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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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ein.
    »Bourger läßt dich grüßen, Simone«, berichtete er, »und er erzählt mir folgendes. Er hat den Befehl, uns nach Italien zu begleiten. Er sagt – und hält das für witzig –, seine Aufgabe sei es, unser Hirte zu sein. Dann versucht er wieder sachlich zu klingen und erzählt mir, seine Planer hätten angenommen, daß wir nach Italien gingen. Nicht wegen Stresa, sondern weil sie den Verdacht hätten, ich könnte mit der Nato verhandelt haben und mich in deren Schutz begeben. Warum? Weil sie nicht glauben könnten, ein Mann mit meiner Erfahrung würde dem Herrscher je genügend Vertrauen entgegengebracht haben, um ihm auch nur einen Augenblick den Rücken zu kehren. Er gibt vor, es betrübe ihn zutiefst sich mit Freunden in dieser Situation wiederzufinden.«
    »Ich sehe direkt die Tränen in seinen Augen. Steht er in Funkverbindung mit seinem italienischen Team?«
    »Nach allem, was er sagt, ja. Ganz sicher.«
    »Dann sind sie ein gutes Stück auf dieser Seite von Tarvisio, an der Paßstraße bei Thörl. Nicht einmal mit leistungsstarken Funkgeräten sind diese Berge zu überwinden.« Sie warf mir einen Blick zu. »Sehen Sie? Wir würden mit Rasmuk zu tun bekommen, lange bevor wir bei Ihren Carabinieri wären.«
    Zander hob die Hände. »Simone, wir brauchen Tageslicht, um das tun zu können, war wir tun müssen. Hör mir jetzt zu. Ich fragte Bourger ganz freundlich, welche Befehle er für den Fall habe, daß wir umdrehten und nach Norden fuhren, vielleicht nach Deutschland. Er sagte, er werde auch dann unser Hirte bleiben, aber ein bereits alarmiertes Team aus Linz würde uns entgegenfahren und uns abfangen. Er bat uns dringend, einen solchen Versuch nicht zu unternehmen. Ich fragte ihn, so als zweifelte ich an seiner Männlichkeit, wie es um seine Feuerkraft bestellt sei. Er sagte, als bloße Hirten auf fremden Grund und Boden hätten sie nur bescheidene Revolver dabei.«
    »Wie bescheiden?«
    »Polizei-Spezial, Achtunddreißiger. Die ganze Zeit habe er, und das wiederholte er, nur die Aufgabe gehabt, zu beobachten und Bericht zu erstatten. Man habe ihm den Auftrag nur gegeben, weil er mein Gesicht und deines kenne.«
    »Haben Sie ihm geglaubt, Patron?«
    »Ja.« Aber ich hatte mich umgedreht, um ihn zu beobachten, und sah den Zweifel in seinen Augen und eine Andeutung von Angst, die der Zweifel mit sich brachte.
    »Warum glauben Sie ihm, Patron?«
    Trotz funkelte in den Augen. »Er fragte mich nicht nach unserer Feuerkraft. Er will all das nicht wissen, was er vielleicht seinen Kollegen, die bereits auf uns warten, nicht weitermelden will. Er mag diesen Auftrag nicht. Er weiß, daß ich immer noch Freunde in Nordafrika habe, denen es möglicherweise nicht gefallen wird, daß er bei meiner Ermordung mitmischte.«
    »Sie glauben nicht, daß er blufft?«
    »Nein. Er wird nicht mehr tun, als er tun muß. Wir werden ihn ignorieren und wie geplant weiterfahren. Wenn er uns aus den Augen verloren hat, wird er dafür seine Entschuldigung haben, und wir treffen uns mit Jean-Pierre. Dann also los. Und denk dran, du mußt zunächst ganz langsam fahren. Guido weiß, was er zu tun hat, aber es wird nicht leicht für ihn werden.«
    Sie sagte nichts mehr, drehte nur den Zündschlüssel und startete.
    Ich beobachtete ihn jedoch immer noch. Er wußte es, und es störte ihn. »Dürfte ich vielleicht erfahren, wie dieser Plan aussieht?« fragte ich. »Wäre es nicht besser, ich wüßte Bescheid?«
    Er wandte sich ab und begann, Guido in dem Kastenwagen direkt hinter uns Zeichen zu geben. »Der Plan sieht vor, daß wir erst einmal unseren Hirten abschütteln«, sagte er. »Wenn ich möchte, daß Sie etwas Bestimmtes tun, werde ich es Ihnen sagen.«
    Als Simone von dem Fernfahrer-Parkplatz auf die Straße fuhr, war der Ortofilm-Kastenwagen ungefähr drei Meter hinter uns. Während sie ganz allmählich beschleunigte, blieb dieser Abstand. Wir kamen an eine Kreuzung. Ein nach links zeigender Wegweiser nannte ein paar kleine Orte und gab außerdem auf deutsch, serbokroatisch und italienisch Auskunft darüber, daß es für unbefugte Fahrzeuge hier keine Zufahrt zur österreichisch-jugoslawischen Grenze gab.
    Die große Gabelung der Hauptstraße kam einen halben Kilometer danach. Dort stellte ein riesiges Schild für den gesamten Verkehr nach Süden eindeutig die Weichen.
    Wer nach Italien, Italia, Italie fahren wollte, über Arnoldstein, Maglern und Thörl, der bog rechts ab. Wer nach Jugoslawien, Jugsolavija, Yugoslavia fahren

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