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Mit den Augen eines Kindes

Mit den Augen eines Kindes

Titel: Mit den Augen eines Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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gewesen wäre und gewusst hätte, wo er ein Foto von Helmut Odenwald auftreiben könnte.
    «Wahrscheinlich sind die schon alle auf dem Weg nach Kerpen», meinte Rudolf Grovian mit einem Anflug von Humor und schickte Thomas Scholl mit Marens Konterfei los, um bei Godbergs Nachbarn Erkundigungen einzuholen. Er sollte gleich vor Ort bleiben, Godbergs Haus observieren und Maren, wenn sie sich auf den Weg nach Köln machte. Ein Stau auf der Autobahn durfte nämlich erst provoziert werden, wenn sie nicht mehr ausweichen konnte.
    Den ersten Bericht gab Thomas Scholl schon eine gute halbe Stunde später durch. Nach dem Überraschungsschock der erneuten Konfrontation mit der Kriminalpolizei – und dann kam der Kommissar auch noch durch den Garten, weil er von Godbergs Küchenfenster aus nicht gesehen werden wollte! – war das Ehepaar Kremer zu jeder Art von Unterstützung bereit. Thomas Scholl bekam auf der Stelle Kaffee, Gebäck, wahlweise Schnittchen offeriert und alle gewünschten Auskünfte.
    Am fünften und am sechsundzwanzigsten Mai waren sie ja leider Gottes einkaufen gewesen und hatten erst nachher erfahren, dass es speziell montags bei Godbergs hoch herging. Deshalb kauften sie jetzt nur noch freitags ein, ganz früh am Morgen, da waren die Läden auch noch nicht so voll.
    Ella Godberg und den kleinen Sven hatten sie seit Anfang Mai nicht mehr gesehen. Deshalb waren sie der Meinung, Ella habe ihren Mann verlassen und er sich mit einer Weißblonden getröstet. Auf dem Computerausdruck erkannten sie Maren zweifelsfrei als die Frau, die seit letzter Woche bei Godberg lebte, sein Auto spazieren fuhr, Einkäufe machte, die Post reinholte, mit anderen Worten, sich benahm, als gehöre sie nun zur Familie.
    Den vermeintlich Halbwüchsigen in Lederjacke und Stiefeln, den sie des Einbruchs verdächtigten, hatten die Kremers nicht mehr zu Gesicht bekommen. Ein bulliger Bartträger war ihnen bisher auch nicht aufgefallen, ein roter Golf oder ein weißer Nissan ebenso wenig. In den vergangenen Tagen hatten sie nur mehrfach Lieferwagen bemerkt und Männer, die Unmengen von Sachen einluden, sogar eine komplette Schlafzimmereinrichtung.
    Alles in allem sprach das eher für eine gescheiterte Ehe und eine Haushaltsauflösung als für eine Entführung. Es sah ganz danach aus, als hätte ich mich völlig umsonst nicht nur beim Chef, sondern auch noch vor Kollegen als notorischer Fremdgänger und Spinner bloßgestellt.
    Aber so leicht wollte Rudolf Grovian die Sache nicht abtun.
«Was dagegen, wenn ich Ihren Sohn nochmal von Frau Beske befragen lasse?», wollte er wissen.
Ich schüttelte den Kopf, durfte kurz Hanne anrufen und eine nette Kollegin ankündigen. Hanne hatte sich einen freien Tag genehmigt, nicht wegen Maren. Am späten Vormittag hatte sie einen Termin beim Zahnarzt gehabt. Sie war erleichtert, dass die Sache nun ihren offiziellen Gang nahm.
Helga Beske bekam ebenfalls einen Ausdruck von Marens Porträt und brach auf, um sich mit Olli zu unterhalten. Gut anderthalb Stunden später rief Hanne mich auf meinem Handy zurück. Sie meinte, unser Kleiner habe sich tapfer geschlagen. Marens Bildnis hatte ihn in helle Begeisterung versetzt. Ja, genau, das war die böse Frau.
«Haben Sie die jetzt verhaftet? Nicht? Wo haben Sie denn das Bild gefunden? Haben Sie auch ein Bild von dem kleinen Mann? Soll ich schnell eins machen?»
Das hatte er getan, flugs auch noch eins von Rex gemalt und dabei seine Interpretation der Evolutionsgeschichte erklärt. Und Helga Beske hatte wohl die Welt im Allgemeinen und bestimmte Männer im Besonderen nicht mehr verstanden, weil sie sah, welche reizende junge Frau
– sprich Hanne – und welches aufgeweckte Kind unter meinen hormonell gesteuerten Ausflügen zu leiden hatten. Für Hanne war die Sache auch wenig angenehm gewesen, sie hatte bis dahin von Maren nur eine vage Vorstellung gehabt.
Nach ihrem Anruf wunderte Rudolf Grovian sich, warum Helga Beske sich noch nicht gemeldet hatte, um ihren Bericht und ihre Einschätzung durchzugeben. Er rief sie an, schaltete auf Lautsprecher, so konnte ich mithören, dass mein Sohn ihrer Ansicht nach seine Sicht der Dinge wahrheitsgemäß wiedergegeben und sich bezüglich des Messers an Ella Godbergs Hals auch durch Fangfragen nicht in Widersprüche habe verwickeln lassen.
«Gut», sagte er. «Dann fahr zu dem älteren Ehepaar. Lass dir auch einen Kaffee machen und halt die Augen offen. Thomas hängt sich an die Frau, wenn sie aufbricht.»
«Ich schau mich

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