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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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ist nicht ungewöhnlich.«
    Er seufzte. »Ich stelle fest, daß Sie automatisch annehmen, daß es sich bei den Angreifern nicht um persönliche Feinde Bernardos handelte. Die Polizei brauchte länger, um zu diesem Schluß zu kommen. Sie haben natürlich recht. Das Auto war gestohlen. Was sie ihm in die Tasche steckten, war ein Umschlag. Und dieser Umschlag enthielt ein Blatt von jenem Papier, das man bei Syncom für vertraulich zu behandelnde interne Hausmitteilungen verwendet. Es ist von einer blaßgelben Farbe. Auf diesem Blatt stand ein einziger, mit der Maschine geschriebener Satz in lauter Großbuchstaben. Er lautete: › ANORDNUNGEN WERDEN KÜNFTIG NICHT ALS DISKUTIERBARE ANFRAGEN BEHANDELT WERDEN. ‹«
    »Auf englisch?«
    »Nein, auf italienisch. Die Polizei sicherte den Brief und schickte ihn nach Rom. Die Syncom-Niederlassungen dort und in London arbeiteten eng mit der Polizei zusammen. England hatte insofern damit zu tun, als Syncoms europäische Abteilung ihr ganzes Briefpapier dort kauft. Ihrem Bericht zufolge war dieses Blatt Papier zwar echt, zugleich aber von einer Qualität, die seit zwei Jahren nicht mehr verwendet wird. Leitende Angestellte hatten sich beklagt, es sei zu dünn. Die letzte Lieferung davon war nach Mozambique gegangen. Was der Polizei Kopfzerbrechen bereitete, war der Wortlaut der Botschaft. Wer würde so etwas zu Bernardo sagen? Wozu die umständliche Bürokratensprache? Wer konnte es sein, den Bernardo beleidigt hatte? Es war sehr schwierig, sie zu überzeugen, daß die Botschaft in Wirklichkeit für uns bestimmt gewesen war.«
    »Haben Sie die Bevollmächtigte, Miss Dingsda, gefragt, weshalb sie die Nachricht im Namen des großen Mannes nicht selber zugestellt hat?«
    Die Andeutung eines Lächelns ließ für einen Augenblick seinen Mundwinkel zucken. »Miss Chihani meinen Sie? Wie Sie bald selber herausfinden werden, ist diese junge Frau sehr wohl in der Lage, mit unbequemen Fragen fertigzuwerden. Sie ignoriert sie nämlich einfach. Sie behauptet übrigens, Libanesin zu sein. Doch einer unserer Angestellten, der ein wenig Arabisch versteht und sie mit Luccio in dieser Sprache telefonieren hörte, sagt, sie höre sich eher algerisch an. Es scheint zwischen den beiden Akzenten einen großen Unterschied zu geben. Aber Sie wissen das natürlich alles.« Er spähte geradeaus. »Aha, wir sind fast da.« Er betätigte den Knopf, mit dem die Trennscheibe zwischen dem Fahrer und uns zu versenken war. »Sie wenden sich bitte persönlich an mich, wenn Sie sich hier nicht absolut wohl fühlen, ja?«
    Ich glaube nicht, daß er wirklich annahm, mich so einfach abspeisen zu können. Es war ihm einfach zuwider, über die Arbeit zu reden, deretwegen ich nach Mailand gekommen war. Doch ich ließ nicht locker.
    »Wegen des Netschajew-Manuskripts, Mr. Pacioli. Da muß es doch mittlerweile einige vorläufige Erkenntnisse geben, und aus meiner Sicht ist das wirklich sehr wichtig.«
    »Wegen der Klausel in Ihrem Vertrag, die Ihnen das Recht gibt, sofort auszusteigen, falls es sich um eine Fälschung handelt?« Er sagte das nicht vorwurfsvoll, nur ein wenig müde.
    »Ich hätte eigentlich angenommen, daß diese Frage auch für Sie nicht uninteressant ist.«
    »Sie vergessen da etwas, Mr. Halliday. Fälschung oder Original – wir haben inzwischen unsere Anweisungen. Aber ich muß Sie ohnehin enttäuschen. Wir haben zu dem Material bisher zwei Expertenmeinungen. Sie stehen sich in fast jedem Punkt konträr gegenüber. Und da ich sehe, daß Ihnen gleich noch eine nicht zu beantwortende Frage über die Lippen kommen wird, noch bevor Ihr Gepäck aus dem Auto geholt ist, will ich Ihnen die Mühe des Fragens ersparen. Nein, es tut mir leid, ich weiß wirklich nicht, warum man unbedingt Sie für dieses Buch haben wollte. Sie wären wahrscheinlich der erste, der zugeben würde, daß es noch andere qualifizierte Autoren auf diesem Gebiet gibt.«
    »Sicher gibt es die. Aber in diesem Fall …«
    »Ich weiß nur«, sagte er bestimmt, »daß ich von Miss Chihani als Antwort auf diese Frage zu hören bekam, Dr. Luccio habe Sie im Fernsehen gesehen.«
    »Wie bitte?«
    »Ja, mich hat das auch überrascht. Sie muß ihn mißverstanden haben. Sie haben die Nummer meines Büros? Gut. Dann müssen wir in Verbindung bleiben.«
    Ich hatte in meinem Leben auch schon hoffnungsvollere erste Gespräche mit Verlegern.
    Ein paar Minuten später, als ich bereits in der Suite war und darauf wartete, daß mein Gepäck heraufgebracht

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