Mit der Liebe spielt man nicht
sie sich an einem gemütlichen Ecktisch gegenübersaßen, traute Teresa dem Frieden immer noch nicht so recht. Misstrauisch beobachtete sie Devin, obwohl er ihr bisher keinen Anlass zur Klage gegeben hatte. Seit sie von ihm zu Hause abgeholt worden war, hatte er sich wie ein korrekter Kavalier benommen. In dem dunkelblauen Anzug, der ihm vorzüglich stand, wirkte er wie ein ausgesprochener Gentleman. Sie trug ein modisches Kleid aus weißer Schurwolle, das
ihre Formen sanft betonte.
Allmählich gelang es Teresa, sich ein bisschen zu entspannen. Doch da sie Devin inzwischen zu gut kannte, um sich durch seine zurückhaltende Art täuschen zu lassen, beschloss sie insgeheim, weiterhin wachsam zu bleiben.
„Hör auf zu grübeln“, ermahnte Devin sie sanft, nachdem er bei dem Ober die Getränke und das Essen bestellt hatte. „Ich werde dir schon rechtzeitig ein Zeichen geben, bevor ich zum Totalangriff übergehe. Das hast du damals vorher auch getan.“ Teresas Gesicht verfinsterte sich. „Was meinst du damit?“ „Na ja, es begann mit einem Kuss im Mondschein“, erwiderte er. „Ich machte mir Hoffnungen, die sich vorerst gar nicht erfüllen sollten. Aber an dem Morgen, an dem ich dich zum Frühstück abholte und du unter dem exotischen Gewand keinen Büstenhalter trugst, da wusste ich genau, das war ein Zeichen für ...“
„Du hast dich über mich amüsiert, mich insgeheim ausgelacht“, unterbrach sie ihn erzürnt. „Die ganze Zeit über an Bord hast du mich zum Narren gehalten.“
„Das ist nicht wahr“, widersprach Devin. „Ich sehnte mich schrecklich danach, dich zu lieben, und habe alles vermieden, was dich in die Flucht hätte schlagen können.“
„Zu dumm, dass ich nicht geflohen bin.“
„Sag doch so etwas nicht. Ich werde die Nacht, die wir zusammen verbracht haben, niemals vergessen“, sagte er.
Teresa betrachtete ihn skeptisch. Wie gerne würde sie glauben, dass ihm jene Nacht tatsächlich so viel bedeutete! Laut äußerte sie: „Ich bin sicher, dass du bereits sehr viele solcher erinnerungswürdiger Nächte hinter dir hast.“
„Noch nie habe ich etwas Vergleichbares erlebt“, beteuerte Devin und sah ihr ernst in die Augen.
„Das nehme ich dir nicht ab.“
„Es ist die reine Wahrheit, Teresa. Glaub mir, du warst die erste Frau, mit der ich eine solche Erfüllung gefunden habe. Es sollte doch mehr als ein Abenteuer sein, oder?“
„Du warst aber schließlich mal verheiratet“, sagte sie. „Oder hast du mich in der Hinsicht auch belogen?“
Ein Schatten huschte über sein Gesicht. „Ich war verheiratet“, bestätigte er. „Doch meine Exfrau liebte mich nicht, sie interessierte sich lediglich für das Image, das mir mein Job verlieh. Deshalb verließ sie mich, Teresa, nachdem ich beinah mein Bein verloren hatte. Sie wollte einen James Bond und keinen einfachen Geschäftsmann.“
„Ist das wirklich wahr?“
„Teresa, abgesehen von dem Vorfall auf St. Regis, habe ich dich nie belogen. Ich war gar nicht befugt, jene geheimen Informationen weiterzugeben. Es tut mir sehr leid, dass du in die Sache mit hineingezogen wurdest. Als ich sah, in welcher Situation du dich befandest, meinte ich, mein Herz müsse stillstehen. Du ahnst ja gar nicht, welche Schuldgefühle ich entwickelt habe. Ja, alles war meine Schuld. Nach dem Polizeiverhör konnte ich an nichts anderes denken, als so schnell wie möglich zu dir zu eilen, um dir alles zu erklären. Aber du warst nicht mehr an Bord.“
„Nach allem, was vorgefallen war, hätte ich deinen Anblick nicht ertragen. Ich war unendlich wütend und kam mir wie eine Idiotin vor, weil ich einen stahlharten, heimtückischen Geheimagenten für einen zurückhaltenden Reisebürokaufmann gehalten hatte, der ...“
„... verletzbar, sensibel und scheu war. Ich weiß“, beendete er ihren Satz trocken. „Liebling, das stimmt doch. Vielleicht bin ich nicht gerade besonders scheu“, gab er zu, „dafür jedoch ganz sicher verletzbar und sensibel und ..."
„Devin, ich empfehle dir, schnellstens das Thema zu wechseln, bevor ich dir diesen ausgezeichneten Chardonnay über den Kopf gieße“, drohte Teresa.
Die Linien um seinen Mund vertieften sich. Eine Sekunde lang befürchtete Teresa, dass Devin aufbrausen würde. Doch dem war nicht so. Er folgte ihrem Rat und brachte das Gespräch auf Port Townsend, wollte wissen, wie lange sie die Buchhandlung besäße. Ehe Teresa sich versah, befanden sie sich schon wieder mitten in einer angeregten,
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