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Mit den Augen eines Kindes

Mit den Augen eines Kindes

Titel: Mit den Augen eines Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Ärgernis erregen wollte, vom Zaun zum Bagger, weiter zum Tieflader, über das komplette Grundstück und um das Haus herum. Maren kam nicht, von Rex oder dem Schmalgesicht in Lederjacke sah ich nichts. Entweder interessierte es sie nicht, dass sich draußen jemand vergebens abmühte, seine Blase zu entleeren. Oder sie hielten es für ratsamer, sich abwesend zu stellen.
    Danach machte ich noch einen Abstecher zu Godberg. Das Garagentor war geschlossen. An sämtlichen Fenstern die Rollläden unten. Es gab nichts zu sehen. Also fuhr ich endlich heim.
    Ich wollte nur rasch meinen Wagen in die Garage fahren, die Hanne zusammen mit der Wohnung gemietet hatte. Dann wollte ich Oliver wecken und einem strengen Verhör unterziehen, mir den Ablauf des vergangenen Montags haarklein von ihm schildern lassen unter der Androhung, dass es für jede phantasievolle Ausschmückung mindestens drei Monate Stubenarrest und ein halbes Jahr Fernsehverbot gab. Aber in der Garage stand Hannes Fiat.
    Er stand exakt in der Mitte. Rechts und links, vorne und hinten war genügend Platz für einen Pulk Motorräder. Hannes Fiat einen Kleinwagen zu nennen, wäre bereits maßlos übertrieben. Man hätte von seiner Sorte bequem zwei in der Garage unterbringen können. Sie hatte ihn vor Jahren überaus preisgünstig aus dritter Hand erstanden und fand seitdem, er reiche völlig für ihre Stadtrundfahrten und gelegentlichen Abstecher nach Köln.
    Ein paar Kinder aus der Nachbarschaft hatten den Fiat bereits mit der unschönen Bezeichnung Rostlaube belegt. Aber der TÜV-Prüfer war beim letzten Termin gnädig gewesen und hatte ihn noch einmal durchgelassen in der Ansicht, es sei Hannes Problem, wenn es ihr auf den Kopf regnete oder sie nasse Füße bekam. Rein technisch war das Vehikel so weit einsatzfähig, dafür sorgte mein jüngerer Bruder. Ludwig war beruflich als gelber Engel unterwegs, er arbeitete für den ADAC.
    Normalerweise stand der Fiat in der Nähe der Haustür geparkt, weil an ihm ohnehin nichts mehr zu verderben war. Weder saurer Regen, Hagelstürme, Taubenschwärme noch spielende Kinder konnten ihm einen Schaden zufügen, den er nicht bereits gehabt hätte. Mein Wagen dagegen war ziemlich neu, erst zwei Jahre alt, die Familienkutsche sozusagen. Technisch in Topzustand, in puncto Sicherheit ausgerüstet mit allem, was auf dem Markt war. Er hatte sogar Seitenairbags, Hannes Fiat hatte gar keine. Sie hatte mir sofort nach der Überführung den Platz in der Garage nicht nur überlassen, sondern förmlich aufgedrängt. Und jetzt stand der Fiat drin. Es war fast schon der Tritt in den Hintern.
    Hanne hatte den Fehdehandschuh aufgenommen. Irgendwie erleichterte mich das. So, wie der erste, paukenartige Donnerschlag einen durchatmen lässt, nachdem es zuvor stundenlang gewetterleuchtet und nur von Ferne gegrummelt hat. Das klingt vielleicht komisch in Anbetracht der Gesamtsituation. Aber wenn man meint, bis zum Hals in der Scheiße zu stecken, hat ein kräftiger Schauer, der zumindest den Kopf freiwäscht, einiges für sich.
    Ich rechnete damit, einen Koffer oder eine Tasche mit ein paar Sachen vor der Wohnungstür zu finden. Vielleicht noch einen Zettel, auf dem stand, ich solle zusehen, wo ich bliebe.
    Meinen restlichen Kram könne ich in den nächsten Tagen abholen.
Die Haustür war bereits abgeschlossen, wie sich das für ein anständiges Mietshaus gehörte. Ich stieg die Treppen hinauf zu unserer Wohnung. Vor der Tür stand nichts, aber man durfte auch nicht erwarten, dass eine betrogene Frau einem noch fürsorglich frische Wäsche für den nächsten Tag einpackte. Ich ging davon aus, die Tür sei von innen blockiert, ich müsse im Auto nächtigen und morgen früh zerknautscht zum Dienst.
Wider Erwarten ließ sich mein Schlüssel jedoch einstecken und problemlos drehen. Die Tür war nicht einmal abgeschlossen. In der Diele empfing mich ein Geruch, der mir völlig neu war. Die gesamte Wohnung war damit aufgeladen. Ein süßlicher Duft, nicht allzu schwer, ein Hauch von Ambra und wilden Blüten. Genauso gut hätte Hanne einen roten Teppich ausrollen und mit Rosenknospen bestreuen können. Es war ein Duft wie ein Versprechen, sehr erotisch und sehr massiv.
Hanne hatte den Kampf tatsächlich aufgenommen. Und sie kämpfte eben auf ihre Weise, saß auf der Couch im Wohnzimmer, frisch geduscht und geföhnt, von Kopf bis Fuß gesalbt und parfümiert, komplett geschminkt, was sie sonst nur zu ganz besonderen Anlässen tat. Ihre Kleidung war noch die

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