Mit den scharfen Waffen einer Frau
berührte ihn auf unzählige Arten, die er gar nicht alle hätte benennen können. Einerseits wollte er sie. Andererseits wollte er, dass sie ging. Er sehnte sich nach ihr, gleichzeitig kämpfte er gegen dieses Verlangen. Und er empfand etwas für sie, das er mit jedem Atemzug abschütteln wollte.
Wie konnte eine kleine kurvige Schönheit so viele Gefühle in einem Mann auslösen? Vor allem in einem, der es sich zur Regel gemacht hat, niemals tiefere Gefühle für einen Menschen zu hegen?
Bis zu dem Moment, in dem Daisy in sein Leben gestolpert war, war seine innigste Verbindung die zu einer Brünetten gewesen, mit der er sich im Hotel seines Cousins Rico King in Cancun amüsiert hatte. Jericho konnte sich kaum noch an ihr Gesicht erinnern.
Jahrelang hatte er Liebesbeziehungen zu vermeiden gewusst. Denn er war immer der festen Überzeugung gewesen, dass sich Militär und Familienleben nicht miteinander vereinbaren ließen. Ein Mann, der seinem Vaterland diente, hatte sich ganz allein auf diese Aufgabe zu konzentrieren.
Jericho kannte viele Familien, die aufgrund der langen Auslandseinsätze auseinandergebrochen waren. Noch schlimmer waren die Schicksale der Ehefrauen und Kinder, deren Väter im Krieg gefallen waren. Seine Freunde hatten natürlich immer wieder versucht, ihm eine andere Sichtweise zu vermitteln. Sie hatten betont, wie viel Kraft sie aus der Liebe zu ihren Familien zogen. Und dank der hervorragenden Organisation in der Armee führten tatsächlich viele Kameraden ein glückliches Familienleben.
Aber für sich hatte Jericho eine klare Entscheidung getroffen. Und die war für ein Leben in Einsamkeit während der Militärzeit ausgefallen.
Und jetzt? Obwohl ich längst nicht mehr in der Armee bin, will ich immer noch nicht, dass mir Menschen zu nahe kommen.
Es ist einfacher, redete er sich ein. Weniger verworren.
Im Grunde fand er diesen Vorwand selbst lächerlich.
„Also, was steht am Wochenende an?“, riss Daisy ihn aus den Gedanken.
Bevor er antworten konnte, sagte Jesse augenzwinkernd: „Wir werden am See sitzen, und ich werde mir die Lügengeschichten meiner Brüder anhören.“
„Es ist wahrscheinlicher, dass in der Hölle eine Eisbahn eröffnet wird, als dass du uns zuhörst“, rief Justice und klopfte Jesse kameradschaftlich auf die Schulter.
„Na ja, da ihr wie immer schweigen werdet, werde ich wohl wieder der Einzige sein, der uns bei Laune hält.“ Lächelnd wandte er sich zu Daisy um. „Würden Sie nicht auch sagen, dass Jericho so gesprächig ist wie, sagen wir, ein Stein?“
Sie sah Jericho an, der ihren Blick deutlich spürte. Ihre Augen funkelten herausfordernd, als sie antwortete: „Das kann ich nicht genau sagen. Jedenfalls scheint es ihm nicht allzu schwerzufallen, Anweisungen zu geben, damit die Dinge so laufen, wie er es sich vorstellt.“
Gespielt beleidigt sah er sie an.
„Befehle geben gilt nicht“, meinte Jesse, der lässig am Truck lehnte. „Ich kann ein Lied davon singen, dass meine Brüder ständig Befehle geben. Und zwar seit ich auf der Welt bin.“
„Und zwar Befehle, die du nie befolgt hast“, fügte Justice hinzu und hob die schwere Kühlbox so mühelos in den Truck, als wäre sie leer. Dann sah er Daisy an. „Bella hat sich sehr darauf gefreut, bei uns ein paar ruhige Tage verbringen zu können.“
„Ha!“ Jesse lachte. „Meine Bella? Ruhe? Von wegen!“
„Komm schon, deine Frau ist lammfromm! Wenn du wissen willst, was ein temperamentvolles Weib ist, dann sieh dir Maggie an. Denn dann wirst du dankbar sein, weil du immer noch mit heiler Haut davonkommst.“
„Du vergleichst Maggies irisches Temperament mit Bellas mexikanischen Feuer?“ Wieder lachte Jesse. „Keine Chance. Bella ist zwar klein, aber quirlig.“
Beide Männer fingen an, die Vorzüge ihrer beiden Frauen aufzuzählen. Sie klangen so stolz, dass Jericho einen Moment lang neidisch war. Er war sogar kurz davor, den beiden zuzurufen, dass Daisy mehr Frau war als ihre beiden Ehefrauen zusammen.
Aber die Tatsache, dass er diesen Impuls hatte, erschütterte ihn. Normalerweise empfand er große Sympathie und Mitgefühl für die Frauen, die seine beiden starrsinnigen Brüder geheiratet hatten und es mit ihnen aushalten mussten. Jetzt aber verstand er, wie es seinen Brüdern ging. Auch wenn es ihn nicht gerade glücklicher machte. Stattdessen dämmerte ihm, dass er Daisy viel zu dicht an sich herangelassen hatte. Sie bedeutete ihm etwas.
Jericho ließ Daisy nicht aus den
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