Mit der Liebe spielt man nicht
nehmen. Durch die Glasplatte des Beistelltisches hindurch konnte sie den Drachen auf dem Läufer sehen.
„Diese wunderbaren Augen“, murmelte sie wehmütig. „Wessen Augen?“, forschte Ron.
„Ach, ich sprach nur von dem Drachen.“
„Hm. Wie macht ein Drache Liebe?“
Schweigen.
„Teresa, wie macht ein Drache Liebe?“
„Ja, weißt du ..." Finster schaute sie auf das Fabelwesen auf dem Teppich.
Ron blieb hartnäckig. „Wie?“
Teresa seufzte. „Auf unglaublich schöne Weise. Das heißt, wenn man es versteht, seine Leidenschaft zu wecken“, hörte sie sich heiser sagen. Warum schaute der Drache auf dem Teppich sie nur so merkwürdig an? Er hatte kein Recht, sie so vorwurfsvoll anzugucken! Schließlich war er derjenige, der Schuldgefühle haben sollte! Sie reckte das Kinn vor. „Aber man kann einem Drachen nicht trauen.“
„Aha, vertraue niemals einem Drachen. Das ist wohl die nächste Lektion“, meinte Ron und blickte Teresa erwartungsvoll an.
„Er hat kein Recht, mir Schuldgefühle einzuflößen!“, stieß sie hervor, wie gebannt auf den Teppich starrend. „Kein Recht, sich einzumischen!“
„Auf keinen Fall!“, stimmte Ron ihr zu. Nach einer kleinen Pause fragte er plötzlich: „Von wem redest du überhaupt?“ „Von dem Drachen natürlich.“
„Ja, richtig. Drachen dürfen sich auf keinen Fall einmischen.“ „Diese bösartige, bissige Kreatur“, schimpfte Teresa vor sich hin.
„Wahrscheinlich handelt es sich um einen älteren Drachen“, bemerkte Ron ernsthaft.
Teresa nickte. „Er ist vierzig.“
„Viel zu alt für Erziehungsmaßnahmen.“
„Das ist nur allzu wahr.“ Sie nickte. „Ach, wahrscheinlich sind Drachen schon von Geburt an hinterlistig“, fügte sie dann hinzu. „Es ist hoffnungslos, ihnen etwas beibringen zu wollen.“ „Und wie steht es mit mir?“ Ron schenkte ihr ein hoffnungsvolles Lächeln.
Teresa sah auf, musterte ihn irritiert. Was hatte dieser Fremde eigentlich auf ihrem Sofa zu suchen? Weshalb war er überhaupt noch hier?
Ach ja, richtig, irgendwann hatte sie geplant, ihn zu verführen. Verzweifelt schloss sie die Augen und stöhnte.
„Es hat keinen Zweck, Ron. Ich schaffe es nicht. Es wäre besser, wenn du jetzt nach Hause gehen würdest.“
„Was? Ich soll jetzt gehen?“, fragte er fassungslos.
Teresa öffnete die Augen, wehrte sich gegen das übermächtige Gefühl der Müdigkeit. „Ich kann nicht mit dir schlafen. Es tut mir leid, Ron. Ich habe auch keine Lust, noch weiter über Tiere zu reden.“
„Versuch es doch“, bettelte er. „Ich bin ein guter ...“ „Nein!“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann einfach nicht. Jedenfalls nicht, solange dieser verflixte Drache mich so vorwurfsvoll anschaut.“
„Vielleicht können wir ihn irgendwie loswerden“, meinte Ron.
„Kaum.“
„Wenn wir ..."
Sie winkte ab. „Hat alles keinen Sinn. Himmel, ich möchte wirklich wissen, wie lange er mich noch verfolgen und mein neues Leben ruinieren wird. Oh, diese bösartige Kreatur!“
„Er ruiniert nicht nur dein Leben“, knurrte Ron, „sondern auch meins.“
„Jetzt übertreibst du.“
„Jedenfalls verdirbt er mir den Abend. Er ...“ Ron verstummte, blickte eine Zeit lang grimmig auf das Fabelwesen auf dem Teppich, dann sank er auf dem Sofa zurück und schlief ein.
Teresa schloss erneut die Augen. Gleich darauf rollte sie sich in ihrem Sessel zusammen. Sie war so unsagbar müde.
Schlafen, schlafen, für ein paar Stunden den dummen Drachen vergessen! Morgen würde sie den verhexten Teppich aufrollen und auf den Dachboden verbannen.
Irgendetwas musste getan werden. Sie hatte solche Fortschritte mit ihrem neuen Image erzielt, dass sie es einfach nicht dulden durfte, sich von einem albernen Drachen behindern zu lassen, wenn es um ihr Liebesieben ging.
Noch während sie allmählich in Schlaf sank, konnte sie sich des erschreckenden Gefühls nicht erwehren, dass der Drache sie nicht so leicht aus seinen Klauen lassen würde. Und sie träumte von einem Mann mit grauen Augen und einem Ebenholzstock und einem Degen.
Es dauerte lange, bevor Teresa das Dröhnen in ihrem Kopf von dem Klopfen an der Tür unterscheiden konnte. Eine Weile lag sie ganz still, registrierte, dass heller Sonnenschein durchs Fenster drang und jemand an ihre Haustür pochte.
Sie fasste sich an ihre schmerzende Stirn. „Ich ... ich kann nicht aufmachen!“, rief sie mit schwacher Stimme.
Das Klopfen wurde daraufhin nur noch eindringlicher.
Ächzend
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