Mit der Liebe spielt man nicht
nach so angelegt, dass wir inzwischen ein recht ansehnliches Vermögen besitzen. Wir haben schon früh erkannt, was für ein Finanzgenie Ariana ist, und ihr alle unsere geldlichen Angelegenheiten übertragen. Gott segne sie. Ich liebe es, Geld auszugeben, Sie nicht auch?“
„Es kann sehr ... angenehm sein“, gab Lucian zu und sah zu Ariana herüber, die schweigend nach unten blickte.
„Und dabei ist Ariana auch noch so großzügig Dennis und mir gegenüber“, fuhr Pauline lebhaft fort. „Sie nimmt keinen Cent Provision von uns. Auf der anderen Seite kann sie aber auch ungeheuer stolz sein. Als sie vor vier Jahren ihr gesamtes Vermögen verlor und sich von Dennis und mir Geld leihen musste, bestand sie darauf, uns jeden Cent mit Zinsen zurückzuzahlen. Wir haben versucht, sie davon zu überzeugen, dass das wirklich nicht nötig wäre, aber ..."
„Bitte, Tante Pauline“, unterbrach Ariana ihre Tante ruhig. „Lass uns das Thema wechseln.“ Ihre Hände zitterten leicht.
Pauline Warfield sah ihre Nichte erschrocken an. „Es tut mir leid, Liebes. Ich wusste ja nicht ..." Hilflos blickte sie von einem zum anderen. „Ich dachte, du hättest Lucian die ganze Geschichte erzählt. Es war dumm von mir, dich wieder an jenes schreckliche Jahr zu erinnern.“
„Schon gut, Tante Pauline. Und jetzt wollen wir von etwas anderem reden.“ Über den Rand ihrer Teetasse hinweg sah Ariana Lucians forschenden Blick auf sich gerichtet. Sie hielt seinem Blick stand, doch ihre Hände zitterten immer noch. Irgendetwas an Lucians Gesichtsausdruck gefiel ihr nicht. Sie fühlte sich von ihm beobachtet und hatte plötzlich ein ungutes Gefühl. Aber da unterbrach ihre Tante schon wieder die Stille.
„Es hat auch gar keinen Sinn, alte Geschichten wieder aufzuwärmen, nicht wahr?“, erklärte sie betont fröhlich und goss ihnen Tee nach. „Die Gegenwart und die Zukunft sind das Einzige, was zählt, finden Sie nicht auch, Lucian?“
„Sie haben völlig recht“, stimmte er ihr zu.
„Erzählen Sie mir etwas von sich“, forderte sie ihn freundlich auf. „Sie leben in San Francisco? Dennis sagte, Sie hätten Ariana auf einer seiner Partys kennengelernt.“
„Lucian ist im Immobiliengeschäft“, erklärte Ariana hastig. „Er ist Makler und Vermögensverwalter und finanziert größere Projekte in dieser Gegend.“
„Ach, ein Spekulant also! Wie aufregend!“ Pauline klatschte begeistert in die Hände. „Ich wette, Sie sind ein ganz gerissener Geschäftsmann, habe ich recht, Lucian?“
Lucian brach plötzlich in lautes Lachen aus. Er schien sich köstlich zu amüsieren, und Ariana wusste auch, worüber. Sie erinnerte sich nur zu gut an ihr Gespräch über den Unterschied zwischen einem Spekulanten und einem Makler und Vermögensverwalter.
„Sagen Sie mal, Lucian“, begann Pauline völlig unbeeindruckt, nachdem Lucian sich etwas beruhigt hatte, „hat Ariana Ihnen eigentlich von ihrem Plan erzählt, im Falle einer Heirat unbedingt auf Gütertrennung zu bestehen?“
„Tante Pauline!“
„Ich glaube in der Tat“, erwiderte Lucian schmunzelnd, „sie hat mal etwas Derartiges erwähnt.“
„Und was halten Sie davon?“, fragte Pauline neugierig.
„Gar nichts“, erwiderte Lucian, plötzlich ernst. „Ich würde nie eine solche Vereinbarung unterschreiben.“
„Ausgezeichnet“, gab Pauline ihm sofort recht. „Seit vier Jahren versuche ich, Ariana davon zu überzeugen, dass sie endlich einen Mann braucht, der sie von ihrer Angst befreit. Sie ist ja geradezu besessen von der Idee, sich durch Verträge oder Geld oder eine Ehe schützen zu müssen. Eine wilde, romantische Liebesaffäre würde ihr so guttun, finden Sie nicht auch?“ Das war einfach zu viel. Ariana stand auf und musterte die beiden mit einem vielsagenden Blick. „Ich glaube, ich lasse euch jetzt lieber allein. Ich bin sicher, ihr werdet euch auch ohne mich nicht langweilen.“
4. KAPITEL
Am selben Abend machte Ariana die Erfahrung, dass es noch unangenehmere Situationen gab als die, von ihrer besorgten Tante in Verlegenheit gebracht zu werden. Sie befand sich in einem stockfinsteren Raum, in dem es so dunkel war, dass sie nicht die Hand vor Augen sehen konnte.
Noch nie in ihrem Leben hatte Ariana sich so unbehaglich gefühlt. Ihr Verstand sagte ihr zwar, dass es sich bei all dem nur um raffiniert ausgeklügelte Zaubertricks handelte, doch es half nichts. Sie hatte einfach Angst.
Außer ihr befanden sich noch etwa zwanzig Personen in dem
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