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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Ihren Kreditkarten?«
    »Die beulen dieselbe Tasche aus. Warum?«
    »Sie müssen sie bei sich tragen. Sie werden sie brauchen.« Ich reagiere selten mit Wohlwollen, wenn man mich wie ein zurückgebliebenes Kind behandelt, aber bei dieser Gelegenheit gab ich brav das ORF-Päckchen her und vergewisserte mich, daß mein Paß, die Reiseschecks und Kreditkarten tatsächlich in der Anzugtasche waren. Zander konnte einen rasend machen, aber er hatte eine Art, Gehorsam zu verlangen, der nur schwer zu widerstehen war. Zweifellos hätte mir der General den Grund dafür nennen können.
    Wir fuhren durch St. Veit, ohne ein einziges Mal an eine rote Ampel zu kommen, und Zander begann unruhig zu werden, weil wir unsere Plätze immer noch nicht vertauscht hatten. Wir waren bereits in den Außenbezirken von Klagenfurt und nur noch zwei Kilometer von der Abzweigung zur Autobahn nach Villach entfernt, ehe wir wegen eines großen Krantransporters, der rückwärts aus einer Baustelle fuhr, anhalten mußten. Fast noch bevor wir langsamer wurden, hatte Zander seine Tür einen Spalt geöffnet und forderte mich auf, es ihm nachzutun. Tatsächlich brauchte der ganze Platzwechsel noch nicht mal zehn Sekunden. Das Hin und Her des Krantransporters hielt uns volle zwei Minuten auf.
    Zander nützte sie dazu, eines der Gewehre aus dem Bündel herauszuziehen, das ein Zollbeamter bei einer flüchtigen Gepäckkontrolle als Teil einer Camping-Ausrüstung angesehen haben würde, und es blieb ihm noch Zeit, die Munitionskisten umzustellen. Was ich von Handfeuerwaffen weiß, beschränkt sich im großen und ganzen auf die in den Kriegen benutzten, von denen ich als Reporter berichtet habe. Ich glaube , die Gewehre, die sie an dem Tag hatten, waren vom Typ Armalite AR 15; damit werden relativ kleine Kugeln mit hohen Mündungsgeschwindigkeiten abgefeuert. Scharfschützen mögen sie nicht, weil sie nicht sehr präzise sind und weil man mit ihnen praktisch nichts anvisieren kann, was über zweihundert Meter entfernt ist. Bis auf eine Entfernung von etwa sechshundert Meter können diese kleinen Kugeln allerdings einen menschlichen Körper schrecklich zurichten. Nicht mal die Einschußstelle ist ein glattes Loch. Die Colt-Magazine, die sie verwendeten, enthielten jeweils fünfundzwanzig Schuß. Das wußte ich, weil diese Angaben in gut lesbarer Schablonenschrift auf den Munitionskisten standen.
    Die Autobahn Klagenfurt-Villach besteht größtenteils aus vier durch stählerne Leitplanken getrennten Fahrbahnen. Nur auf kurzen Streckenabschnitten, im Bereich der Auf- und Abfahrten, sind es sechs Fahrbahnen, doch Rainers Plan, jeden, der sich mit den Ortofilm-Fahrzeugen anlegen wollte, abzuwehren, stellte sich als ganz einfach heraus. Sobald wir auf der Autobahn waren, scherte der ORF-Kamerawagen, der immer noch mit eingeschaltetem Blinklicht fuhr, auf die schnelle linke Fahrbahn aus und blieb dort, ohne seine Geschwindigkeit zu erhöhen. Ich blickte nach hinten und sah, daß der ORF-Lastwagen ebenfalls ausgeschert war. Die wütenden Huptöne, die uns nun verfolgten, kamen nicht von den Rasmuk-Leuten in dem Citroën, sondern ganz offensichtlich von normalen Autobahnbenützern. Um fünf Uhr dreißig begann der abendliche Stoßverkehr, und Leute, die in den Klagenfurter Fabriken und Büros arbeiteten, hatten es eilig, in ihre Häuser am Wörther See zu kommen. Fraglos hatte das Rasmuk-Team längst erkannt, daß der ORF – aus irgendwelchen merkwürdigen Gründen – die Ortofilm eskortierte. Wahrscheinlich hatten sie bei der Leitung der Rasmuk-Operation per Funk nachgefragt und die Anweisung erhalten, den Kontakt mit uns aufrechtzuerhalten und über die weitere Entwicklung auf dem Weg zur Grenze zu berichten.
    Zander beeindruckte die Art und Weise, wie der ORF seine Muskeln spielen ließ. »Ihr Mr. Rainer«, sagte er, »muß ein amüsanter Bursche sein.«
    »Nicht sonderlich amüsant, aber sehr entschlossen. Er will diesen Film haben, und er wird an uns dranbleiben, bis er ihn hat. Direkt bis an die Grenze, wenn Sie das wollen.«
    Er ignorierte meine letzte Bemerkung. »Er hat jedenfalls Bourger und sein Team ganz schön nervös gemacht. Das hilft uns. Ein nervöser Gegner läuft eher Gefahr, Fehler zu machen. Haben Sie irgend etwas in Ihrer Aktentasche, an dem Ihnen besonders viel liegt?«
    »Ich habe dort ein dickes Adreßbuch, das ich nicht verlieren möchte.«
    »Jasmin kann das in ihre Handtasche nehmen. Einverstanden?«
    »Okay. Wenn Sie meinen. Demnach haben

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