Mit der Liebe spielt man nicht
Kaminsims in der Hotelhalle gesehen. Kann man sich einfach bedienen?“
„O ja, bedienen Sie sich.“ Pauline nickte fröhlich. „Das ist eine ausgezeichnete Idee. Ich glaube, ich könnte auch einen Schluck gebrauchen.“
Lucian holte den Sherry aus der Halle, während Pauline und Ariana in dem gemütlichen Salon auf ihn warteten. Die meisten Gäste waren noch bei Fletcher Galens Séance, und so hatten sie den Raum für sich.
„Die anderen kommen bestimmt auch bald“, meinte Pauline, als Lucian ihr ein Glas Sherry reichte. „Wir diskutierten danach immer noch stundenlang über den Abend.“
„Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich lieber gleich ins Bett gehen. Ich bin ziemlich erschöpft“, sagte Ariana und trank einen großen Schluck Sherry.
„Natürlich nicht“, erwiderte Pauline warm. „Das verstehe ich doch, mein Kleines.“
„Ich werde sie hinaufbringen.“ Lucian füllte erneut Arianas Glas. „Wenn Sie uns entschuldigen wollen?“ Höflich reichte er Ariana den Arm.
„Sicher“, stimmte Pauline mit einem wohlwollenden Lächeln zu. „Aber glauben Sie ja nicht, dass unser Streit damit begraben ist, Lucian. Fletcher Galen ist kein Schwindler!“
„Darüber sprechen wir morgen noch.“ Entschlossen schob er Ariana in Richtung Treppe.
„Du brauchst mich nicht ins Bett zu bringen, als ob ich ein kleines Kind wäre“, sagte Ariana widerstrebend.
„Sieh dich vor, dass du nicht den Sherry verschüttest“, gab er mit sanfter Stimme zurück. Es klang wirklich so, als ob er mit einem kleinen Kind spräche.
Am Kopf der Treppe drehte sie sich zu ihm um. „Ich warne dich“, flüsterte sie drohend. „Wenn du dich über mich lustig machst, stehle ich dir deinen Zauberstab, das schwöre ich dir!“
„Ich mache mich nicht über dich lustig“, erwiderte er leise und führte sie zu ihrer Tür.
Ariana atmete tief, als er den Schlüssel in das Schloss steckte. „Danke, dass du mich da herausgebracht hast, Lucian. Noch nie in meinem Leben habe ich mich derart gefürchtet“, gab sie ehrlich zu.
„Das ist doch nur allzu verständlich“, erwiderte er und schloss die Tür hinter sich.
„Also, ich verstehe das nicht!“, rief Ariana aus und begann, unruhig im Zimmer auf- und abzugehen. „Ich wusste ganz genau, dass alles nur ein Trick war. Niemand, der halbwegs bei Verstand ist, kann solchen Unsinn glauben. Und trotzdem war
ich offenbar die Einzige unter den Zuschauern, die Angst hatte.“ Ariana schüttelte nachdenklich den Kopf. Sie war immer noch erschüttert.
„Einige Menschen reagieren eben stärker auf Suggestion als andere. Du zum Beispiel solltest dich niemals freiwillig zu einem dieser Hypnose-Experimente melden, Ariana. Ich wette, es macht großen Spaß, mit dir Geisterbahn zu fahren“, fügte er schmunzelnd hinzu.
Sie schüttelte sich. „Das habe ich noch nie gemocht!“
„Und ich weiß auch, warum. Dein Verstand sagt dir ganz klar, dass alles nur Täuschung ist, aber deine Gefühle reagieren völlig anders. Daraus entsteht ein Konflikt, der dir verständlicherweise an die Nerven geht. Du brauchst dir nichts vorzuwerfen, Ariana. Galen ist wirklich ein erstklassiger Illusionist.“ Lucian ging zum Fenster und blickte nachdenklich auf die dunklen Silhouetten der Pinien und Tannen.
„Ich dachte, du stehst einfach auf und machst dem ganzen Schwindel ein Ende“, sagte Ariana vorwurfsvoll. „Hättest du nicht das Licht einschalten können? Dann hätten auch die anderen die unsichtbaren Drähte und Beleuchtungskörper gesehen.“ Sie setzte sich aufs Bett und zog sich ihre hochhackigen Schuhe aus. „Was war denn bloß mit dir los? Hat dieser Houdini nicht Hunderte von Betrügern entlarvt, die vorgaben, mit der Geisterwelt in Verbindung zu stehen?“
„Ja.“ Regungslos sah Lucian aus dem Fenster. „Das hat er.“ „Und warum hast du dann nichts unternommen? Die Gelegenheit war doch so günstig!“ Ariana seufzte.
„So einfach ist das nicht, Ariana. Galen ist bestimmt klug genug, um sich vor einer derartigen Gefahr zu schützen. Er wird schon seine Vorkehrungen getroffen haben, damit man ihm so leicht nichts nachweisen kann.“
„Was denn für Vorkehrungen?“
„Glaubst du vielleicht, die starken jungen Männer in ihren
Roben sind nur zur Dekoration da?“, fragte er.
Ariana sah ihn erstaunt an. „Lieber Gott, daran habe ich noch gar nicht gedacht. Du meinst, dass er sie sozusagen als Aufpasser engagiert hat?“
„Zumindest wird es eine ihrer Aufgaben sein, ihn
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