Mit der Zeit
mir was zu trinken ein. Sobald das Telefon verstummte, setzte ich mich und überlegte mir, wie ich meine Sekretärin und die Zugehfrau am besten davor warnte, irgendwelche an mich adressierte Päckchen zu öffnen.
Wenn ich ihnen die Wahrheit erzählte, würden sie ihren Männern davon berichten, und die würden – höchst vernünftig – ihren Frauen verbieten oder davon abraten, weiterhin für mich zu arbeiten. Ich versuchte mir eine Lüge auszudenken, die der Situation gerecht wurde, aber mir fiel einfach keine überzeugende ein, die ohne das furchteinflößende Wort ›Bombe‹ auskommen würde. Aber war es wirklich nötig, sie zu warnen? Boyle hatte gesagt, bei der Post würden sie alle an mich adressierten Päckchen überprüfen. Selbst wenn Zander mir noch eine Bombe schickte – und weder Boyle noch ich glaubten wirklich daran –, dann würde sie abgefangen werden. Wozu machte ich mir also Gedanken?
Wieder klingelte das Telefon, und diesmal nahm ich ab.
Barbara war wütend. »Wie Sie ganz genau wissen, guter Freund – denn auf so stupide Art vergeßlich sind Sie nicht –, habe ich versprochen, heute morgen McGuire anzurufen, und Sie haben versprochen, mich anzurufen. Als ich vergeblich auf Ihren Anruf warte und meinerseits Sie anrufe, sagt mir Ihre Zugehfrau, Sie seien plötzlich weggefahren und hätten gesagt, Sie müßten in die Stadt und kämen möglicherweise nicht zurück. Ohne einen Grund zu nennen. Da ich mein möglichstes tue, Ihre Interessen wirkungsvoll in Verhandlungen mit einer Firma zu vertreten, die – wie ich inzwischen weiß – zum Finanzimperium Syncom-Sentinel gehört, da ist es doch wohl das mindeste, was Sie tun können, das aller mindeste, daß Sie sich so viel Zeit für mich nehmen, um mich nur ein einziges Mal anzurufen.«
»Es tut mir leid, Barbara. Mir ist eine Plombe rausgefallen, und ich mußte unbedingt zu einem Zahnarzt, auch wenn es nicht mein eigener war und ich erst sechzig Kilometer fahren mußte. Ich hatte Schmerzen.«
»Und für eine einzige Füllung braucht man einen ganzen Tag?«
»Ich sage ja, es tut mir sehr leid, wirklich. Was sagen Sie da eben über die Syncom-Oil?«
»Es geht nicht um ihr Öl, sondern um ihre verlegerischen Interessen. Ich finde heraus, daß Pacioli eine Tochtergesellschaft der Syncom-Sentinel ist. Und wie ich in Ihrem Interesse weiterforsche, finde ich heraus, daß McGuires Firma die Syncom-Sentinel in sämtlichen Rechtsangelegenheiten in all ihren weltweiten Operationen vertritt, in ihren breit gefächerten Unternehmungen ebenso wie in ihren Ölinteressen, vom Persischen Golf bis in die Arktis. Um nun einen so mächtigen Rechtsvertreter mit fünfzigtausend auf dem Tisch und etlichen Milliarden im Rücken nicht zu reizen oder auch nur im geringsten zu irritieren, rief ich ihn zurück, wie ich versprochen hatte. Ich erzählte ihm einfach, Sie seien mit den gegebenen Voraussetzungen nicht ganz glücklich. Sicher, Sie könnten schon verstehen, daß der Verlag die Angelegenheit vertraulich behandelt haben wolle, aber Sie seien zur Zeit vollauf damit beschäftigt, ein neues Buch druckfertig zu machen. Sie würden diese Arbeit nur ungern unterbrechen und sich auf den mühsamen Weg nach New York machen, nur um über ein Projekt zu diskutieren, von dem Sie weniger als gar nichts wüßten und an dem Sie möglicherweise nicht das geringste Interesse hätten.«
»Wunderbar formuliert, Barbara. Ausgezeichnet.«
»Ich erreichte damit, guter Freund, daß er – wenn auch widerstrebend – mit ein paar Angaben herausrückte. Das Buch – ich zitiere – soll im wesentlichen die Geschichte einer politischen Bewegung wiedergeben. Es wird zum Teil aus einer bislang unveröffentlichten Abhandlung aus dem neunzehnten Jahrhundert bestehen und zum anderen Teil aus einem durch einen zeitgenössischen Experten zu schreibenden informativen Kommentar über die Bewegung und ihre Entwicklung im Lauf der Jahre. Ihre Funktion wäre im wesentlichen die des Herausgebers. Der beabsichtigte Titel ist – ich zitiere wieder – Kinder des Zwielichts. «
»Reißt einen nicht gerade vom Hocker, nicht wahr.«
»Vielleicht klingt es auf italienisch besser. Außerdem kann so ein Titel immer noch geändert werden. Im Moment ist wichtiger, daß ich mich, nachdem ich ihm dieses Entgegenkommen abgerungen hatte, verpflichtet fühlte, auch ihm ein wenig entgegenzukommen.«
»Und wie haben Sie das gemacht, Barbara?«
»Ich habe einen Termin für Sie ausgemacht: Sie treffen heute
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