Mit der Zeit
des Herrschers? Wenn Sie recht haben, wird er auch sie alle beseitigen müssen.«
»Ich würde mir über seine Begleitung nicht zu viele Gedanken machen, Dieter«, sagte der General. »Das werden nur Leute sein, die längst gelernt haben, nichts wahrzunehmen. Ich weiß nicht, ob Sie schon mal dabei waren, wie einem Mann die Zunge herausgeschnitten wurde. Die haben das mit einiger Sicherheit schon erlebt. Der Betroffene gibt einige höchst befremdliche Laute von sich, glauben Sie mir, und er tut das oft noch ziemlich lange, bevor er verblutet oder erstickt. Wenn Bobs Theorie stimmt, ist Zander tatsächlich der einzige Zeuge, den der Herrscher zu fürchten hat. Er weiß, daß der Herrscher seine prinzlichen Brüder hintergangen hat, und er wird das in allen Details wissen, wenn er je danach gefragt wird. Er weiß wahrscheinlich auch, was der Herrscher unter dem Tisch zu seiner privaten Entschädigung verlangen wird.« Er warf mir einen Blick zu. »Haben Sie irgendwelche Vorstellungen, was das sein könnte?«
Ich dachte nach. »Eine der augenblicklichen Ängste des Herrschers gilt den chemischen und biologischen Waffen, die den Verfall seiner Zeugungskraft beschleunigen könnten. Möglicherweise verlangt Zander besondere Schutzmaßnahmen. Wahrscheinlich wird er auch eine gewaltige, sofort in bar zu begleichende Geldforderung auf den Tisch legen. Ich glaube nämlich nicht, daß das Mukhabarat-Zentrum Lust hat, ihm einen langfristigen Kredit zu gewähren. Sonst fallen mir keine spezifischen Wünsche ein, die er äußern könnte.«
Schelm hatte die ganze Zeit ein Stück Eis über den Boden seines leeren Glases hüpfen lassen. »Wenn Sie recht haben, Bob«, sagte er, »und möglicherweise haben Sie recht, glauben Sie dann, daß Zander die Dinge auch so sieht?«
»Bis vor kurzem hatte er, glaube ich, nur einen bohrenden Verdacht und sah sich vor. Wie ich Patrick schon sagte, ist Zander für mich ein Mann, der sich aufs Überleben versteht. Aber nun läuft ihm die Zeit davon, er verliert sein Selbstvertrauen und fragt sich, ob er nicht angefangen hat, sich mehr auf sein Glück als auf seinen Verstand zu verlassen. Gestern auf dem Weg nach Zürich redete er davon, daß noch ein einziger Kampf auszutragen sei. Heute war er irgendwie in einer eigenartigen Stimmung. Ich glaube, jetzt stellt er sich endlich der Tatsache, daß man ihn hereingelegt hat.« Ich nahm den Zettel, den Simone mir gegeben hatte, aus der Tasche und gab ihn Schelm. »Es ist eine Mitteilung von Zander. Seine Tochter hat sie mir gegeben, bevor ich hierherfuhr. Ich las sie unterwegs. Es ist seine Handschrift. Er schreibt gerne in Druckbuchstaben, mit einem Filzstift.«
Auf ein Kopfnicken des Generals hin las Schelm laut vor.
» ›Wenn das Treffen morgen erfolgreich sein soll, kommt es entscheidend darauf an, daß die Art meiner bescheidenen persönlichen Belohnung dafür, daß ich dieses Projekt in die Wege geleitet und die Betroffenen an den Verhandlungstisch gebracht habe, NICHT ich wiederhole NICHT geschildert oder auch nur entfernt angedeutet wird. Machen Sie das freundlicherweise Ihren Kollegen aufs eindringlichste klar.‹ Na also, das scheint die endgültige Bestätigung.«
Der General brummte. »Er will vor dem Herrscher geheimhalten, daß man ihm – wenn ihm das Glück treu bleibt – wie einem Überläufer helfen wird, mitsamt seiner Familie irgendwo in Nordamerika unterzutauchen. Kann ich verstehen. Ist das auch Ihre Lesart?«
»Ja«, sagte Schelm; »nur frage ich mich, was er dann dem Herrscher tatsächlich als Lohn genannt hat, den er von uns für seine Mühen erhält.«
»Das kann ich Ihnen verraten«, sagte ich. »Frieden und Ungestörtheit. Der Herrscher zeigte viel Verständnis, als Zander ihm das sagte. Ich nehme an, er dachte, für den armen alten Zander könne Frieden und Ungestörtheit nur Geld bedeuten.«
Der General warf mir einen kühlen Blick zu. »Sie saugen sich das doch nicht etwa aus den Fingern, Bob? Klingt ein bißchen literarisch.«
»Wenn Sie meinen, ein bißchen phantasievoll, dann stimme ich Ihnen zu. Aber Frieden und Ungestörtheit sind Zanders eigene Worte für das, was er will. Er ist kein einfacher Soldat, Patrick, so wenig wie Sie.«
Schelm grinste. »Bob ist ein wenig dünnhäutig. Ich hab Sie ja gewarnt, Patrick.« Er blickte auf seine Uhr. »Es ist eigentlich Zeit, zum Essen runterzugehen, aber wenn niemand was dagegen hat, mache ich mir erst noch einen Drink.«
Doch als er an dem Beistelltisch war,
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