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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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lehnte mich dann mit einem leisen, aber unüberhörbar verärgerten Seufzer zurück.
    »Bevor wir anfangen über Entscheidungen zu reden, Mr. Zander, ja bevor wir auch nur anfangen können, in dieser heiklen Angelegenheit über das zu verhandeln, was dann letztlich vielleicht eine Entscheidung erfordert, wird die Nato klare Antworten auf einige sehr wichtige Fragen hören wollen. Es wird Wert auf klare Verhältnisse gelegt, Mr. Zander.«
    Vielle fuhr wieder dazwischen. »Hat man Ihnen uneingeschränkte Vollmachten gegeben?« fragte er.
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Dann äußert der Bote lediglich seine persönlichen Meinungen zu dem, was seine Gebieter denken.«
    »Meine Meinungen stehen nicht zur Debatte.« Ich wandte mich an Zander. »Ich habe die Anweisung, auf Ihre schriftlichen Vorschläge mündlich zu antworten. Wollen Sie nun diese Antworten hören oder nicht?«
    Die Augen funkelten böse, aber er zuckte mit den Achseln. »Gespräche auf niederer Ebene sind in Angelegenheiten von größter Wichtigkeit normalerweise reine Zeitverschwendung. Wenn Sie aber beauftragt sind, gewisse Mitteilungen zu machen, dann ist es wohl am besten, wir hören sie uns an.«
    »Richtig. Also zunächst einmal ist festzuhalten, daß Ihr Auftraggeber in dieser Sache – der Herrscher, wie wir ihn nach einer Absprache nennen – in ein Verteidigungsbündnis besonderer Art mit dem Westen einzutreten wünscht, wenn nicht direkt mit den Vereinigten Staaten, dann mit einem oder mehreren der Verbündeten Amerikas. Er bietet ausdrücklich an, diesen Verbündeten einen Militär- und Flottenstützpunkt auf einem Territorium bauen zu lassen, das in seinem persönlichen, prinzlichen Machtbereich liegt. Dieses Gebiet liegt an der Straße von Hormus und ist als Bucht von Abra bekannt. Den Bau eines solchen Stützpunktes würden die Sowjets natürlich sowohl mit Überwachungssatelliten als auch mit Aufklärungsflugzeugen von ihren Luftstützpunkten in Südjemen beobachten. Nach Ihren Angaben glaubt der Herrscher, daß sich zumindest in den frühen Stadien des Projektes dessen eigentlicher Zweck verschleiern läßt, indem man zur Tarnung Dockanlagen für Containerschiffe in der Bucht von Abra errichtet und zu deren Versorgung Lagerhäuser am Kap Abra. Ist das soweit richtig?«
    »Eine Anlage zur Meerwasserentsalzung müßte ebenfalls gebaut werden.«
    »Das ist inbegriffen. Was klar definiert werden muß, ist der Bereich der Übereinstimmung. Der Herrscher ist der Ansicht, ein solcher Stützpunkt, der unter dem Schutz des reaktivierten RAF-Stützpunkts auf der omanischen Insel AI Masira operieren würde, könnte viel dazu beitragen, die jüngsten sowjetischen Aktivitäten in Äthiopien, Sokotra und Südjemen auszugleichen. Ich habe zu berichten, daß die Meinung des Herrschers geteilt wird und daß die betreffenden Planer der Nato bereit sind, auf die Vorschläge des Herrschers mit einer höchst wohlwollenden und positiven Einstellung zu reagieren. Das Ersuchen um eine prompte und eindeutige Antwort findet ebenfalls volles Verständnis.«
    Zander starrte kritisch abwägend auf die Nagelhaut an seinem rechten Zeigefinger. »Wenigstens sind es keine kompletten Narren.«
    »Es sind überhaupt keine Narren, Mr. Zander. Wie gesagt, sie wollen einige Punkte klargestellt haben. Und bevor wir die Sache weiter vorantreiben, haben sie gewisse Vorbehalte anzumelden.«
    »Wegen der Maßnahmen zur Tarnung und Täuschung, ohne Zweifel. Was gefällt ihnen nicht?«
    »Diese Maßnahmen würden nicht funktionieren, und selbst wenn erreicht werden könnte, daß sie funktionieren, dann wären sie trotzdem nicht wünschenswert. Im Golf sollte man Stärke zeigen und sich nicht verstecken.«
    Die Augen lächelten ein wenig. »Das ist auch meine Meinung. Ich habe dem Herrscher gleich gesagt, daß sie sein Täuschungsmanöver nicht gut finden würden. Es ist kein wichtiger Punkt. Was hat ihnen sonst noch mißfallen?«
    »Als ich von Vorbehalten sprach, Mr. Zander, ging es mir nicht um unwichtige Punkte.«
    »Was für größere Vorbehalte können Sie schon haben? Vorbehalte wogegen?«
    »Zum Beispiel dagegen, daß Sie in dieser Angelegenheit für den Herrscher tätig sind.«
    Die Augen wurden ausdruckslos. »Ich mache das auf seine persönliche Bitte hin.«
    »Das ist nicht unbekannt. Sie haben schon bei vielen Gelegenheiten, bei geschäftlichen Transaktionen, für den Herrscher gehandelt. Hier liegt, wie Ihnen klar sein muß, die Schwierigkeit darin, daß jede ernsthafte

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