Mit der Liebe spielt man nicht
amüsieren werdet.“
„Bestimmt, bestimmt. Gibt es hier irgendwo Bier?“
„In rauen Mengen. Bedient euch. Im Esszimmer steht alles
parat.“
„Prima!“ Wieder glitt Rons Blick über Teresas Rundungen. „Bis gleich.“
„Hm“, machte Sandra, als ihr Bruder und sein Freund verschwunden waren. „Ich habe das Gefühl, dass Ron plötzlich Interesse an älteren Frauen entwickelt.“
„An älteren Frauen ... danke für das Kompliment!“
„Nun sei bloß nicht eingeschnappt. Ich bin sogar noch ein Jahr älter als du. Ich meinte nur ...“
„Schon gut.“ Teresa winkte ab.
„Du, jüngere Männer kann man sich noch erziehen.“
„Du scheinst in der Hinsicht Erfahrungen zu besitzen“, bemerkte Teresa.
„Hab ich, hab ich.“ Sandra lachte.
Ron blieb nicht Teresas einziger Bewunderer. Während sie sich ihrer Rolle als Gastgeberin widmete, fing sie immer wieder eindeutige männliche Blicke auf. Auch mangelte es ihr nie an Hilfe von männlicher Seite, wenn sie ein paar Flaschen Wein öffnen oder Tabletts mit Appetithäppchen hereintragen wollte.
Sie empfand die Aufmerksamkeiten als sehr schmeichelhaft, aber es kam ihr alles ein wenig irreal vor. Vielleicht lag das an dem Wein, der allmählich seine Wirkung tat. Je weiter der Abend fortschritt, desto unwirklicher schien ihr die ganze
Party. Die Stereoanlage verstummte nicht einen Moment, und das Gedränge im Wohnzimmer nahm immer mehr zu.
Wie gut, dass ich Plastikbecher besorgt habe, dachte Teresa verschwommen, genug Gläser hätte ich nicht gehabt.
Gegen zwei Uhr nachts begann Teresa sich zu fragen, ob das Fest überhaupt jemals enden würde. Niemand machte Anstalten, nach Hause zu gehen. Fast immer befand sich Ron Adams in ihrer Nähe, der inzwischen ungeheure Mengen Bier und Wein getrunken hatte. Sein Freund war schon vor einiger Zeit mit einer Blondine, die Teresa nicht kannte, in den Garten verschwunden. Sandra plauderte angeregt mit einem Künstler. Die beiden standen vor dem Kamin, und ihr Lachen übertönte des Öfteren die Unterhaltung der anderen Gäste.
Um drei Uhr brachen die ersten Gäste endlich auf. Teresa, die mittlerweile vollständig den Überblick über ihren Alkoholkonsum verloren hatte, begleitete sie bis zum Gartentor und winkte ihnen dann fröhlich nach. Mit leicht unsicheren Schritten kehrte sie zum Haus zurück. Vor der Tür erwartete Ron sie und drückte ihr ein weiteres Glas Wein in die Hand.
„Tolle Party, Teresa“, erklärte er und strich dabei leicht über ihren Arm. Sein Blick glitt wieder einmal genießerisch über ihre Figur. „Sag mal, wie alt bist du eigentlich heute geworden?“ „Dreißig“, antwortete sie und nippte an ihrem Wein. Allmählich nahm sie ihre Umgebung nur noch durch einen nebelhaften Schleier wahr, fast wie im Traum, was sie als ganz angenehm empfand.
„Ich bin fünfundzwanzig“, teilte er ihr mit und lächelte sie gewinnend an. „Gerade das richtige Alter.“
Teresa stutzte, runzelte angestrengt die Stirn. Es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren. „Das richtige Alter? Wofür?“, erkundigte sie sich.
„Na, du weißt doch, für eine Affäre mit einer älteren Frau.“
„Ach ja?“
„Solche Affären haben etwas Aufregendes an sich“, behauptete Ron. Man merkte ihm an, dass er beschwipst war, aber Teresa fiel das nicht auf, weil sie selbst einen Schwips hatte.
Sie kicherte unvermittelt. „Für Aufregungen bin ich immer zu haben. Immer, jawohl!“
„Prima. Wir sind also einer Meinung. Das Leben ist so kurz, deshalb sollte man sich kein Vergnügen entgehen lassen“, verkündete er mit einer eindeutig auf genossenen Alkohol zurückzuführenden Tiefsinnigkeit.
„Stimmt.“ Teresa nahm einen großen Schluck Wein. Plötzlich wurde ihr schwindelig, und sie musste sich am Türrahmen festhalten. Dann murmelte sie: „Wenn sie jung sind, kann man sie noch erziehen.“
Ron beugte sich vor, stützte sich an der Wand. „Wen kann man noch erziehen, wenn er jung ist?“
„Das männliche Geschlecht“, erwiderte Teresa mit einer vagen Handbewegung. Wäre ihr Glas nicht bereits halb leer gewesen, hätte sie die Hälfte des ursprünglichen Inhalts verschüttet. „Ist egal, ob es Welpen, kleine Drachen oder Einhörner sind. Wichtig ist nur, sie jung einzufangen und dann richtig zu erziehen. Die Großen sind alle bösartig und bissig.“
„Im Ernst?“
„Jawohl.“
„Teresa, ich glaube, du solltest wissen, dass ich noch sehr lernbegierig bin“, brachte Ron mühsam hervor. Das
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