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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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sie dann plötzlich nicht bezahlen können. Was seine Herrscherkollegen seinetwegen beschließen, ist wieder etwas anderes. Sie dulden manchmal Narren, aber nur solche, die ihre Torheiten nicht in entehrender Weise und in aller Öffentlichkeit begehen.«
    »Je törichter ich also den Herrscher aussehen lasse, desto besser für Sie. Ja?«
    Zander hielt ihr das Teleskop unter die Nase. »Siehst du jetzt, Simone? Ein bißchen Offenheit, hast du gesagt. Wir haben nichts zu verlieren. Und im nächsten Augenblick erzählt uns dieser Bursche, daß er mit TV-Propaganda alle unsere Probleme lösen kann. Er ist zu unserem Retter geworden.«
    Das Teleskop bedrohte nun mich. Ich lehnte mich zurück, um ihm auszuweichen. »Das hab ich weder gesagt noch gemeint, Patron, und das wissen Sie verdammt gut. Ich habe lediglich gesagt, daß alles, was den Herrscher in Mißkredit bringt, den Druck auf Sie ein wenig lockert.«
    Die Augen musterten mich fast mitleidig. »Sie wissen wirklich nichts von meiner Welt, habe ich recht? Wenn der Herrscher in Mißkredit gerät, wird als erstes gefragt werden: ›Wer hat unserem Bruder die Stufen gezeigt, den Abstieg zu diesem gefährlichen Weg?‹ Und als Antwort wird herauskommen, daß ich der Schuldige war und bin. Was das Mukhabarat-Zentrum betrifft, so werden die sich einem schwerwiegenden Public-Relations-Problem gegenübersehen. Es ist ja inzwischen weit und breit bekannt, daß sie einen Kontrakt übernommen haben, mich und meine unmittelbare Familie für einen Spitzenpreis umzubringen.«
    »Wer weiß denn davon?«
    »Alle Geschäftsleute am Golf, die eine Rolle spielen, und auch etliche kleinere. Ich vermute, daß sie von irgendeinem geheimen Polizeispitzel unterwandert worden sind. Sogar Ihr Freund Herr Schelm scheint davon zu wissen, und er kennt auch den Preis. Ein Nachrichtenoffizier! Wenn er es weiß, könnte es jeder wissen. Glauben Sie, das Mukhabarat-Zentrum könnte einen so öffentlichen Fehlschlag zulassen? Wer würde nach einem solchen Fiasko in Zukunft noch ihre Preise bezahlen? Was Simone über ihre Habgier sagt, ist schon richtig, aber nur zum Teil. Daß der Herrscher nun vielleicht in jedem Fall unfähig sein könnte, ihnen alles zu bezahlen, was er ihnen schuldet, ist nicht so wichtig. Es ist ihr Ruf, der auf dem Spiel steht. Wenn sie mich und meine Familie ohne gesicherte Aussicht auf die Abschlußzahlung umbringen, dann könnte das ihrem Prestige sehr zustatten kommen. Es würde denen, auf die es ankommt, verdeutlichen, daß die Mukhabarat-Leute auch dann noch im guten Glauben weitermachen, wenn andere sie im Stich lassen. Wollen Sie eine Voraussage von mir hören, Mr. Halliday?«
    »Eine beruhigende Tatsache wäre mir lieber. Ich würde mir zum Beispiel gerne mit einem einigermaßen überzeugenden Lächeln von Ihnen sagen lassen, daß dieser geheime Nato-Ausschuß des Generals dem Herrscher nicht etwa wegen der Bucht von Abra entgegenkommen wird. Aber ich werde mich wohl mit einer Voraussage zufriedengeben müssen.«
    »Sehr vernünftig, Mr. Halliday. Das ist nicht mehr unser Bier. Was die Nato machen wird, ist allein Sache der Nato. Kümmern wir uns um unsere Sachen. Ich sage folgendes voraus: Wenn mich die Mukhabarat-Leute heute nicht töten, werden sie mich und meine Familie überhaupt nicht töten. Na! Was sagen Sie?«
    »Ich habe schon fröhlichere Voraussagen gehört.«
    »Es ist doch so, Mr. Halliday: Wenn die mich heute nicht erwischen, werden sie warten und alles überdenken müssen. Wenn sie dann feststellen, daß ich mit meiner Familie vollkommen verschwunden bin und nur noch als eine Erinnerung existiere, werden sie das auf ihr Konto buchen. Wer ist dann da, um ihnen zu widersprechen? Sie? Herr Schelm? General Newell? Ich glaube kaum.«
    »Weil Sie gerade von mir reden, Patron: Welche Aussichten prophezeien Sie mir?«
    »Wenn es ihnen nicht gelingt, Sie heute zu töten, wird es ihnen sinnvoll erscheinen, Sie zu vergessen. Niemand könnte je von diesem Versagen hören und es ihnen vorhalten. Und mit dem Bekanntwerden Ihres Interviews, hier oder sonstwo, wären Sie – sofern Sie dann noch am Leben sind – doppelt in Sicherheit. In dem Punkt hat Simone recht. Die nehmen nicht gern Kontrakte an, die offensichtlich von persönlichen Rachegelüsten diktiert sind, selbst wenn sich der Auftraggeber einen Spitzenpreis leisten kann. Wenn der Polizist ein Motiv sehen kann, wird er dem Auftraggeber mit unangenehmen Fragen kommen, die dieser vielleicht beantworten zu

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