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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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vielmehr an die Fachkräfte, die Architekten, die Ingenieure, die Experten und Spezialisten – er hat sie alle aus dem Ausland hergeholt. Man fragt sich natürlich, warum.«
    »Ist es denn heutzutage verboten, Herr Rainer, eine Festung in Österreich zu bauen?«
    »In dem Moment schon, wo Sie dieses Bauwerk als eine Klinik zur Behandlung von Erkrankungen der Atemwege ausgeben und sich weigern, Ihre Baupläne den zuständigen Behörden zur Genehmigung vorzulegen.«
    »Wie soll er denn österreichische Arbeitskräfte einstellen, wenn er gar keine Baugenehmigung hat? Wenn ich der Herrscher wäre, würde ich Ihnen vielleicht zu verstehen geben, daß diese Feindseligkeit gegen ihn in erster Linie eine Reaktion auf seine Rasse ist. Die bigotten Einheimischen mögen keine Ölscheichs. Und dieses Gerede von einer Festung für den Dritten Weltkrieg, also das hört sich an, als seien es nicht ernst zu nehmende Klatschgeschichten.«
    Er reagierte mit einer spöttischen kleinen Verbeugung. »Ein sehr guter Versuch, mich wütend zu machen, Mr. Halliday. Wenn die Syncom-Sentinel Sie ausgewählt hat, um dieses wirklich unerfreuliche Image aufzubessern, dann war das eine gute Wahl. Einen Augenblick lang war ich fast überzeugt, daß Sie selbst glauben, was Sie sagen. Und Sie haben völlig recht, wenn Sie meinen, daß es eine Menge Klatschgeschichten gibt. Leider stützen sie sich auf eine große Zahl äußerst stichhaltiger Beweise. Fragen Sie Madame Chihani nach den Quellen, ich habe ihr all die Einzelheiten genannt. Es könnte Sie überraschen. Ich habe ein Zimmer hier und werde selber darauf warten, morgen Ihren Film zum Entwickeln entgegennehmen zu können. Doch jetzt möchte ich Sie nicht länger von Ihrem Bett fernhalten. Schlafen Sie gut, Sir.«
    Ich sagte gute Nacht und ging über den Flur zu meinem Zimmer. Meinen Schlüssel brauchte ich nicht herauszuholen. Als ich an der Tür war, öffnete Simone sie von innen.
    »Sie haben das alles gehört?« fragte ich.
    »Ja. Ich habe Wein mit heraufgebracht, bevor sie unten schlossen. Ich dachte mir, Sie könnten Durst haben. Er müßte eigentlich noch kalt sein.«
    »Vielen Dank, Simone, ich fürchte, Sie hatten einen ziemlich anstrengenden Abend.«
    »Jean-Pierre traf es noch härter. Es mißfällt ihm gewaltig, wie ein Idiot dazustehen, und dieser Mann war nicht gerade nett zu ihm. Außerdem hat er recht, wenn er von Beweisen gegen den Herrscher spricht. Ein französischer Ingenieur hat geplaudert. Der Herrscher will einen strahlensicheren Bunker, den er gegen alle, die dort Zuflucht suchen, verteidigen kann, auch gegen einen Massenansturm der einheimischen Bevölkerung. Der Patron weiß natürlich über diese Dinge Bescheid. Er war es, der die Spezialpumpen und anderen Geräte besorgt hat, die man zum Trockenlegen der tiefliegenden überfluteten Teile der Mine benötigt. Jeder, der versuchen wollte, in die Klinik einzudringen, wenn der Herrscher sie selbst braucht, würde an den Zäunen sterben oder sie gar nicht erst erreichen. Ich will lieber nicht darüber nachdenken. Wie ist die Besprechung in Velden gelaufen? Ist alles in Ordnung?«
    »Es war alles sehr freundschaftlich.«
    Sie gab mir ein Glas Wein. »Sind sie bereit, dem Patron zu geben, was er für sich und für uns alle verlangt hat?«
    »O ja. Das wurde nicht in Frage gestellt. Es gibt einige technische Probleme, aber die werden wir noch lösen müssen.«
    »Aber im Prinzip herrscht vollkommene Übereinstimmung?«
    »Absolut.«
    »Nur darauf kommt es an.« Sie begann aus ihren Hosen zu steigen.
    »Wie gesagt, es war sehr freundschaftlich.« Ich nippte an dem lauwarmen Wein. »Der Chefunterhändler ist ein moderner Berufssoldat. Ich glaube, er und Ihr Vater werden sich gut verstehen.«
    Sie stand plötzlich regungslos da, halb aus der Hose, auf einem Bein. »Mit meinem Vater meinen Sie den Patron?«
    »Man sagte mir, er sei Ihr Vater. Ist er das nicht?«
    »Wir wollen ihn bitte auch in Zukunft Patron nennen.«
    »Sicherheit?«
    »Eher Gewohnheit wahrscheinlich. Aber auch Sicherheit, ja.« Sie zog sich weiter aus.
    »Man wunderte sich«, sagte ich, »über die Sicherheitsvorkehrungen hier. Insbesondere über Ihr dringendes Anliegen, meinen Namen aus allem herauszuhalten.«
    »Haben Sie ihnen denn nicht erklärt, daß Rasmuk von Ihrem Hiersein nichts erfahren darf?«
    »Nein. Ich habe ihnen erklärt, daß Rasmuk bereits weiß, wo wir sind. Sie wissen es, weil der Herrscher sie bestimmt auf dem laufenden hält. Wann ist dem

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