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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Flasche Wein zu öffnen und so hinzustellen, daß wir uns selbst bedienen konnten. Dann lehnte er sich zurück, die Hände ausgestreckt, frisch geschrubbt, bereit, das Skalpell anzusetzen.
    »Also, dann, Mr. Halliday«, sagte er, »ich nehme an, wenn die Antwort auf die von mir gemachten Vorschläge ihrem Wesen nach negativ ausgefallen wäre, dann wären Sie wohl nicht hier. Nein?«
    »Wohl kaum, nein.«
    »Deshalb wäre es interessant, von Ihnen jetzt Genaueres über die Zustimmung zu hören. Bevor wir aber dazu kommen, müssen Sie mir zuerst eine Frage von großer Wichtigkeit beantworten. Mit wem habe ich es zu tun? Solange ich das nicht weiß, ist es sinnlos, daß Sie auch nur ein weiteres Wort sagen. Stimmen Sie mir zu?«
    Schelm hatte mich vor Zanders Verhandlungsmethoden gewarnt. Für die Leute im Golf waren sie offenbar brutal und ohne Finesse. Außerdem waren sie sehr gefürchtet. Im Westen hatten sie häufiger – wenn auch nicht immer – Heiterkeit hervorgerufen. Sie waren voraussagbar. Er begann immer damit, daß er die Initiative ergriff – ganz gleich, ob seine Position dazu stark genug war oder nicht – und seine Gegenspieler mit Großtuerei und sinnlosen rhetorischen Fragen berannte. Die Gegenwehr bestand darin, daß man die Fragen ignorierte und sich stur an das eigene Konzept hielt. Zander wurde dann scheinbar ganz einsichtig und vernünftig. Und von dem Punkt an mußte man dann erst richtig aufpassen.
    Ich begann also damit, daß ich mich stur an Schelms Konzept hielt. Ich holte sogar einen Zettel mit Notizen heraus – Schelm hatte von einem aide-mémoire gesprochen –, um sicherzugehen, daß ich nichts Falsches sagte.
    Ich begann: »Die Antwort, die ich auf Anweisung an Sie weitergebe, Mr. Zander, ist nicht unbedingt eine Zustimmung.«
    »Wenn es keine Zustimmung ist«, fauchte er, »wozu vergeuden wir dann unsere Zeit?«
    »Mr. Zander, die Antwort, die ich auf Anweisung an Sie weitergebe, lautet so. Ich zitiere: ›Wir sind an den Vorschlägen, die Sie in Ihrem vertraulichen Memorandum umreißen, ausreichend interessiert, um weiter darüber zu diskutieren, vorausgesetzt, daß bestimmte Fragen, die sich daraus ergeben, eine befriedigende Antwort finden.‹ Zitat Ende.«
    Die Arme sanken, und die Augen wurden eiskalt. »Wenn das keine totale und umfassende Ablehnung ist, dann kommt es einer solchen jedenfalls gefährlich nahe«, sagte er vorsichtig, doch dann wurde seine Stimme plötzlich wieder laut. »Hören wir auf mit diesem Unsinn, ja? Ja? Hören wir auf damit. Wer ist der Narr, der diesen hochgestochenen Quatsch schreibt? Mit wem habe ich es zu tun? Reden Sie. Wen benützt denn die CIA als Strohmann in dieser Operation? Wissen Sie’s denn nicht?«
    »Die CIA ist nicht beteiligt, Mr. Zander.« Ich kehrte zu meinem Konzept zurück. »Ich knüpfe die Verbindung zwischen Ihnen und dem Gemeinsamen Büro der Nato-Nachrichtendienste. Die agieren nicht als Strohmann. Die sprechen für sich selbst. Aber vielleicht erinnern Sie sich freundlicherweise daran, daß die USA ein Mitglied der Nato sind.«
    Von Vielle kam ein sarkastisches kurzes Lachen. » Tiens! Was für Geheimnisse! Wir werden verwöhnt.«
    Zander brachte ihn mit einem Blick zum Verstummen. »Auf welcher Ebene, Mr. Halliday, soll ich mich denn mit den Gemeinsamen Nachrichtendiensten der Nato auseinandersetzen? Mit der Putzfrau vielleicht? Oder dem Laufjungen? Wissen Sie das?«
    »Zunächst läuft diese Verbindung über den Direktor der Gemeinsamen Nachrichtendienste. Falls das vorgeschlagene erste Treffen mit dem Herrscher stattfindet, wird die Nato durch den Militärischen Stellvertreter des Oberbefehlshabers der Nato Strike Force South vertreten sein. Der Oberbefehlshaber ist ein Admiral, sein Militärischer Stellvertreter ein Generalleutnant.«
    »Würde man ihm das Entscheidungsrecht einräumen?«
    Die Art und Weise, wie sie nun beide die Bewegungen meines Kehlkopfs zu verfolgen schienen, anstatt mir einfach zuzuhören, verursachte mir einiges Unbehagen. Der Zeitpunkt war gekommen, wo ich an den anderen Aspekt der Anordnungen, die ich bekommen hatte, denken mußte: ich hatte die Erlaubnis, selber zu entscheiden, mit welchem Grad an Höflichkeit ich gewisse wesentliche Punkte vorbringen wollte, war aber verpflichtet, sie entschlossen, eindeutig und möglichst früh vorzubringen, selbst wenn ich schreien mußte, um mir Gehör zu verschaffen. Ich schenkte mir etwas Wein nach, um Zeit für eine rasche Rekapitulation zu gewinnen, und

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