Mit der Liebe spielt man nicht
„Nur kann ich nichts sehen.“
„Hier, nehmen Sie meine Hand.“ Er umfasste Paulines Handgelenk, ohne Ariana loszulassen, die immer noch zitterte. Da sah sie noch ein Licht, das vor ihnen über den Boden glitt. Erschrocken zuckte sie zusammen.
„Das ist nur eine Taschenlampe“, flüsterte Lucian beruhigend. Er leuchtete ihnen mit der winzigen Lampe den Weg. Endlich erreichten sie den Vorhang, durch den man sie vorher hineingelassen hatte. Auf der anderen Seite stand einer der Assistenten und öffnete ihnen hastig die Tür.
„Ist der Dame nicht gut?“, fragte er besorgt.
„Alles in Ordnung. Sie ist nur etwas nervös“, erwiderte Lucian kurz und schob Tante Pauline und Ariana in die große Vorhalle. Zielstrebig führte er sie zu Paulines Mercedes. Er hatte sie schon hergefahren, und so hielt er die Schlüssel bereits in der Hand. Innerhalb von Sekunden saßen die beiden Frauen sicher im Auto.
„Ariana, Liebes, ist dir nicht gut?“ Tante Pauline beugte sich aufgeregt zu ihrer Nichte vor, während Lucian den Wagen zum Hotel zurückfuhr. „Was ist denn los? Du hast doch nicht etwa Angst gehabt? Krayton ist völlig harmlos, er würde keiner Seele etwas zuleide tun!“
Ariana zitterte immer noch am ganzen Körper. Schweigend blickte sie aus dem Fenster. Sie hörte, wie Lucian ihrer Tante erstaunlich genau erzählte, was geschehen war. „Sie wird sich gleich wieder beruhigt haben, Pauline. Ariana hat einfach nicht damit gerechnet, wie stark die Macht der Suggestion auf den
menschlichen Verstand wirken kann. Einige Menschen sind empfänglicher dafür als andere. Es kann ein ziemlicher Schock sein herauszufinden, dass man die Kontrolle über seinen Verstand verliert. Vor allem dann, wenn man sich seiner selbst so sicher war.“
Endlich löste sich Ariana aus ihrer Erstarrung. „Es war alles nur ein Trick, nicht wahr? Alles. Ein raffiniert ausgeklügelter Trick.“ Ihre Stimme klang rau.
„Ja, es war ein Zaubertrick“, sagte Lucian ruhig. „Der Mann ist einfach fantastisch auf seinem Gebiet, und es ist erstaunlich, wie er das Publikum in der Hand hat. Aber es war alles reine Technik. Mit ein bisschen Übung und einem fähigen Beleuchter hätte jedermann das tun können, was er heute getan hat.“
„Was?“ Pauline starrte ihn ungläubig an. „Wollen Sie etwa damit sagen, dass alles Betrug war?“
„Leider ja, Pauline. Eine Menge Taschenspielertricks, unsichtbare Drähte und Lichteffekte. Eine relativ einfache Kombination.“ Er lächelte beschwichtigend.
„Das glaube ich einfach nicht! Der Mann steht in direkter Verbindung mit Krayton! Er materialisiert seine Energie! Alles, was wir heute gesehen haben, war ein Beispiel dafür, wie Fletcher Galen Kraytons Willen ausführt!“, rief Pauline aus.
„Aber, Pauline“, begann Lucian geduldig. „Ich könnte Ihnen das Gleiche vorführen, was Sie heute Abend gesehen haben, und Ihnen dann erzählen, dass das alles Kraytons Handlungen sind.“
„Sicher gibt es gute Magier, die in der Lage sind, Krayton zu imitieren! Aber das bedeutet noch lange nicht, dass alles von heute Abend Betrug war. Vergessen Sie nicht, ich bin heute ja nicht das erste Mal Zeuge von Kraytons ungeheuren Kräften geworden. Und dann die Leute, die in Trance Kraytons Planeten gesehen haben!“
„Man kann Menschen in Hypnose alle möglichen Visionen einreden, wenn man will“, erklärte Lucian trocken. „Hören Sie, Pauline, wollen wir nicht lieber morgen darüber reden? Ariana ist beunruhigt genug.“
Sofort wandte Pauline sich wieder besorgt an ihre Nichte. „Ariana, Kleines, du brauchst wirklich keine Angst zu haben. Weder Krayton noch Fletcher Galen werden dir etwas tun. Sie wollen unser Bestes, glaub mir! Ich hätte nie gedacht, dass dich das derart mitnehmen würde!“
„Schon gut, Tante Pauline“, sagte Ariana leise. „Ich war nur nicht darauf gefasst, dass ...“
„Ich kann mir denken, dass du einen derart umwerfenden Beweis von Kraytons Kräften nicht erwartet hast“, meinte Pauline neckend. „Du siehst das Leben eben eher von der praktischen Seite. Wahrscheinlich hast du gedacht, ich würde dich zu irgendeiner altmodischen spiritistischen Sitzung mitnehmen, habe ich recht?“
„Ich war einfach nicht darauf gefasst“, wiederholte Ariana tonlos, während Lucian den Mercedes vor dem Hotel parkte.
„Was Ariana jetzt braucht, ist ein gutes Glas Sherry“, meinte er, während er den beiden Frauen aus dem Wagen half. „Ich habe da einige Flaschen auf dem
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