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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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einen Rückzieher machen will, weil jemand aus Ihrem Stab nicht dichtgehalten hat? Ich würde das nicht tun. Er könnte ja sagen und drauf pfeifen, daß man ihn dann möglicherweise für einen Spielverderber hält. Wenn dieses holländische Team morgen ein Rasmuk-Mordkommando im Schlepptau haben sollte, dann wäre nicht nur Zander dran. Ich würde Bob die Frage lieber so stellen: Wenn ein paar heimwehkranke Holländer ausgehen und sich in einem Triester Nachtklub vollaufen lassen, in welcher Sprache werden sie dann wohl eher Klatschgeschichten erzählen – italienisch oder holländisch? Vorausgesetzt natürlich, es ist dann überhaupt noch einer dabei, der zusammenhängend reden kann. Also, ich würde sagen, holländisch. Was meinen Sie, Bob?«
    »Ich glaube nicht, daß das so wichtig ist«, sagte ich. »Allerdings hatte ich auch ein, zwei Tage Zeit, über dieses Problem der Bedrohung Zanders nachzudenken.«
    »Und wir vielleicht nicht?« fragte Schelm pikiert. »Oder wollen Sie sagen, wenn wir den Aufenthaltsort des Mannes an eine holländische Fernsehcrew verraten können, dann seien wir auch imstande, ihn an Rasmuk direkt zu verraten?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Auf mich wütend zu werden bringt nichts, Dieter. Ich bin derjenige, der sich nach den Risiken erkundigt hat. Wissen Sie noch? Und Sie haben sie mir geschildert. Ich bin der Meinung, Sie haben die Fakten falsch gedeutet.«
    Der General ging wieder dazwischen. »Ich hoffe, Sie spielen nicht Versteck mit uns, Bob? Sie sagen uns doch, wie die Fakten falsch gedeutet wurden, nicht wahr? Ich bin auf neue Erkenntnisse ebenso erpicht wie Dieter, das versichere ich Ihnen.«
    »Sie halten Ihre Zähne nicht mehr bedeckt, Patrick«, sagte ich. »Ich werde Ihnen genau erklären, was ich meine. Durch den Zwang der Umstände habe ich die bekannten Tatsachen aus einem etwas anderen Blickwinkel betrachtet. Ich muß da etwas wissen, Dieter. Seit wann haben Sie mit dieser ganzen Geschichte zu tun? Wie lange beschäftigen Sie sich schon damit, Sie persönlich?«
    »Fast einen Monat. Natürlich habe ich zu vielen Informationen Zugang gehabt. Was genau wollen Sie wissen?«
    »Den Zeitpunkt, an dem der Kontrakt zur Ermordung Zanders an das Mukhabarat-Zentrum ging. Sie sagten mir damals, Sie wüßten nicht, von wem das Geld kommt.«
    »Das weiß ich immer noch nicht.«
    »Wissen Sie, wer Zander darüber informierte, daß das Mukhabarat-Zentrum den Kontrakt übernommen hatte?«
    »Nein.«
    »Wissen Sie von den zwei fehlgeschlagenen Anschlägen auf sein Leben?«
    »Man hat mir davon erzählt. Sie schienen für diese Operation nicht relevant.«
    »Das kann ich verstehen. Beide waren ausgesprochen dilettantisch. Das erstemal sind es ein paar Halbwüchsige mit einer Pistole, die klemmt. Das zweitemal ist es ein Mädchen mit einer Handgranate, die so früh geworfen wird, daß ihm Zeit bleibt, sich zur Seite zu rollen. Muß ihm aber einen Schreck eingejagt haben. Ich glaube, Rasmuk – oder das Mukhabarat-Zentrum, wie er es beharrlich nennt – steckt hinter diesen beiden Versuchen.«
    Schelm behielt mich nun genau im Auge. »Wieso glauben Sie denn das, Bob?«
    »Weil der Herrscher unmittelbar nach dem zweiten Anschlag Zander zu sich kommen ließ und ihm sagte, er dürfe keine weiteren Risiken mehr eingehen, das Mukhabarat-Zentrum habe einen Kontrakt angenommen, nicht nur ihn, sondern auch seine Familie zu vernichten.«
    Schelm verschüttete seinen Drink. »Der Herrscher hat ihn gewarnt?«
    »Das sagte mir jedenfalls Zander, und ich glaubte ihm. Die Warnung kam vom Herrscher, und Zander reagierte prompt. Das war der Zeitpunkt, an dem er untertauchte und seine Familie in Sicherheit brachte. Halbwüchsige mit Granaten können ihm nicht viel anhaben, aber das Mukhabarat-Zentrum ist etwas anderes. Von da an arbeitete er also im geheimen für den Herrscher und bereitete die Verhandlungen über das Abra-Projekt vor.« Ich machte eine Pause. »Geben Sie mir noch was zu trinken?«
    Schelm nahm mein Glas. »Sie wollen uns doch hoffentlich nicht einreden, daß es gar keinen Kontrakt gegen Zander gibt. Da würden Sie sich gründlich irren.«
    »Ich will Ihnen nur klarmachen, daß der Kontrakt einige ungewöhnliche Klauseln enthält.«
    »Reden Sie weiter«, sagte der General.
    »Als ich am letzten Freitag meine Instruktionen befolgte und nach Malpensa rausfuhr, wurde ich beschattet. Miss Chihani schüttelte – sehr gekonnt, wie mir schien – die Verfolger ab.«
    Schelm gab mir einen neuen

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