Mit den scharfen Waffen einer Frau
’ne Hübsche. Aber willst du sie wirklich unter Wochenendaffäre abhaken?“ Sam kniff die Augen zusammen. „Sie ist ein gutes Mädchen. Und sie hat etwas Besseres verdient als einen Quickie im Heu und ein Rückfahrtticket.“
Das war Jericho auch klar. Er wusste, dass Daisy Saxon das Wort „Komplikationen“ förmlich auf der Stirn geschrieben stand. Das war ja einer der Gründe, warum er sie unbedingt wieder loswerden wollte. Er hatte keine Lust auf etwas Kompliziertes. Er bevorzugte den bequemen Weg. „Sergeant Major“, murmelte er finster, „wann ist aus dir eigentlich eine Nanny geworden?“
„Ich sage nur, was ich zu sagen habe. Und ich finde, dass du es dem Bruder der Kleinen schuldig bist, sie gut zu behandeln.“ Sam sah ihn eindringlich an. „Gib ihr da oben in den Bergen eine Chance, JK. Finde heraus, ob sie hat, was sie braucht, um hier zu leben. Und sei ehrlich zu dir selbst, wenn du über den Grund nachdenkst, aus dem du sie loswerden willst.“
Während Sam in Richtung der großen Scheune stapfte, die einige Hundert Meter entfernt lag, blieb Jericho verärgert zurück. Es war schon eine ganze Weile her, dass ihn jemand zurechtgewiesen hatte. Aber er würde verdammt noch mal nicht darauf hören.
Von nun an gab er die Regeln vor. Seit er die Armee verlassen hatte, hatte er sich vor niemandem mehr rechtfertigen müssen. Und damit würde er auch jetzt nicht anfangen. Ja, er war Daisy wegen Brant etwas schuldig.
Aber war das ein Job? Oder sollte er sie nicht lieber dorthin zurückschicken, wohin sie gehörte? In die Stadt? Mit einem Mal befielen ihn Zweifel, und er war sich seiner Sache nicht mehr sicher. Vielleicht war er ihr gegenüber wirklich zu hart gewesen. Vielleicht sollte er ihr tatsächlich eine Chance geben. Vielleicht sollte er das peinigende Gefühl, das sich seines Körpers bemächtigte, wenn sie in seiner Nähe war, einfach hinnehmen. Vielleicht …
„Wir sind fertig!“
Er drehte sich zur Hintertür des Hauses um und sah Daisy die Stufen der Veranda hinabsteigen. Er seufzte. Sie sah hervorragend aus. Und natürlich war sie für den Marsch, der ihnen bevorstand, völlig unpassend gekleidet. Sollte er auch nur den leisesten Zweifel gehabt haben, in diesem Moment war er komplett verschwunden. Jericho hatte seine Bestätigung: Sie war definitiv nicht fürs Leben in Natur gemacht.
Ihr langes Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden, und ihr Gesicht war rosig und sauber. Sie trug Designerjeans, einen roten Pullover und glänzende schwarze Stiefel mit Absatz. Um eine Schulter hatte sie ihre Reisetasche geschwungen, im anderen Arm hielt sie diesen Witz von einem Hund.
Jericho seufzte. Nein, dachte er. Ich tue das Richtige. Sie gehört einfach nicht hierher.
4. KAPITEL
Daisy hatte Jerichos Befehl widerstandslos hingenommen und ihre Reisetasche gegen einen Rucksack getauscht. Sie hatte sich sogar dazu überreden lassen, die robuste Jacke zu tragen, die eigentlich Koch Kevin gehörte. Sogar als Jericho ihr klargemacht hatte, dass sie sich die Absätze ihrer hübschen Schuhe ruinieren würde, hatte sie ohne Murren ein Paar Wanderschuhe angezogen. Nur auf eines wollte sie sich auf keinen Fall einlassen: Nikki zurückzulassen.
„Hier ist doch alles fremd für sie. Ohne mich wird sie furchtbare Angst haben.“ Sie beharrte immer noch darauf, obwohl er vor zehn Minuten aufgehört hatte, auf sie einzureden. Trotzig starrte Daisy auf Jerichos breiten Rücken, während er fünf Schritte vor ihr durch den Wald marschierte.
Er hielt es nicht für nötig, sich umzudrehen, um mit ihr zu sprechen. „Dieser Hund hat doch überhaupt keinen Spürsinn. Entweder er wird gefressen, oder er geht verloren. Was weiß ich.“
„Das wird sie ganz bestimmt nicht“, widersprach Daisy und streichelte Nikki den Kopf. „Ich passe auf sie auf.“
Nicht zu fassen? Daisy war nicht sicher, glaubte aber, dass er die Worte vor sich hingemurmelt hatte. Bestimmt würde er sich während der gesamten Wanderung nicht freundlicher zeigen. Nicht einmal die Schönheit der Natur um ihn herum schien ihn zu interessieren. Im Gegensatz zu ihr.
Kaum dass sie das Grundstück verlassen hatten, waren sie mitten in den dichten Wald gelaufen. Als Daisy sich das erste Mal umgedreht hatte, war Jerichos Haus schon nicht mehr zu sehen gewesen. Ohne ihn an ihrer Seite würde sie wahrscheinlich tagelang durch den finsteren Wald irren und sich verlaufen. Bei dieser Vorstellung wurde ihr etwas mulmig zumute. Doch im nächsten
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