Mit der Zeit
getroffen wurde. Was passierte, war, daß sein Körper auf dem Pfad landete, als habe ihn irgendein Ungeheuer, das keine Verwendung mehr für ihn hatte, dort hingeworfen.
Der Lärm der Gewehre ging etwa fünf Sekunden, glaube ich. Dann war wieder Stille. Ganz in meiner Nähe hörte ich, trotz des Sausens in meinen Ohren, das zweimalige Klicken eines Magazinwechsels.
»Sind Sie unverletzt?« fragte Simone.
»Ja. Und Sie?«
Sie stand auf und zeigte mit ihrem Gewehr den Hang hinauf. »Ist er tot? Überzeugen wir uns lieber. Ich gebe Ihnen Feuerschutz, wenn Sie eben mal nachsehen.«
Ich kroch zu der Stelle, die sie andeutete. Das erste, was ich sah, war die am Boden liegende Maschinenpistole des Mannes. Er selbst lag dahinter. Der Kopf war ihm zur Hälfte abgerissen, und aus einer Arterie am Hals blubberte noch das Blut.
»Der ist tot genug«, sagte ich. »Bourger auch. Haben Sie den auch erwischt?«
»Das war der Patron. Die jungen Leute werden sich um die anderen gekümmert haben, aber wir wollen hier auf neue Anordnungen warten.«
Wir standen da und sagten nichts mehr, bis vom Pfad unten Zanders Stimme kam.
»Mr. Halliday, Simone, wir können jetzt alle gehen«, sagte er. »Wir werden unsere Gewehre für die Polizei hier lassen und die Uzis mit uns nehmen. Aber schnell, bitte. Wir haben nicht viel Zeit.«
»Was wird aus der Munitionskiste?« fragte ich.
»Lassen Sie sie stehen«, sagte Simone. »Und wenn Sie so freundlich wären, diese Uzi mit hinunterzunehmen. Aber fassen Sie sie am Tragriemen an. Wir wollen keine Fingerabdrücke hinterlassen.« Sie wischte ihre eigenen mit ein paar Papiertaschentüchern von dem Gewehr ab.
Ich verschmierte die Griffe der Munitionskiste, bevor ich nach der Uzi griff. »Wird sich die Polizei nicht Gedanken darüber machen, wie es vier Männer mit vier Gewehren schaffen konnten, sich gegenseitig umzubringen und in diesen Stellungen liegenzubleiben?« fragte ich.
»Sicher. Die werden sich auch Gedanken darüber machen, von wem wohl diese anderen Kugeln stammen, die in den Baumstämmen hier und in dem Kastenwagen, den Guido fuhr. Es wird viele Rätsel geben. Deshalb müssen wir uns jetzt beeilen, damit wir nicht hier sind, um ihnen beim Lüften der Geheimnisse behilflich zu sein.«
Ich stieg zu dem Pfad hinunter. Zander, an dessen Mohairanzug Kiefernnadeln klebten, benutzte ein seidenes Taschentuch, um sein Gewehr abzuwischen. Als er mich mit der Uzi kommen sah, deutete er mit einer Kopfbewegung auf die andere, die neben Bourgers Leiche am Boden lag.
»Vielleicht nehmen Sie die auch, Mr. Halliday. Wir werden sie in ihrem Auto zurücklassen. Es wird alles dazu beitragen, die polizeilichen Ermittlungen durcheinanderzubringen.«
»Nehmen wir denn nicht ihren Wagen?«
»Nein, ich glaube, das wird nicht nötig sein.« Die Augen waren müde. Mir schien, er sah merkwürdig alt aus, und ich fragte mich, wann solche mit Waffengewalt erfochtenen Siege wohl ihren Reiz für ihn verloren hatten.
Ich las die zweite Uzi auf. »Müssen wir nach dem Attentat auf den Ortofilm-Kastenwagen nicht damit rechnen«, sagte ich, »daß die Polizei auf diesen Straßen ein besonderes Interesse an dem Kombiwagen der Ortofilm haben wird? Die Umstände sind doch auch so schon schlimm genug, ohne daß wir zusätzlich von der Polizei aufgehalten und verhört werden. Der ORF wird die Ortofilm sofort mit mir und Jean-Pierre in Verbindung bringen. Ich kann zwar nicht für ihn sprechen, aber ich weiß jedenfalls, daß ich selber nicht die geringste Lust habe, hier in Österreich Rede und Antwort zu stehen.«
Er seufzte. »Ich sehe, Sie trauen uns nicht mehr zu, richtig vorauszuplanen, Mr. Halliday. Ich bedaure das zwar, aber vielleicht mußte man das erwarten. Sie waren nicht darauf gefaßt, daß es Verluste an Menschenleben geben würde. In einem Punkt kann ich Sie allerdings beruhigen. Ihre Befürchtungen sind grundlos. Wir haben, so gut es ging, für alle Eventualitäten vorgesorgt. Jean-Pierre übernimmt die Verantwortung für alle polizeilichen Aussagen, die Sie möglicherweise in die Sache hineinziehen könnten. Gehen Sie jetzt bitte hinunter und legen Sie diese Maschinenpistolen zu den anderen. Mokhtar und Jasmin sind bereits unten. Warten Sie dort. Simone und ich kommen dann gleich nach.«
Ich tat, was er verlangte. Als dann Simone mit Zanders Unterstützung den Kombi rückwärts den Berg herunterfuhr, bis zum Anfang des Wanderpfades, kam von der Straße herauf eine große Ford-Limousine
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