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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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liegende Tür zu, an der das Rollstuhlsymbol angebracht war.
    »Er hat Hauptschlüssel. Wir gehen. Sie folgen. Schenell.«
    Sie war schon wieder in Bewegung und riß beim Gehen den Cowboyhut herunter. Vor uns auf der anderen Seite der Abflughalle lagen die Türen zu den einzelnen Flugsteigen. Zuerst schien sie den Zollfreien Laden anzusteuern, doch dann schwenkte sie plötzlich rechts ab und ging auf eine Tür zu, in die ein kleines Fenster eingebaut war. Ein Schild mahnte in vier Sprachen: ZUGANG NUR FÜR FLUGHAFENPERSONAL . Ein leichter Stoß, und die Tür ging auf. Der Junge in der Alitalia-Uniform wartete schon auf der anderen Seite, den Hauptschlüssel in der ausgestreckten Hand, um sofort hinter uns abzuschließen.
    »Mir folgen«, sagte er.
    Wir waren in einem Gang, mit Türen zu verschiedenen Büros auf der einen Seite und den Lagerräumen des Zollfreien Ladens auf der anderen. Zu den Hintergrundgeräuschen gehörten Flugzeuglärm, das Klingeln eines nicht besetzten Telefons und das Klappern eines Fernschreibers. Am Ende des Ganges ging es zwei oder drei Stufen nach unten. Dann schloß uns der Hauptschlüssel eine weitere Tür auf.
    Wir traten ins Freie. Zu unserer Linken war das Stahlgerüst, das den überdachten Zugang zum Flughafenrestaurant trug und zugleich den Versorgungsfahrzeugen als Unterstand diente. Zur Rechten, abseits von der Hauptrollbahn, lag eine asphaltierte Fläche, die mit gelben Linien unterteilt war und den Angestellten als Parkplatz diente. Die Düsen eines Flugzeugs, das sich anschickte, zur Startbahn zu rollen, heulten auf, als wir in flottem Tempo zwischen den geparkten Wagen durchgingen.
    Vor uns lag, genau in unserer Richtung, ein offenes Tor in einem Maschendrahtzaun, aber ich sah, daß wir aus dem Schutz der parkenden Autos heraus mußten, um dorthin zu kommen. Wir waren ein seltsames Dreigespann. Es schien unwahrscheinlich, daß wir hier, ohne schützende Menschenmengen, allein auf Grund der Alitalia-Uniform des Jungen unbeanstandet durchkommen würden, wenn Sicherheitsposten uns entdeckten. Aber ich hatte Chihani unrecht getan. Als wir gerade im Begriff waren, den Schutz der geparkten Autos zu verlassen, fuhr ein roter Alfasud aus einer der Parknischen am anderen Ende des Platzes und kam dann rückwärts mit hoher Geschwindigkeit auf uns zugefahren. Sie selbst saß am Steuer.
    Noch im Fahren stieß sie die Tür auf der Beifahrerseite weit auf, die zwei jungen Leute kletterten rasch auf die Rücksitze, und ich setzte mich neben sie. Während sie gemächlich auf die den Flughafen begrenzende Ringstraße zufuhr, bekam sie von hinten einen wortreichen Bericht zu hören. Er schien sie zufriedenzustellen. Sie nickte zustimmend, ließ aber die Gelegenheit nicht aus, ein ernstes Wort zu meiner Erbauung einzuflechten.
    »Haben Sie den Feind gesehen, Mr. Halliday? Haben Sie gesehen, wie nahe die an Sie herangekommen sind?«
    »Ich habe drei von ihnen gesehen. Dieser zweite Mann, der nach dem Burschen mit dem Sturzhelm hereinkam? Was machte denn der da in der Halle?«
    Sie befragte erst die zwei anderen, bevor sie antwortete. »Mit größter Wahrscheinlichkeit versuchte er, ein Flugticket zu kaufen, um durch die Abfertigung zu kommen. Als die sahen, daß Sie Richtung Flughafen fuhren, müssen sie Angst bekommen haben, sie könnten Sie aus den Augen verlieren. Ein Ticket war ihre einzige Chance, in Ihrer Nähe zu bleiben. Die kombinieren sehr schnell. Vielleicht sehen Sie jetzt, warum unsere Sicherheitsvorkehrungen so streng sein müssen?«
    »Wußten Sie, daß Passagiere neuerdings außer dem Reisepaß auch eine Bordkarte brauchen?«
    »Natürlich. Es ist eine neue Sicherheitsvorschrift auf Flughäfen.«
    »Waren das echte Bordkarten, oder haben Sie einen Vorrat an Blankokarten für solche Gelegenheiten?«
    »Bei dem Feind«, sagte sie spitz, »verwendet man einen neuen Trick nur einmal. Selbstverständlich waren die Karten echt. Die Abflugzeit dieses britischen Fluges nach Manchester paßte uns genau ins Konzept. Es gab zwar einen Flug nach Warschau, der uns zeitlich noch besser gepaßt hätte, aber dann hätten wir für jeden unserer Pässe ein polnisches Visum gebraucht, um Bordkarten zu bekommen.«
    »Trotzdem, Manchester muß eine ganze Menge gekostet haben.«
    Langsam kam ihr der Verdacht, ich könnte sie auf den Arm nehmen. »Es waren Standby-Tickets, Touristenklasse«, sagte sie kurz. »Und nun werden wir alle den Sicherheitsleuten freundlich und gelassen zulächeln. Jawohl, selbst

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