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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Interviews gesendet werden sollen. Seine Anwälte in Wien werden zweifellos in Aktion treten, aber was wird der Herrscher selbst tun?«
    »Sich in sein Privatflugzeug setzen und Reißaus nehmen, bevor ihm die österreichische Presse wieder auf die Pelle rückt.«
    »Währenddessen wird der ORF durchaus wahrheitsgemäß beteuern, von einer zweiten Filmrolle keine Kenntnis zu haben. Die haben ja nur das, was sie von Ihnen bekommen haben.«
    »Also erhält das Mukhabarat-Zentrum weitere dringende Anordnungen«, sagte Zander. »Wenn sie es in Wien nicht schaffen, haben sie Sie in New York oder Bucks County zur Strecke zu bringen.«
    »Patron«, sagte Simone scharf, »Sie haben mich gebeten, Mr. Halliday über seine Lage zu informieren, also bitte.«
    »Mein Kind, ich habe nur das Naheliegende ausgesprochen.«
    »Mr. Halliday kann das Naheliegende selber sehen.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte ich. »Welches ist denn der naheliegende Ausweg aus meiner verzwickten Lage? Ich rede vom bequemen, schmerzlosen Ausweg.«
    »Nun, einen naheliegenden Ausweg gibt es da nicht.« Sie lächelte. »Sie müssen ein Risiko eingehen. Nur eines, und ich hoffe, es geht schmerzlos ab, aber es ist ein Risiko. Nachdem Sie den ersten Filmpack an Rainer übergeben haben, bleiben Sie bei uns. Sie mögen dann später ein paar unbehagliche Situationen erleben, aber es muß Sie nicht unbedingt das Leben kosten.«
    »Nicht unbedingt ?«
    »Wahrscheinlich nicht. Mein Freund, Sie sind nicht unfehlbar. Wenn Sie mit Rainer gehen, werden Sie mit Sicherheit umgelegt. Möglicherweise in Wien, wie der Patron schon sagte. Warum überrascht Sie das? Der Patron ist zum Tode verurteilt, weil er dem Herrscher gedient hat. Sie haben denselben Mann schwer beleidigt. Sie haben ihn so gezeigt, wie er ist. Und Sie erwarten, daß man Sie begnadigt? Keine Chance. Wenn Sie aber bei uns bleiben und ein Risiko eingehen, stehen Ihre Chancen besser. Und Sie müssen bereit sein, zu gewinnen. Das ist sehr wichtig. Sie nehmen das Päckchen mit dem zweiten Film und stecken es in Ihre Tasche. Nicht in Ihr Gepäck, sondern in Ihre Tasche. Und wenn es für eine Tasche im Anzug zu groß ist, dann reißen Sie eine der Innentaschen auf und stecken es unter das Futter. Wenn unser Plan für den heutigen Tag aufgeht, dann werden Sie nachher in der Lage sein, sich an Ihren guten Freund Herrn Schelm zu wenden und ihn um eine kleine Hilfestellung zu bitten. Er wird Ihre Bitte, glaube ich, nicht abschlagen.«
    »Was für eine Hilfestellung denn? Ich mag ihn zwar als Mensch, aber in Angelegenheiten, die irgendwie mit seinem Job zu tun haben, fließt in ihm bestimmt nicht die Milch der frommen Denkungsart.«
    »Es könnte sehr zweckdienlich für ihn sein, auf Ihre Bitte einzugehen. Sie verlangen von ihm nur, Kopien des Films in Päckchen Nummer Zwei herzustellen und dafür zu sorgen, daß sie privat an die Außenminister der UAE und Saudiarabiens und an alle Nato-Botschafter in den Hauptstädten am Golf geschickt werden. Oder aber, falls er die Nato nicht mit hineinziehen will, Sie nützen Ihre Fernsehbeziehungen in New York.«
    Ich dachte einen Augenblick nach. Der erste Film wäre für den PBS-Produzenten in New York kaum von Interesse, aber wenn auch noch der zweite dazukäme, dann hätte er etwas, worauf er aufbauen könnte. Ein Hintergrundbericht über chemische Kriegführung mit Aufnahmen von einem verrückten Ölscheich in den Tiefen einer alten Silbermine, die er zum sichersten Atombunker der Welt umgebaut hatte – das wäre nicht uninteressant. Wenn man das mit dem hysterischen Lachanfall anreicherte und den Mann in Großaufnahme zeigte, wie er bei der Vorstellung der Zuckungen seiner Nervengasopfer kurz vor ihrem Erstickungstod mit den Lippen schmatzt, dann ergab das einen ziemlich sensationellen Fernsehfilm. Man hätte damit außerdem eine alte internationale Streitfrage – das Genfer Protokoll über das Verbot chemischer und biologischer Kriegführung aus dem Jahr 1925 – ein wenig aufgefrischt und für ein junges Publikum schmackhaft gemacht.
    »Wie kommen Sie zu der Annahme«, fragte ich, »dem Herrscher könnte diese ganze negative Publicity gefallen?«
    »Sie wird ihm natürlich nicht im geringsten gefallen.«
    »Warum sollte er dann anordnen, daß Rasmuk mich verschont?«
    »Das wird dann nicht mehr nötig sein. Bis dahin wird er derjenige sein, der in die Defensive gedrängt ist. Rasmuk mag keine Auftraggeber, die gewaltige Rechnungen zusammenkommen lassen und

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