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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Halliday. Aber es ist Ihnen doch wohl klar, daß einer dieser BMWs bereits auf dem Weg zum nächsten Farbfilmlabor ist. Der Erste Sekretär wird schon bald wissen, daß Sie ihn reingelegt haben. Sie sollten sich möglichst rasch etwas einfallen lassen. Was hatten Sie denn für heute geplant? In Beziehung Filmübergabe, meine ich?«
    »Wenn wir zur Grenze kommen, oder kurz davor, werden wir anhalten müssen. Dann werde ich aussteigen und Rainer das Päckchen mit der 1 aushändigen. Da ist zum größten Teil das drauf, was die Petrucher-Mine betrifft. Es ist das Material, das er wirklich braucht.«
    »Und was ist mit dem zweiten Päckchen? Wollen Sie das behalten?«
    »Ich hatte eigentlich daran gedacht, es Ihnen und Simone zu geben.«
    »Uns? Warum?«
    »Sie laufen über, nicht wahr? Jedenfalls lassen Sie den Golf hinter sich. Und Überläufer haben doch immer eine Kleinigkeit in ihrem Gepäck, etwas, was ihre Gastgeber milder und freundlicher stimmt.«
    Simones stillvergnügtes Lachen ärgerte ihn augenscheinlich. »Man gewährt uns politisches Asyl. Das ist alles«, sagte er gereizt.
    »Trotzdem, der General müßte dankbar sein. Dieser zweite Teil des Interviews könnte seine Aufgabe beträchtlich erleichtern. Ich meine seine Aufgabe, diesen Nato-Ausschuß, dem er zu berichten hat, davon zu überzeugen, daß man dem Herrscher kaum etwas Gefährlicheres in die Hand geben darf als allenfalls einen Fliegenwedel.«
    »Vielleicht. Obwohl ich nicht glaube, daß der General, mit dem ich heute zu tun hatte, viel Hilfe von uns brauchen wird. Lassen Sie uns etwas mehr von Ihrem Plan hören. Wenn Sie diesem Rainer seinen Film gegeben haben und mit Ihren Koffern auf der Straße stehen, was dann? Ich gehe mal davon aus, daß wir zu dem Zeitpunkt alle noch am Leben sind, oder doch die meisten von uns. Wie sieht dann Ihr nächster Schritt aus?«
    »Ich werde wohl Rainer bitten, mich mit nach Wien zu nehmen. Von dort nehme ich ein Flugzeug nach New York. Ich werde vielleicht in Frankfurt umsteigen müssen, aber morgen zur Frühstückszeit sollte ich Kennedy Airport erreicht haben. Ich werde mir einen Wagen mieten und nach Hause fahren.«
    Er hatte sich auf seinem Sitz umgedreht, um mir ins Gesicht blicken zu können. »Sie schaffen das nicht, Mr. Halliday, nichts davon.«
    »Ach nein?«
    »Na schön, Sie könnten möglicherweise bis zum Flughafen in Wien kommen, aber spätestens dort wird jemand vom Mukhabarat-Zentrum auf Sie warten. Die werden Sie bei der Übergabe des Films an den ORF beobachtet und per Funk dem Herrscher davon berichtet haben. Selbst wenn er von dem Labor noch nicht erfahren hat, daß Sie dem Ersten Sekretär einen unbelichteten Film gegeben haben, wird er Ihretwegen kein Risiko eingehen. Überlegen Sie gut, Mr. Halliday.«
    »Laden Sie mich ein, Patron, bei Ihnen und dieser Gruppe zu bleiben?«
    »Sie wären gut beraten, wenn Sie mit uns kämen, ja.«
    »Und wenn wir es schaffen, soll ich dann Ihrer Meinung nach in meinem eigenen Land um politisches Asyl bitten?«
    Er sah Simone an. »Habe ich ihm das vorgeschlagen?«
    »Nein, Patron. Aber Sie drücken nicht klar aus, was Sie ihm nun tatsächlich vorschlagen. Uns ist er eine große Hilfe gewesen. Das geben Sie selber zu. Ich finde, wir sollten deutlicher mit ihm über seine eigene Lage reden. Wir haben nichts zu verlieren, wenn wir offen sind.«
    »Möglicherweise hast du recht.« Er nahm wieder das Teleskop und betrachtete den Feind. »Dann rede jetzt also offener mit ihm. Bitte.«
    Ihre Augen sahen mich im Rückspiegel an. Sie taten es mit einem flüchtigen Lächeln. »Mr. Halliday«, sagte sie, »zu diesem Film, den Sie dem ORF überreichen. Die werden zweifellos eine große Sache daraus machen. Aber wann? Wie schnell geht das?«
    »Schwer zu sagen. Es ist eine heiße Geschichte. Andererseits werden ihnen die ergänzenden Aufnahmen fehlen. Das ist alles am Ende der zweiten Rolle, und die bekommen sie ja nicht. Wahrscheinlich werden sie irgendwelche Fotos von der Mine ausgraben. Vielleicht haben sie sogar eines von mir. Und dann müssen sie eine sehr sorgfältige deutsche Übersetzung anfertigen, sie auf Band sprechen lassen und dann die ganze Geschichte nachsynchronisieren. Ich würde sagen, vierundzwanzig Stunden, vorher kann es nicht über den Sender gehen.«
    »Zu dem Zeitpunkt hat der Herrscher Gewißheit, daß das Interview nicht zerstört worden ist. Irgendwie wird er es bis dahin erfahren haben. Aber er wird nicht wissen, ob beide Teile des

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