Mit dir an meiner Seite
würde mich mehr verletzen, als du dir vorstellen kannst. Du und Jonah, ihr bedeutet mir beide unendlich viel. Und glaube mir - weder dich noch Jonah trifft irgendeine Schuld. Es kommt vor, dass eine Ehe einfach nicht mehr funktioniert, aus Gründen, die oft gar nicht ganz klar sind. Aber eines darfst du nie vergessen: Ich werde dich und Jonah immer lieben. Auch deine Mutter werde ich immer lieben, und ich werde ihr stets mit größtem Respekt begegnen. Sie hat mir die beiden schönsten Gesckenke in meinem heben gemacht. Und sie ist eine wunderbare Mutter. Obwohl es mich sehr traurig macht, dass sie und ich nicht mehr zusammen sein werden, glaube ich trotzdem, dass es in vieler Hinsicht ein Glück und ein Segen für mich war, so lange mit ihr verheiratet zu sein.
Ich weiß, das ist nicht viel, und es reicht dir sicher nicht, um alles wirklich zu verstehen, aber ich möchte dir sagen, dass ich immer noch an das Geschenk der Liehe glaube. Ich möchte, dass auch du daran glaubst. Du hast es verdient, dass dir dieses Geschenk in deinem Leben zuteil wird, denn es gibt nichts Erfüllenderes als die Liebe.
Ich hoffe, dass du in deinem Herzen eine Möglichkeit fndest, mir mein Weggehen zu verzeihen. Es muss nicht heute sein. Auch nicht in der nahen Zukunft. Aber wenn du dann bereit dafür bist, erwarte ich dich mit offenen Armen, und es wird der glücklichste Tag meines Lebens sein.
In Liebe,
Dein Vater
»Ich glaube, ich müsste noch mehr für ihn tun«, sagte Ronnie.
Sie saß mit Pastor Harris auf der hinteren Veranda. Ihr Vater schlief im Haus, und der Pastor war gerade vorbeigekommen - mit einer leckeren Gemüselasagne, die seine Frau zubereitet hatte. Es war Mitte September und tagsüber immer noch sehr heiß. Doch vor ein paar Tagen konnte man abends zum ersten Mal ahnen, dass der Herbst vor der Tür stand, weil die Luft empfindlich abkühlte.
»Du machst schon sehr viel«, sagte der Pastor. »Ich weiß nicht, was du sonst noch tun kannst.«
»Ich meine nicht, wie ich ihn besser versorgen könnte. Im Moment braucht er nicht viel Hilfe. Er will selbst kochen, und wir machen lange Strandspaziergänge. Gestern haben wir sogar einen Drachen steigen lassen. Gegen die Schmerzen muss er starke Medikamente nehmen, die ihn müde machen, aber sonst merkt man kaum einen Unterschied. Es ist nur ...«
Pastor Harris betrachtete sie verständnisvoll. »Du möchtest gern etwas Besonderes für ihn tun. Etwas, das ihm viel bedeutet.«
Ronnie nickte. Ach, sie war so froh, dass Pastor Harris hier war! In den vergangenen Wochen hatte sie ihn oft gesehen. Er war für sie ein Freund geworden, und er war der einzige Mensch, mit dem sie ganz unbefangen reden konnte.
»Ich vertraue darauf, dass Gott dir die Antwort zeigen wird. Aber du musst wissen, es kann eine Weile dauern, bis man versteht, was Gott einem sagen will. Seine Stimme ist oft nur ein Flüstern, und man muss gut aufpassen, um die Botschaft zu hören. Allerdings kommt es auch vor, dass die Anweisung ganz deutlich vernehmbar ist, so laut wie eine Kirchenglocke.«
Ronnie musste lachen. Diese Gespräche waren für sie ein Genuss. »Das klingt so, als würden Sie aus Erfahrung sprechen.«
»Ich habe deinen Dad auch sehr, sehr gern, und genau wie du wollte ich etwas Besonderes für ihn tun.«
»Und Gott hat geantwortet?«
»Gott antwortet immer.«
»War es ein Flüstern oder ein Glockengeläut?«
Zum ersten Mal seit Langem sah sie ein verschmitztes Glitzern in seinen Augen. »Natürlich war es ein Glockengeläut. Gott weiß ja, dass ich immer schwerhöriger werde.«
»Und - was werden Sie tun?«
Er setzte sich aufrecht hin. »Ich werde das Fenster einsetzen lassen«, verkündete er. »Letzte Woche ist aus heiterem Himmel ein Wohltäter aufgetaucht, und er hat nicht nur angeboten, die Gesamtkosten für die restlichen Wiederaufbauarbeiten zu übernehmen, nein, er hatte sogar schon die Handwerker bestellt! Morgen früh fangen sie an.«
Während der nächsten beiden Tage lauschte Ronnie ständig, ob sie Kirchenglocken hören konnte, aber sie vernahm nur das Kreischen der Möwen. Wenn sie ganz leise war und horchte, ob irgendwo jemand flüsterte, hörte sie überhaupt nichts. Das wunderte sie nicht - auch Pastor Harris hatte nicht sofort eine Antwort bekommen. Sie konnte nur hoffen, dass sie etwas erfuhr, ehe es zu spät war.
Ansonsten machte sie einfach weiter wie bisher. Sie half ihrem Vater, wenn er Unterstützung brauchte, ließ ihn in Ruhe, wenn er allein
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