochmal mit ihm.»
Alex ließ sich ein zweites Mal zu einem Stopp veranlassen. Diesmal sprach Rudolf allein mit ihm. Was er sagte, verstand ich nicht. Ich sah nur Alex ein paar Mal nicken und einmal den Kopf schütteln. Die Handynummer, die es ermöglicht hätte, wenigstens Rex zu orten, verweigerte er auch diesmal.
Als Rudolf wieder einstieg, meinte er: «Sturer Hund, aber ich denke, er packt es. Er weiß jedenfalls, dass jetzt alles von seinem Verhalten abhängt. Er ist auch bereit, morgen Nachmittag nochmal mit uns zu reden, aber nur mit Becker, den hält er für vertrauenswürdig.»
Wir folgten ihm fast bis vor die Haustür. Auf den letzten Metern fuhren wir ohne Scheinwerfer. Als er vor seiner Garage ausstieg, um das Tor zu öffnen, machte er den Eindruck, als sei er wieder völlig Herr seiner Sinne. Und als er ins Haus ging, murmelte Rudolf: «Jetzt müsste man Mäuschen spielen können.»
Nach einer halben Stunde, in der sich absolut nichts gerührt hatte, fuhren wir zurück zur Dienststelle. Dort wurden die Ergebnisse, die wir mitbrachten, mit Entsetzen zur Kenntnis genommen. Nun hatten wir also Gewissheit. Und ob Alex uns ins Boot nehmen wollte oder nicht: wir hatten Kenntnis einer Straftat und durften gar nicht mehr so tun, als hätten wir keine Ahnung.
Neue Lagebesprechung im ganz kleinen Kreis, nur Kriminalrat Eckert, Rudolf und ich. Besteht eine Gefahr für Kollege Metzner? Wahrscheinlich nicht, sonst hätte er inzwischen Besuch bekommen. Was können wir für Frau Godberg tun? Wir überhaupt nichts. Kriminalrat Eckert bemühte sich sofort um Unterstützung aus Köln. Doch als er die Situation schilderte, fühlten sie sich nicht zuständig, vielleicht genauso hilflos wie wir. Das sei ein Fall fürs LKA, hieß es, die hätten mehr Erfahrung und Gerätschaften, man werde die Sache sofort weiterleiten. Nur ein paar Minuten später kam ein Rückruf mit der

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