Mit der Liebe spielt man nicht
verbunden. Lediglich die Art der Energie kann sich wandeln. Wir auf der Erde kennen nur wenige und äußerst primitive Formen der Energie wie veralteten Brennstoff und das Atom. Aber Kraytons Volk ist im Besitz von Energiequellen, die weit über die unseren hinausgehen. Wie weit, das werden Sie heute Nacht sehen.“
Ariana erschrak, als sie eine weitere Gestalt auf der Bühne erblickte. Es handelte sich offenbar um einen Assistenten, dessen Gesicht unter einer Kapuze verborgen war. Er trug ein Tablett mit Gegenständen und stellte es vor Galen auf den Tisch.
„Konzentrieren Sie sich“, forderte Galen die Anwesenden auf und strich mit seinen Händen über die Gegenstände. „Lassen Sie Ihre geistige Energie frei fließen. Lassen Sie Krayton teilhaben an der Kraft Ihrer Gedanken. Er wird Ihnen zeigen, wie reich die Gaben des menschlichen Gehirns sind, genauso, wie die Wissenschaft seines Planeten die Kraft seiner Gedanken freigesetzt hat. Sie sind die Hüter der Energie hier auf Erden.“
Es folgte eine Serie von psychokinetischen Darbietungen, bei denen Objekte nur mit Hilfe geistiger Kraft bewegt werden. Die Gegenstände, die vor Galen auf dem Tisch lagen, schwebten abwechselnd in der Luft, brachen in der Mitte auseinander oder verschwanden völlig vor den Augen der Zuschauer.
Alles war in ein unheimliches phosphoreszierendes Licht getaucht und wurde von Galens tiefer, durchdringender Stimme untermalt. Das Publikum stand völlig im Bann der geheimnisvollen Vorgänge auf der Bühne. Es war klar, dass diese Leute auch an die Existenz früherer außerirdischer Besucher auf der Erde und an das Bermuda-Dreieck glaubten. Ariana sagte sich immer wieder, dass alles, was sie sah, nur raffinierte Technik und eine Form von Hypnose war. Trotzdem gelang es ihr nicht, sich ganz der magischen Anziehungskraft des Spiritisten zu entziehen.
Die Vorführungen wurden immer unheimlicher, bis Fletcher Galen selbst sekundenlang über dem Boden schwebte. Dann wurde ein Gast aus dem Publikum in Trance versetzt. Er erklärte mit erregter Stimme, dass er den geheimnisvollen Krayton deutlich vor Augen habe. „Ich sehe ihn!“, rief er immer wieder laut. Pauline flüsterte Ariana und Lucian zu, dass sie den Gast persönlich kenne und ihn nachher über das Experiment ausfragen wolle.
Die Spannung stieg allmählich ins Unerträgliche. Es war klar,
dass zu diesem Zeitpunkt alles, was im Raum geschah, Kraytons außerirdischen Kräften zugeschrieben wurde. Ariana wusste, dass diese Stimmung ganz bewusst erzeugt worden war, doch auch sie war von der allgemeinen Atmosphäre angesteckt. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass die Séance so schnell wie möglich zu Ende ginge.
Und dann wehte plötzlich ein schwacher Windhauch durch den Raum. Die Zuschauer schwiegen betroffen. Es herrschte plötzlich Totenstille, und auch Fletcher Galen schien überrascht. Wortlos starrte er auf einen Fleck über den Köpfen des Publikums. Wie auf Befehl folgten alle seinem Blick.
Und da erschien ein zweites Licht, das offensichtlich aus dem Nichts aufleuchtete. Und inmitten des Lichts wurden die schwachen Umrisse eines Wesens deutlich.
„Krayton!“ Der erstickte Ausruf kam von Galen. „Krayton, ist es denn möglich? Hast du tatsächlich die Kraft gefunden, zu uns zu kommen?“
Das Wesen in der Dunkelheit wandte seinen Kopf langsam dem Spiritisten zu, und dann hörte man eine Stimme, die aus den unendlichen Weiten des Universums zu kommen schien.
„Nicht genug. Noch nicht. Noch nicht...“ Die Stimme und die Umrisse des Wesens wurden immer schwächer, bis sie erloschen.
Ariana zitterte am ganzen Körper. Sie hatte plötzlich das Gefühl, als ob sie ihren Verstand verlöre. Sie stöhnte laut auf und griff blind nach Lucians Hand, die sich sofort vertrauensvoll um die ihre schloss. Instinktiv vergrub sie den Kopf an seiner Schulter. Da merkte sie, wie er beschützend den Arm um sie legte. Beschützend und auch ein wenig besitzergreifend.
Doch Ariana war dies im Moment völlig gleichgültig. Sie wollte sich nur noch vor dem magischen Zauber verstecken. Nie hätte sie geglaubt, dass sie sich von der Magie so mitreißen lassen würde. Sie spürte nicht nur Angst vor dem, was sie gesehen hatte, sondern auch vor ihrer eigenen Reaktion.
„Lass uns gehen“, sagte Lucian plötzlich abrupt. „Kommen Sie, Pauline, ich möchte Ariana zum Hotel zurückbringen. Sie hat fürs Erste genug.“
„Aber natürlich“, flüsterte Pauline und stand sofort auf.
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