Mit den scharfen Waffen einer Frau
zweites Kind bekommen und Jericho unter die Haube kommt.“
Jericho schüttelte den Kopf. „Was mich betrifft, keine Chance. Und was Jefferson und Maura angeht, habt Erbarmen! Jensen ist doch nicht einmal ein Jahr alt, oder?“
„Joshua doch auch nicht“, rief Jesse. Dann fragte er: „Also, Jericho, wie sieht es aus? Willst du wirklich der einzige King sein, der sich weigert, am Fortbestand unserer Dynastie zu arbeiten?“
„Einer von uns muss doch vernünftig bleiben, findest du nicht?“
„Du warst schon immer ein sturer Hund“, sagte Jesse und grinste. „So stur, dass du nicht mitbekommst, was gut für dich ist.“ Prüfend hob er die Kühlbox an. „Was, verdammt noch mal, ist hier eigentlich alles drin? Das Ding wiegt mindestens eine Tonne.“
„Nur das Nötigste“, rief Daisy von der Hintertür aus. „Bier, Bier und, nur für den Fall, dass ihr durstig werdet: Bier.“
„So lass ich mir ein Picknick gefallen.“ Jesse lachte fröhlich.
Als sie sein Lächeln erwiderte, fühlte Jericho sich ausgeschlossen. Er war fast neidisch auf seine Brüder, weil sie sich so gut mit Daisy verstanden. Aber zwischen ihnen gab es kein erotisches Knistern. Ihm hingegen wurde bei ihrem Anblick der Mund trocken, und er verspürte ein seltsames Ziehen im Magen.
Sie trug einen dunkelgrünen Pullover, darunter eine weiße Bluse, deren Kragen er sah. Ihre Jeans waren ausgewaschen, schmiegten sich aber wie eine zweite Haut an ihre Beine. Die schweren Schuhe, die sie trug, hatte sie schon während ihrer Prüfung im Wald getragen. Sie sah schlichtweg zum Anbeißen aus. Jerichos Herz klopfte so laut, dass es an ein Wunder grenzte, dass ihn niemand darauf ansprach.
Gleichzeitig fragte er sich, ob sie den Teil des Gesprächs, in dem er beteuert hatte, dass er niemals heiraten würde, mitgehört hatte. Hatte sie das Gerede seiner Brüder über Windeln, Babys und Familien und seine Reaktion darauf verfolgt? Da ihm entgangen war, wie sie die Tür geöffnet hatte, wäre es durchaus möglich …
Obwohl er sich im Stillen wünschte, dass sie von all dem nichts mitbekommen hatte, war er auch erleichtert bei dem Gedanken daran, dass Daisy seinen Standpunkt zu den Themen kannte. Denn das würde es für sie beide einfacher machen.
9. KAPITEL
„Die Sandwiches sind in der anderen Kühlbox“, erklärte Daisy, ohne den Blick von Jericho abzuwenden. Dann fügte sie hinzu: „Außerdem Kartoffelsalat, Nudelsalat, Brathühnchen und Schokoladenkekse.“
„Ma’am“, sagte Justice und zog ehrfurchtsvoll seinen Stetson. „Sie sind wirklich ein Geschenk des Himmels! Danke sehr.“
„Keine Pasteten?“, fragte Jericho sehr leise. Er glaubte nicht, dass sie ihn gehört hatte, aber da irrte er sich. Mit ihren bernsteinfarbenen Augen blitzte sie ihn an. Nur ihr Lächeln war nicht so strahlend wie sonst. Vielleicht weil sie das vorangegangene Gespräch sehr wohl verfolgt hatte? Oder einfach, weil sie ihn vermissen würde?
„Auch Pasteten“, antwortete sie. „Ich weiß doch, wie gern du sie isst.“
Für den Bruchteil einer Sekunde schienen Zeit und Raum nicht zu existieren. Ihm kam es vor, als wären seine Brüder gar nicht anwesend, als wären er und Daisy die einzigen beiden Menschen auf diesem Berg. Bei der emotionalen Wucht, die ihn in diesem Moment traf, schnürte sich ihm fast die Kehle zu. Damit habe ich nicht gerechnet, dachte Jericho grimmig. Dass sie ihm nicht gleichgültig war, überraschte ihn gewissermaßen. Das körperliche Verlangen nach ihr war so überwältigend, dass er nicht einmal gemerkt hatte, wie viel er bereits für sie empfand. Wie viel Zuneigung … Er weigerte sich, länger darüber nachzudenken.
Er mochte sie inzwischen, gut. Mehr war es nicht. Was sie miteinander geteilt hatten, war nicht für die Ewigkeit gemacht. Das durfte es einfach nicht.
Und zwar nicht nur, weil er nicht auf der Suche nach etwas Festem war, wie er seinen Brüdern bereits versucht hatte, zu erklären. Sondern weil es immer noch etwas gab, was sie nicht wusste. Er hatte ihr nichts von Brants letzter Mission erzählt. Jedenfalls noch nicht. Aber genau das würde er tun. Nach seiner Rückkehr von dem Angeltrip würde er ihr die Wahrheit sagen. Dann würde Daisy gehen. Und alles wäre wieder normal.
Und selbst wenn er sie für den Rest seines Lebens vermisste, musste er eben damit leben.
Gerade lachte sie über einen Witz, den Jesse gemacht hatte. Jericho betrachtete sie und spannte unwillkürlich die Muskeln an. Die Frau
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