Mit der Liebe spielt man nicht
Teresa, bin ich dir etwas schuldig. Ich bilde mir ein, dass ich demnächst vielleicht Gleiches mit Gleichem vergelten könnte. Ich bin sicher, dass dein Exmann dich in einer gewissen Hinsicht nicht allzu sehr verwöhnt hat. Es wird Zeit, dass du eines der schönsten Vergnügen im Leben besser kennenlernst. Und durch welchen Mann könntest du es besser kennenlernen, als durch deinen zukünftigen Ehemann? Dies ist ein Heiratsantrag, Teresa.“
9. KAPITEL
Warum habe ich mich wieder von Devin einwickeln lassen?, fragte Teresa sich, während sie die Bücherregale in ihrem Laden abstaubte. Warum hatte sie
seine Einladung zum Dinner nicht ausgeschlagen? Weil er von Heirat gesprochen hatte?
Nein, das ist nicht der Grund, dachte sie verärgert, es hat andere Ursachen. In dem Moment, als sie die Verzweiflung in Devins grauen Augen wahrnahm, war es wieder um sie geschehen gewesen. Und die Vorstellung, wie er zwei Jahre zuvor beinahe auf einer einsamen Landstraße verblutet wäre, hatte ihr den Rest gegeben.
Himmel, was war sie doch für eine dumme Gans! Sie hätte ihn einfach hinauswerfen sollen! Wütend legte sie den Staubwedel fort und machte sich dann an ihrem kleinen Schreibtisch zu schaffen. Im Geschäft herrschte kein Betrieb, nichts konnte sie von ihren Grübeleien ablenken. Immer wieder kreisten ihre Gedanken um das Gespräch am Frühstückstisch.
„Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dich heiraten würde“, hatte sie ausgerufen.
„Du hast doch Angst vor mir.“
„Überhaupt nicht“, hatte sie darauf erwidert, was durchaus der Wahrheit entsprach.
„Dann beweis das, indem du mein Einladung zum Dinner annimmst.“
„Devin, das ist lächerlich. Zuerst redest du von Heirat und dann vom Dinner.“
„Eins nach dem anderen, Teresa. Als Erstes möchte ich, dass du heute Abend mit mir essen gehst“, hatte er verkündet.
In jenem Moment hatte Teresa die Verzweiflung in seinen Augen wahrgenommen, sich außerdem an sein schreckliches Erlebnis vor zwei Jahren erinnert und nachgegeben.
„Na schön, ich nehme die Einladung an.“
Ja, und jetzt saß sie hier und machte sich bittere Vorwürfe deshalb. Warum war sie nicht standhaft geblieben?
Weil ich ihn noch immer liebe, sagte sie sich. In dem Augenblick, in dem sie Devin an diesem Morgen die Tür geöffnet hatte, hatte diese Erkenntnis sie wie ein Blitz getroffen. Nein, verbesserte sie sich, ich wusste es bereits letzte Nacht, als ich wie fasziniert auf den Drachen auf dem Teppich starrte und mir trotz meines angetrunkenen Zustands klar wurde, dass ich mit Ron Adams nicht schlafen könnte. Der einzige Mann, den sie verführen wollte, war Devin Colter.
Reisebürokaufmann! Dass ich nicht lache, dachte sie. Und aus welchem Grund mochte er tatsächlich nach Port Townsend gekommen sein? Er hatte sie an Bord des Schiffes nur getäuscht, belogen und benutzt, weswegen sollte er sich dann jetzt die Mühe machen, eigens ihretwegen nach Port Townsend zu kommen?
Und wenn er sie doch nicht nur benützt hätte? Ach, wüsste sie bloß, woran sie mit ihm war! Was hatte die verzweifelte Entschlossenheit zu bedeuten, die sie bei ihm gespürt hatte?
Hat Devin Colter mir heute Nacht etwa doch die Wahrheit gesagt?, fragte sie sich, fand jedoch keine Antwort. Sie dachte daran, wie sie ihn in jener Gasse auf St. Regis gefunden hatte. Als sie ihn an jenem Tag zerschunden und blutend vor sich sah, war er auf ihre Hilfe angewiesen und sie sofort bereit gewesen, ihm beizustehen. Ich hätte ihm selbst dann geholfen, gestand sich Teresa ein, wenn er ein Mörder gewesen wäre.
Und jetzt hielt er sich hier in Port Townsend auf und erzählte ihr, dass er sie brauchte. Diesmal war er zwar äußerlich unverletzt, aber sie hatte den Schmerz in seinen Augen gesehen. Würde sie sich diesem stummen Hilferuf entziehen können? Sie bezweifelte es. Devin war ein beunruhigender, aufdringlicher und irgendwie auch hinterlistiger Drache, dennoch gehörte er zu ihr.
Teresa seufzte und verfolgte diesen Gedanken noch einen Moment. Dass sie Devin erst gerettet und ihn dann verführt hatte, musste ein besonders besitzergreifendes Gefühl in ihr ausgelöst haben. Ja, er schien so zu empfinden. Zumindest konnte sie sich seinen unkontrollierten Wutausbruch an diesem Morgen nicht anders erklären. Nie würde sie die schreckliche Szene und Devins Gesichtsausdruck vergessen.
Ihr schauderte unwillkürlich bei der Erinnerung. Gott sei Dank, dass Devin wenigstens erkannt hatte, dass nichts Ernsthaftes
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