Mit der Zeit
wurde, verdarb mir eine unangenehme Gedankenkette den Augenblick, in dem ich entdeckte, daß ich ein marmornes Badezimmer hatte. Es war das Wort ›Fernsehen‹, das meine Gedanken in Bewegung gesetzt hatte.
Meine kurze Fernsehkarriere gehört zu den mißlichen Punkten meines beruflichen Daseins, die ich mit Gewalt vergessen möchte. Es begann – trügerisch – mit einem kleinen Triumph. Im Rahmen der Werbung für ein Buch, an dem ich zur Hälfte beteiligt war, trat ich in verschiedenen Regionalprogrammen in spätabendlichen ›Open-End‹-Talkshows auf, die damals populär waren. Sie wurden – in Anlehnung an ihre Vorbilder aus den großen Städten und mit den großen Namen – live ausgestrahlt, waren mühelos für Werbeeinblendungen zu unterbrechen und kosteten weniger als die damals massenhaft zum Verkauf angebotenen alten Filme. Die Gastgeber waren gewöhnlich Moderatoren der Regionalnachrichten, Leute, die unbedingt zeigen wollten, daß sie geistreich und intelligent waren und gut aussahen und die Fähigkeit besaßen, von einem Teleprompter abzulesen. Bei einem von ihnen platzte mir der Kragen, und ich sagte ihm fast eine Minute lang genau, was ich von ihm hielt, ehe mir eine hastig eingeschobene und mit dem Erkennungszeichen des Senders gefüllte Pause das Wort abschnitt. Was ich in dieser Minute sagte, war jedoch wirksam genug, um weitergemeldet zu werden, und ein für Tagesereignisse zuständiger Programmgestalter der Fernsehgesellschaft, der der Regionalsender angeschlossen war, war an der Sache so interessiert, daß er sich eine Aufzeichnung des Vorfalls kommen ließ. Ihm gefiel meine Zurschaustellung schlechter Manieren, und man machte mir ein Angebot.
Es war ein Wahljahr, und er brauchte eine politisch angehauchte Show, um während des langweiligen Wahlkampfs im Sommer eine Programmlücke am späten Abend zu füllen. Die Sendung war für Montag geplant und sollte First of the Week heißen. Der offizielle Plan war, daß ich Parteiführer in bestimmten Schlüsselstaaten interviewte, in denen die Meinungsforscher Überraschungen erwarteten. Aber das war nur die offizielle Version. Inoffiziell ging es darum, daß ich diese angesehenen Parteiführer so aggressiv und giftig angehen sollte wie den Moderator jener Talkshow. Auf die Weise, so glaubte man, könnte ich meine Opfer aus der Reserve locken und zu unbedachten Äußerungen hinreißen. Die Fernsehgesellschaft würde also augenscheinlich die Zuschauer unterrichten und informieren und damit der Öffentlichkeit dienen, zugleich aber Unterhaltung für Schwachsinnige anbieten und damit ihre vorrangige Pflicht gegen die werbende Wirtschaft erfüllen.
Was der Programmacher nicht begriffen und ich in meiner Unkenntnis des Mediums nicht durchschaut hatte, war, daß die sarkastischen Bemerkungen, mit denen ich den Moderator der Talkshow angegriffen hatte, nichts anderes waren als meine empörte und verzweifelte Reaktion auf einen geschwätzigen, aufreizenden Schwachkopf, der noch nicht mal wußte, daß ›Schriftsteller‹ und ›Schriftsetzer‹ Wörter mit unterschiedlichen Bedeutungen sind. Das Problem bei First of the Week war, daß die Männer und Frauen, die ich interviewte, keine Schwachköpfe waren; sie waren alle schon oft von Funk- und Fernsehleuten interviewt worden, die ihr Geschäft wirklich beherrschten, und die meisten waren im Debattieren so erfahren, daß sie mich in die Tasche stecken konnten. Daß ihre Argumente sehr oft nur trügerischer Schein waren und die herangezogenen Beweise glatt erträumt oder aus der Luft gegriffen, schien nie eine Rolle zu spielen. Sie kamen damit immer durch. Die Erfahrungen, die ich im Umgang mit Politikern gemacht hatte, waren für diese Art des Streitens nicht zu gebrauchen, und meine wilden Versuche, mich durchzusetzen, wurden lässig und leicht zur Seite geschoben. Sie waren es gewohnt, mit Zwischenrufern fertigzuwerden, so wie sie es gewohnt waren, mit faulen Argumenten Punkte zu sammeln.
Als die ersten drei Shows auf Band waren, mußte ich beim Produzenten vorreiten. »Bob«, sagte er, »Sie lassen sich von diesen Burschen auf dem Kopf rumtanzen. Sie lassen zu, daß die von Anfang an das Kommando übernehmen und behalten. Man hat Sie doch gründlich informiert. Die meisten dieser Leute sind üble Schwindler, und zumindest zwei, drei von ihnen werden sich in Bälde wegen Meineids verantworten müssen. Sie, Bob, wissen Dinge, die diese Leute unbedingt für sich behalten wollen. Sie müssen sich da
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