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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Sie vor, diesen Wagen hier loszuwerden.«
    »Ich will sichergehen, daß wir das, was wir brauchen, mit uns nehmen, falls wir den Wagen aufgeben und dem Feind zur Zerstörung überlassen. Sie haben auch das Netschajew-Manuskript hier.«
    »Darüber wollten Sie mir eines Tages noch Näheres erzählen.«
    »Ich kaufte das Original-Manuskript vor einigen Jahren bei einem Händler in Basel. Er schätzte es nicht sehr hoch ein. Es gehörte zu seinen ›politischen Eintagsfliegen ‹ , wie er es nannte – alte Briefe und andere Dokumente, die für Spezialisten vorübergehend von Interesse sind. Er vermutete, ein Nachahmer könnte es etwa zehn Jahre nach Netschajews Tod als Fälschung geschrieben haben. Einer von Paciolis sogenannten Experten hatte dieselbe Idee. Ich halte es allerdings für echt. Ich schämte mich fast dafür, daß ich es in dieser Weise als Köder benutzte.«
    »Was läßt Sie glauben, es könnte echt sein?«
    »Netschajew hat mich schon immer interessiert. Gehören Sie zu denen, die glauben, Soldaten und streitbare Männer seien nicht fähig, über ernsthafte Dinge nachzudenken?«
    »Was ich wirklich fragen wollte, war vielleicht, weshalb Sie sich Netschajew als bedeutenden Denker ausgesucht haben. Warum nicht Kropotkin oder Malatesta? Netschajew war nur ein wilder Draufgänger.«
    »Simone würde Ihnen zustimmen, aber Professor Arnold Toynbee war anderer Meinung. Haben Sie seinen Briefwechsel mit Daisaku Ikeda gelesen?«
    »Ich habe noch nicht mal davon gehört.«
    »Sie, ein gebildeter Mann! Nun ja. Toynbee vergleicht Netschajew mit Robespierre und Lenin. Alle begingen den moralischen Irrtum und den Denkfehler, zu glauben, Gewalt sei gerechtfertigt, wenn nur als Ziel das höchste Wohlergehen der Menschheit angestrebt sei. Robespierre und Lenin lebten lange genug, um zu sehen, wenn schon nicht einzugestehen, daß die von ihnen geschaffenen irdischen Paradiese lediglich zwei verschiedene Arten einer Schreckensherrschaft darstellten. Hätte Netschajew lange genug gelebt, wäre vielleicht auch er in jenem berühmten Zug gewesen, der 1917 in Petersburg ankam. Aber er wäre anstelle von Lenin dabeigewesen. Machen Sie sich keine Gedanken wegen des Manuskripts, jedenfalls nicht wegen dieser Kopie. Ich werde Ihnen eine andere, besser übersetzte schicken. Aber nun kommen wir nach Villach und müssen wachsam sein. Irgendwo muß die Straße eine große Schleife beschreiben, eh Simone?«
    »Wir sind bereits auf der Schleife. Die Autobahn endet hier. Es sind noch etwa drei Kilometer.«
    Während sie redete, ging die Leitplanke zwischen den Fahrbahnen zu Ende, und wir waren auf einer Straße mit Gegenverkehr und einer dritten Fahrbahn in der Mitte, die beiden Richtungen zum Überholen diente. Der ORF-Kamerawagen fuhr sofort nach rechts und setzte sich unmittelbar vor uns, wie schon vor der Autobahn. Der große Lastwagen, der bisher unseren Kastenwagen seitlich abgeschirmt hatte, reihte sich wieder hinter ihm ein. Ein Schwarm wütender PKW-Fahrer ergriff sofort die Gelegenheit, lärmend vorbeizuziehen, aber der Citroën war nicht zu sehen. Zander hatte jedoch das Teleskop nach hinten gerichtet und meldete alsbald, der Citroën halte sich hinter dem ORF-Lastwagen verborgen.
    »Bourger hat es nicht eilig«, bemerkte er. »Er wartet die weitere Entwicklung ab.«
    Wir waren in einem Randbezirk mit kleinen Fabriken und Holzplätzen außerhalb von Villach. Ich bemerkte, daß es immer mehr Wegweiser gab und die ersten Hinweise auf Arnoldstein, auf die Grenzen und auf ein spezielles Depot für die Zollabfertigung des Güterfernverkehrs.
    »Langsam, Simone. Langsam und gleichmäßig«, warnte Zander. »Die sollen nicht denken, wir wüßten nicht genau, wo wir sind.«
    »Sie regen sich grundlos auf, Patron«, sagte sie. » Ich weiß genau, wo wir sind. Wir kommen jetzt zu der Eisenbahnbrücke. Wir können hier nirgends anhalten, wenn die Karte auch etwas anderes sagt. Die Straße ist zu schmal.«
    Nach der Brücke kamen auf beiden Seiten alte Mietshäuser und kleine Läden, dann zwei Tankstellen und danach ein Fernfahrer-Café mit einem großen Parkplatz davor.
    »Da«, sagte Zander.
    Sie blendete dreimal kurz auf und fuhr von der Straße herunter. Ich sah, wie Rainer rasch den Kopf drehte, während sein Fahrer anhielt und dann rückwärts auf uns zufuhr. Als er erneut anhielt, sagte Rainer etwas, und der Fahrer schaltete das Blinklicht auf dem Autodach ab.
    »So weit, so gut«, sagte Zander. »Nun, Mr. Halliday, er ist Ihr

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