Mit der Zeit
Patron klargeworden, daß es der Herrscher war, der für seine Ermordung bezahlte?«
Sie schleuderte ihre Hosen durch das Zimmer und setzte sich auf das Bett. »Wer hat Ihnen das gesagt?« fragte sie streng.
»Niemand. Ich bin selber drauf gekommen. Ich dachte eigentlich, der Patron müßte das auch sehen.«
Sie zuckte mit den Achseln. »Er weigerte sich lange Zeit, es sich selbst oder mir einzugestehen. Nun weiß er es ganz genau, das stimmt, aber inzwischen ist es sicherer – sicherer für uns alle –, so zu tun, als wüßten wir’s nicht. Je länger die glauben, daß wir Schafe sind, die den Weg zum Schlachthof nicht erkennen und die Zeichen nicht lesen können, desto besser sind wir dran. Dann stehen unsere Chancen besser, sie zu überraschen.«
»Wann ist Ihnen der erste Verdacht gekommen?«
»Als der Herrscher einen neuen Ort für das Treffen haben wollte. Ursprünglich sollte es in einer Villa bei Stresa stattfinden. Und dann plötzlich hier. Ich sah einfach keinen Sinn hinter dieser Änderung. Langsam fing ich an, logisch darüber nachzudenken, vielleicht ähnlich wie Sie, aber nur zögernd und widerwillig. Es gab nur einen Menschen, der sich in größerer Sicherheit glauben konnte, wenn der Patron tot war. Der Patron selbst wollte mir anfangs nicht zuhören. Er hörte auf Jean-Pierre, der den Herrscher noch nicht mal mit eigenen Augen gesehen hat. Aber wir brauchten alle unsere Zeit. Obwohl wir den Herrscher gut kennen, brauchten wir Wochen, ehe wir ihm das zutrauten. Die einzige Vorsichtsmaßnahme, die der Patron ergriff, bestand darin, daß er als seinen Preis für die Bucht von Abra einen sicheren Zufluchtsort für uns verlangte.«
»Heute abend wurde die Möglichkeit erörtert, dem Patron morgen sofortigen persönlichen Schutz zu gewähren. Ein Wort von ihm würde genügen.«
»Wie würde dieser Schutz aussehen?«
»Er könnte mit ihnen nach Deutschland zurückfahren. Dort würde man ihm die höchste Sicherheitsstufe einräumen, besser geht’s nicht.«
»Was haben Sie ihnen gesagt?«
»Die wußten es auch ohne mein Dazutun. Sie meinten, da die Fahrt nur ihm angeboten werden könnte, würde er wohl ablehnen, denn er würde nicht riskieren, Sie und die jungen Leute als mögliche Geiseln zurückzulassen. Ich sagte, meiner Meinung nach sei es nicht möglich, ihn umzustimmen. War das richtig?«
»Er würde nie allein fahren und uns hier lassen. Jean-Pierre hat nichts zu befürchten. Dasselbe gilt für Guido und die anderen in Stresa. Sie gehören nicht zu seiner eigentlichen Familie, sind nicht von seinem Blut. Aber er wird darauf bestehen, daß wir vier berücksichtigt werden, wenn irgendwelche Schutzmaßnahmen angeboten werden.«
»Das ist schwierig. Österreich ist neutral und in dem Punkt ausgesprochen empfindlich. Diese Nato-Leute sind inoffiziell hier und nur, weil der Herrscher sich an keinem anderen Ort mit ihnen treffen wollte. Sie gehen fast schon zu weit, wenn sie dem Patron eine Fahrt bis zur deutschen Grenze und deutschen Schutz anbieten. In ihren Pässen steht nicht, wer sie wirklich sind. Wenn sie euch vier wirkungsvoll abschirmen wollten, müßten sie mit einer bewaffneten Begleitmannschaft zu einem Hubschrauber fahren, der ohne korrekte Abfertigung auf irgendeinem abgelegenen Acker landen und abheben würde. Eine Schießerei mit Rasmuk wäre durchaus möglich. Sie können es nicht riskieren, derartige Extravaganzen den Österreichern erklären zu müssen.«
»Das ist allen Beteiligten klar, auch dem Herrscher. Es war von Anfang an klar. Der Herrscher sagte, an anderen Orten befürchte er gewaltsame Maßnahmen von Seiten der CIA. Aber ja, mein Freund, Sie dürfen lachen, nur nicht zu kräftig. Die Rasmuk-Leute können gewalttätig werden, wo immer sie wollen.«
»Glaubt der Patron immer noch, daß uns die Ortofilm-Tarnung ausreichend decken wird?«
»Er weiß, daß sie das nicht tun wird, und er wirft sich vor, daß er wie ein fauler alter Mann denkt. Er sieht nun, daß Ortofilm im Grunde schlimmer ist als überhaupt keine Tarnung. Anhand der Ortofilm-Fahrzeuge sind wir leicht als Zielscheibe zu identifizieren. Der Herrscher braucht nur in dem Moment, in dem wir ihn morgen verlassen, seinen Ersten Sekretär ans Telefon zu schicken. Was haben Ihre Leute vorzuschlagen?«
»Einen Treffpunkt gleich hinter der österreichischen Grenze. Eine Stelle, die sie hundertprozentig absichern könnten. Sie könnten das mit einem Telefongespräch bewerkstelligen.«
»Wo an der
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