Mit diesem Ring
die zum Zerreißen geliftet wirkte, erteilte Befehle.
"Vorsicht mit den Seidenstrümpfen!" rief sie. "Wir brauchen die Handtasche mit der Perlenstickerei und die blauen Satinschuhe. Die Saphire hole ich selbst."
"Hat jemand Blumen bestellt?" fragte eine Männerstimme.
"Es hat geheißen, das wäre erledigt."
Zach entdeckte einen Mann im Frack. Er saß neben dem Bett in einem Sessel und blätterte gelassen in einer Zeitschrift.
"Ich habe die Blumen." Hinter Zach kam eine Frau in den Raum. "Und die Make-up-Grundierung."
"Dem Himmel sei Dank!" rief der Mann mit dem Pferdeschwanz und stieß beinahe mit Zach zusammen, als er nach dem Fläschchen griff, das die Frau in Bluejeans brachte.
Der Mann im Frack blickte nicht einmal von der Zeitschrift hoch.
"Soll ich den Rest zurückbringen oder behalten?" fragte die hoch gewachsene knochige Frau.
"Behalten", erwiderte die Blondine mittleren Alters und hielt in der einen Hand ein Paar Schuhe und in der anderen eine Saphirhalskette.
"Hätten wir doch noch Zeit, diese Katastrophe zu waschen", sagte der Mann und zog einen Kamm aus seinem
Pferdeschwanz.
"Weiß jemand, wann die Limousine eintrifft?" fragte der Mann im Frack desinteressiert.
Jillian legte die Hände als Schalltrichter an den Mund.
"Camille!"
Die Blondine in Rosa drehte sich zu ihr um. "Musst du schreien, Jilly? Siehst du nicht, dass deine Schwester beschäftigt ist?"
Jillian achtete nicht auf sie. "Camille!"
"Ich bin schließlich kein Wundertäter", klagte der Mann mit dem Pferdeschwanz und kämmte einer vor ihm sitzenden Person wild das Haar.
"Ich möchte etwas Kaltes trinken", sagte der Mann im Frack.
"Ich hole es", erwiderte die Frau in Bluejeans, "sobald ich die Abendtasche finde."
"Camille!" rief Jillian noch einmal.
Keiner hörte auf sie, nicht einmal die Blondine in Rosa, die zur Halskette passende Ohrringe auf das Bett legte. Es reichte Zachary. Er steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen schrillen Pfiff aus, bei dem alle im Raum erstarrten. "Ich habe eine Verabredung mit Camille Waltham", erklärte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. "Wo ist sie?"
Alle wichen zur Seite. Vor der Fensterwand stand ein kleiner Schminktisch, und davor saß auf einem Höcker eine zierliche Frau mit den feinen Zügen einer Porzellanpuppe und lebhaften blauen Augen. Obwohl es zerzaust war, schimmerte das lange, goldblonde Haar, das ihr engelsgleiches Gesicht umgab.
Sie war kleiner, als Zach erwartet hatte. In einem
königsblauen Negligé, das für sie zu groß war, wirkte sie überraschend verletzlich. Gelassen betrachtete sie ihn vom Scheitel bis zur Sohle und lächelte dann.
Zach überlegte, ob er jetzt noch die Flucht ergreifen konnte.
2. KAPITEL
Camille Waltham erhob sich anmutig von dem
samtbespannten Hocker. Die zierlichen Füße steckten in eleganten Seidenhausschuhen mit Schleifen. Mit beiden Händen strich sie das abstehende Haar glatt, stützte die Hände in die schmalen Hüften und betrachtete Zach forschend. Dann blickte sie zu Jillian.
"Du hast gesagt, dass er gut ist. Du hast nicht gesagt, dass er auch gut aussieht."
Zach gefiel weder das Kompliment noch der sanfte Ton ihrer Stimme. Wollte sie ihm schmeicheln? Jillian fand das Verhalten ihrer Schwester offenbar auch geschmacklos und versuchte, die Situation zu retten, indem sie die Vorstellung übernahm.
"Zachary Keller, das ist meine Schwester, Camille Waltham.
Camille, das ist Mr. Keller."
Camille schwebte auf ihn zu, streckte ihm die Hand hin und musterte ihn mit einem scharfen Blick. Vielleicht rechnete sie mit einem Handkuss. Zach drückte ihr jedoch nur kurz die Hand und ließ sie wie eine heiße Kartoffel los.
Camille wandte sich erneut an Jillian. "Als Leibwächter ist er akzeptabel." Sie kehrte an den Schminktisch zurück und warf noch einen Blick über die Schulter. "Natürlich muss er als Verehrer auftreten. Als mein Freund."
Jillian wollte antworten, doch Zach kam ihr zu vor.
"Ausgeschlossen."
Camille Waltham drehte sich zu ihm um. "Ach nein? Und wieso nicht?"
"Weil ich mich in meinem Beruf an einige Regeln halte", erklärte er. "Und Regel Nummer eins besagt, dass ich keine Beziehungen zu Klientinnen eingehe oder auch nur vortäusche."
"Ich verstehe nicht, wieso ..."
"Weil dadurch alles nur schwieriger wird, besonders wenn es sich um Fälle von Misshandlung dreht. Außerdem wäre es einfach unpassend."
"Sie können sicher eine Ausnahme machen, wenn es sich um eine sehr wichtige ..."
"Keine
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