Mit der Liebe spielt man nicht
elfenbeinfarbenen Möbeln ab. Jedes Stück im Raum war sowohl nach Kriterien der Bequemlichkeit als auch des Stils ausgesucht worden. Die Mischung aus klassischer Eleganz und Behaglichkeit verbreitete eine Atmosphäre, die ganz Arianas Lebensstil entsprach, genauso wie Dennis’ unkonventionell eingerichtete Wohnung seine ungewöhnliche Lebensweise widerspiegelte.
„Guten Abend, Lucian“, begrüßte Ariana den Magier kühl. „Sie sind aber pünktlich.“
„Das bin ich immer, wenn ich zu einem selbstgekochten Essen eingeladen werde“, gab Lucian zurück und trat ein. Er trug eine schwarze Hose und einen grauen Pullover. Während Ariana das schwarze Jackett, das sie schon vom Vorabend kannte, in den Garderobenschrank hängte, beobachtete sie Lucian heimlich.
Seine dunkle Gestalt in dem hellen, warmen Raum hatte etwas Unwirkliches und Fremdes. Ariana fühlte sich unbehaglich, doch versuchte sie, es sich nicht anmerken zu lassen.
„Es ist schön, dass Sie gekommen sind, Lucian. Bitte, setzen Sie sich doch. Was möchten Sie trinken?“
Anstatt sich auf das bequeme Sofa zu setzen, folgte Lucian Ariana in die Küche, die sich gleich an das Wohnzimmer anschloss. Während Ariana den Schrank mit den Gläsern öffnete, ließ er sich auf einem Hocker am Frühstückstisch nieder.
„Ganz gleich. Was Sie dahaben.“
„Wie wär’s mit einem guten Riesling?“, fragte sie und holte eine Flasche Weißwein aus dem Kühlschrank. Sie zeigte ihm das Etikett.
„Wunderbar.“
„Wollen Sie mir nicht beim Sparen helfen? Zaubern Sie doch mal kurz aus Leitungswasser guten Riesling, dann könnte ich dieses teure Zeug noch etwas stehen lassen“, meinte Ariana gut-gelaunt, während sie nach dem Korkenzieher suchte.
„Sie sehen nicht so aus, als ob Sie es besonders nötig hätten, zu sparen“, erwiderte Lucian mit einem vielsagenden Blick auf die teure Wohnungseinrichtung. „Aber dafür kann ich Ihnen die Flasche dort auf machen.“
Ariana reichte ihm die Weinflasche. „Mit Zauberei oder mit dem Korkenzieher?“, fragte Ariana unschuldig.
„Ich hatte eigentlich daran gedacht, die Zähne zu benutzen“, entgegnete er in gespieltem Ernst und streckte die Hand aus. „Natürlich brauche ich einen Korkenzieher. Soll das hier etwa ein Test sein?“
Ariana reichte ihm mit einem strahlenden Lächeln den Korkenzieher. „Ach, wissen Sie, ich kenne einfach noch nicht so viele Zauberer, und da war ich eben neugierig.“
„Dann sind wir ja quitt. Ich bin auch neugierig auf Sie.“ Lucian begann, fachmännisch die Flasche zu öffnen. „Ich schlage also vor, wir fangen gleich damit an, unsere gegenseitige Neugierde zu befriedigen. Warum soll ich mich als Ihr Geliebter ausgeben?“
Ariana erschrak über seine Direktheit. „Nicht als mein Geliebter“, verbesserte sie ihn verlegen. „Nur als ein Mann, mit dem ich mich häufig treffe. Jedenfalls häufig genug, um unser Verhältnis eine Beziehung zu nennen. Denn nur dann wird Tante Pauline akzeptieren, dass ich Sie zu einer dieser Seancen mitbringe, oder wie auch immer der Spiritist seine seltsamen Zusammenkünfte nennt.“
Lucian zog den Korken aus der Flasche. Er erwiderte nichts auf Arianas Worte.
„Ich kann ja wohl kaum erzählen, wer Sie wirklich sind, und dann erwarten, dass sie Sie mit offenen Armen empfängt, oder?“, fuhr Ariana entschlossen fort. „Außerdem würde dieser Spiritist zweifellos verbieten, dass Sie an einer der Sitzungen teilnehmen, wenn er wüsste, wer Sie sind. Es ist doch nicht sehr wahrscheinlich, dass er sich von einem anderen Magier gerne bei der Arbeit Zusehen lässt, nicht wahr?“
Lucian goss nachdenklich den Wein ein. „Also gut, Sie brauchen eine glaubwürdige Ausrede, um mich mitbringen zu können. Wer außer uns beiden weiß noch davon?“
„Nur Dennis.“
„Wie ist es mit dem Mann, den Sie gestern Abend getroffen haben?“, fragte Lucian ruhig und reichte ihr ein Glas.
„Richard?“ Ariana runzelte die Stirn. „Ich glaube nicht, dass ich ihm etwas davon sagen werde. Es wäre mir einfach zu peinlich, es ihm zu erklären.“
„Sie meinen, dass Sie jemanden wie mich als Geliebten haben?“, fragte er leise.
„Ich meinte, dass Pauline einem Spiritisten auf den Leim gegangen ist“, verbesserte sie ihn sanft. „Ich möchte, dass die Sache so weit wie möglich in der Familie bleibt.“
„So, wie ich Dennis gestern verstanden habe, sind er, Pauline und Sie die einzigen Mitglieder der Familie, stimmt das?“ „Ja“, erwiderte
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