Mit den scharfen Waffen einer Frau
Vorstellung stieg Hitze in ihm auf. Er tat es ab, indem er sich einredete, in schlechter Verfassung zu sein.
„Du machst dir selbst das Leben schwer“, sagte Sam ruhig, während er seine Runde durch den Pferdestall fortsetzte. „Außer dir hat keiner ein Problem mit ihr. Sie macht ihre Arbeit gut und ist auch noch sehr nett.“
„Nett.“
Sam sah ihn an. „Ja, nett. Könntest du übrigens auch mal sein.“
Oh, genau das ist ja das Problem, dachte Jericho und schob beide Hände in die Taschen seiner Jeans. Denn am liebsten wäre er mehr als nur nett zu ihr gewesen. Am liebsten hätte er sie unter sich und über sich gespürt. Er brannte regelrecht darauf, seine Hände über ihre wunderbaren Kurven gleiten zu lassen, während er in ihre bernsteinfarbenen Augen sah, in denen sich dasselbe Verlangen spiegelte, das ihn erfüllte.
„Du weißt ja nicht, was du da redest“, sagte er und stapfte aus dem Stall. Ein ordentlicher Marsch durch die Berge würde ihm guttun. Zwei, drei Nächte allein in den Wäldern würden genügen, um den Kopf wieder klar zu kriegen. Um sich zu sammeln und Abstand von Daisy Saxon zu bekommen, bevor sie ihn um den Verstand brachte.
Daisy machte sich Sorgen.
Jericho war jetzt schon zwei ganze Nächte fort. Und so, wie es aussah, würde noch eine dritte hinzukommen. Ohne jemandem mehr darüber zu sagen, war er in die Berge aufgebrochen, einfach so. Sam wusste nicht, wohin er gegangen war – oder er sagte es nicht –, und die anderen Männer waren genauso ahnungslos.
Es schien sie allerdings auch nicht sonderlich zu interessieren. Sie erklärten ihr bloß, dass Jericho es von Zeit zu Zeit packte und er spontan aufbrach. Das war nicht gerade sehr beruhigend.
Mittlerweile hatte sie sich daran gewöhnt, ihn jeden Tag zu sehen. Und ohne ihn war das Haus leerer. Sogar Nikki schlich traurig durch die Flure, als würde sie ihren besten Freund vermissen.
Nachts war alles wie ausgestorben, denn es waren keine Gäste im Haus untergebracht. Die anderen Angestellten lebten in den kleinen Häuschen auf dem weitläufigen Grundstück.
Sie und Nikki waren die Einzigen hier. Obwohl Daisy keine Angst hatte, fühlte sie sich alles andere als wohl. Die Arme fest vor der Brust verschränkt, stand sie im Nachthemd vor ihrem Schlafzimmerfenster und blickte in die Dunkelheit. „Wo bist du nur?“, murmelte sie.
Wie lange würde er fortbleiben? Warum war er überhaupt gegangen? Sie hatte so sehr gehofft, ihm nach den beiden Tagen im Wald nähergekommen zu sein. Jede Nacht riss die Erinnerung an den Kuss sie aus dem Schlaf. Dann lag sie mit klopfendem Herzen da und spürte das ungestillte körperliche Verlangen fast schmerzhaft.
Wie konnte er nur weggehen? Ist ihm denn völlig egal, dass Menschen sich Sorgen um ihn machen?
Hinter ihr auf dem Bett winselte Nikki mitfühlend. Doch Daisy wollte kein Mitgefühl. Sie wollte Jericho. Und zwar hier, an diesen Ort. Denn das war sein Zuhause.
Komisch, bis zu diesem Moment war ihr gar nicht klar gewesen, dass sie schon in diesen Kategorien dachte. Zuhause … Eigenartigerweise hatte sie sich sehr schnell an sein Leben angepasst. Es war so anders als das Stadtleben. Auf diesem Berg schien alles viel langsamer, viel … ursprünglicher zu sein. Hier oben mussten alle gemeinsam anpacken, damit die Dinge ihren Gang gingen. Die Angestellten des Camps waren für Daisy fast zur Familie geworden. Es hatte tatsächlich überhaupt nicht lange gedauert, bis sie sich eingelebt und Vertrauen gefasst hatte.
Doch nun fehlte das Familienoberhaupt …
„Verdammt noch mal, wo bist du?“
Nachdenklich biss sie sich auf die Unterlippe und kümmerte sich nicht darum, dass sie zunehmend fror. Wie das Leben hier im Winter wohl sein würde, wenn der erste Schnee fiel? Wäre sie dann noch hier? Würde Jericho ihr dann immer noch aus dem Weg gehen? Oder wäre sie vielleicht schon schwanger und würde diesen Ort längst verlassen haben?
Bei diesem Gedanken stieg tiefes Bedauern in ihr auf. Sie hatte nie vorgehabt, für immer zu bleiben. Doch seit sie Teil dieses Lebens geworden war, spürte sie beim Gedanken zu gehen … eine große Leere.
Aber dann habe ich mein Kind, rief sie sich ins Bewusstsein. Sie würde nie mehr allein sein. Sie würde ihre eigene Familie haben.
„Vorausgesetzt, er kommt zurück“, murmelte sie.
Plötzlich richtete sich Nikki auf und bellte aufgeregt. Daisy schaute kurz zu ihrem Hund, wandte sich dann aber wieder zum Fenster um. Da sah sie ihn. In helles
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