Mit der Zeit
sie aussahen. »Sie könnten es mit einer Kurzfassung versuchen«, sagte ich.
Seine hellen braunen Augen, die mich über die Geranie hinweg prüfend ansahen, ließen mich wissen, daß er ein erfolgreicher Produzent und kein Laufbursche war und daß er es nicht nötig hatte, billige Sprüche von freiberuflichen Reportern hinzunehmen, ganz gleich, für wie verehrungswürdig die sich halten mochten. »Haben Sie schon mal mit dieser Ortofilm zusammengearbeitet?« fragte er schroff.
»Nein.«
»Aber wir. Sie arbeiteten bei zwei kleineren Projekten für uns in Belgien. Beide Male machten wir schlechte Erfahrungen und werden sie nicht wieder nehmen. Nichts gegen die technische Qualität ihrer Arbeit. Die Crew ist gut. Es war ihre Geschäftsleitung. Ich glaube, ›durchtrieben‹ ist das richtige Wort.«
Ich nickte. Auch Vielle waren die Ortofilm-Leute durchtrieben vorgekommen. »Na schön, Sie arbeiten nicht mehr mit ihnen zusammen. Andere tun’s. Wo ist denn Ihr Problem, Herr Rainer? War Vielle vielleicht in irgendeiner Weise durchtrieben?«
»Nein, Mr. Halliday. Monsieur Vielle ist schlicht unfähig. Ist Ihnen eigentlich klar, daß er nicht mal weiß, ob er morgen mit Film oder Videoband arbeitet? Er weiß auch nicht, ob er für den Fall, daß in der Mine selbst gefilmt werden wird, genügend Lampen zur Ausleuchtung hat. Schließlich sagt er, Sie machten das Interview und führten gleichzeitig Regie. So kann man vielleicht ein Straßeninterview machen, aber in einer Situation wie dieser, wo der Befragte eine schwierige und kontroverse Persönlichkeit aus dem Ausland ist, kommt der Interviewer – und mag er auch noch so erfahren sein – nicht ohne Unterstützung aus. Sie können sich mit dem Regisseur darüber beraten, wie das Interview am besten aufzunehmen ist und was aus technischen Gründen mit hereingenommen werden sollte, aber man kann das nicht einfach den Kameraleuten und Tontechnikern überlassen. Ganz gleich, wie gut sie sind, es ist ihnen gegenüber einfach nicht fair. Die haben schließlich ihre eigenen Aufgaben zu bewältigen.«
Jedes Wort traf zu, aber es war an der Zeit, seinen Redefluß zu bremsen. »Sie haben ganz recht, Herr Rainer«, sagte ich. »Monsieur Vielle ist ein Buchhalter und kein Mann der Produktion. Aber das ist noch nicht einmal das Schlimmste. Wie Sie sagten, ist die Crew der Ortofilm gut. Nun erfahre ich vor drei Tagen, daß diese von Ihnen erwähnte Crew zur Zeit in Mexiko ist. Ausgerechnet in Mexiko. Und hierher schicken sie uns ein B-Team. Ich war nicht bereit, das hinzunehmen, und das sagte ich dann auch den Leuten, die mich bezahlen. Offenbar können sie aus rechtlichen Gründen den Vertrag mit der Ortofilm nicht kündigen. Außerdem ist deren Madame Chihani, die die Recherchen macht, ausgesprochen gut, und sie hat den größten Teil der vorbereitenden Arbeiten abgeschlossen. Ich habe allerdings darauf bestanden, daß ein anderes Team, mit einem Regisseur, das Interview dreht.«
»Der ORF wäre da gerne bereit auszuhelfen«, sagte er rasch. »Sie können eins unserer Teams nehmen. Kein Problem.«
»Ein ganz erhebliches Problem sogar, Herr Rainer. Ihr Team würde man gar nicht erst in die Nähe des Herrschers lassen. Ich kann das überhaupt nicht beeinflussen. Die wahrscheinlichste Folge wäre, daß der Herrscher auch mich wegschicken und das Interview absagen würde.«
»›Der Herrscher‹, Mr. Halliday? So nennen Sie ihn also?«
»Das amüsiert Sie? Er ist ein Herrscher, warum ihn also nicht so nennen?«
»Wissen Sie, was für ein Mann er ist?«
»Meine Vorstellung von dem Interview ist die, daß das Fernsehpublikum eine Chance haben soll, sich selber ein Urteil über den Mann zu bilden. Ob sie tatsächlich auch sehen, was für ein Mann das ist, hängt von mehreren Dingen ab. Wie geschickt er sich in einer solchen Situation verhält, weiß ich nicht. Er hat es sich angewöhnt, jede Publicity zu meiden.«
»Aus gutem Grund. Woher bekommen Sie Ihr fachmännisches Team?«
»Aus Holland. Viser-Damrak aus Eindhoven. Der Regisseur ist ein Mann namens Dick Klüvers.«
»Ich kenne ihn. Guter Mann. Aber er und sein Team sind in Jugoslawien, bei Aufnahmen für einen Dokumentarfilm. Da bin ich mir zufällig sicher.«
»Nicht mehr, Herr Rainer. Sie haben ihre Dreharbeiten dort vor ein paar Tagen abgeschlossen. Sie sind heute abend in Triest. Sie werden morgen gegen Mittag hier sein. Der Film, den Sie bekommen, wird technisch einwandfrei sein. Über den Punkt brauchen Sie sich
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