Mit dir an meiner Seite
auf keinen Fall, dass Marcus sauer auf sie wurde, deshalb ließ sie ihm alles durchgehen. Sie kannte dieses Muster: Kayla tat auch immer supertaff, aber im Umgang mit Jungs benahm sie sich genauso nachgiebig wie Blaze. Und die Jungs behandelten sie in der Regel wie Dreck.
Aber das wollte Ronnie jetzt nicht ansprechen. Sie wusste, dass es die Lage nur noch verschlimmern würde.
Blaze nippte wieder an ihrem Milkshake und stellte das Glas dann auf den Tisch. »Und - was habt ihr vor?«
»Gar nichts«, brummte Teddy. »Unser Alter will, dass wir für ihn arbeiten, Lance und ich.«
»Die beiden sind Brüder«, erklärte Blaze.
Ronnie musterte sie, konnte aber keine Ähnlichkeit feststellen.
Marcus schluckte den letzten Bissen Burger hinunter und schob den Teller dann in die Mitte des Tischs. »Man kann es kaum glauben, dass Eltern zwei so hässliche Söhne haben, was? Aber - Schwamm drüber. Jedenfalls hat ihre Familie ein mieses kleines Motel auf der anderen Seite der Brücke. Die Rohre sind hundert Jahre alt, und Teddy muss immer die Klos durchputzen, wenn sie verstopft sind.«
Bei der Vorstellung rümpfte Ronnie die Nase. »Ehrlich?«
Marcus nickte. »Widerlich. Aber mach dir keine Sorgen um Teddy. Er erledigt seinen Job sehr gut. Ein wahres Genie. Ihm gefällt es sogar. Und Lance - er muss die Bettwäsche wechseln, wenn die Gäste mittags ausgecheckt haben.«
»Iiih«, machte Ronnie.
»Ich weiß. Es ist total eklig«, meldete sich Blaze zu Wort. »Und du müsstest mal sehen, was das für Leute sind, die sich ein Zimmer für eine Stunde mieten. Da kann man sich die übelsten Krankheiten holen, wenn man das Zimmer nur betritt.«
Ronnie wusste nicht, was sie sagen sollte, also wandte sie sich Marcus zu. »Und was machst du?«, fragte sie.
»Ich mache, was ich will«, antwortete er.
»Das heißt?«, beharrte Ronnie.
»Was geht es dich an?«
»Gar nichts«, entgegnete sie betont kühl. »War nur eine Frage.«
Teddy schnappte sich die letzte Fritte. »Er hängt bei uns im Motel rum. In seinem Zimmer.« »Du hast ein Zimmer im Motel?« »Ich wohne dort.«
Die Frage nach dem Warum lag auf der Hand. Ronnie wartete, aber Marcus schwieg. Wollte er erreichen, dass sie ihn zu einer Antwort provozierte? Vielleicht bewertete sie die Situation über, aber sie hatte das starke Gefühl, er wünschte sich, dass sie ihn interessant fand. Dass sie ihn mochte. Obwohl Blaze dabei war.
Ihr Verdacht wurde noch bestärkt, als er eine Zigarette herausholte, sie anzündete und Blaze den Rauch ins Gesicht blies. Dann fragte er Ronnie:
»Was hast du heute Abend vor?«
Ronnie setzte sich anders hin. Sie fühlte sich nicht wohl in ihrer Rolle. Aber alle, Blaze eingeschlossen, schienen auf ihre Antwort zu warten.
»Wieso?«
»Wir treffen uns wieder am Bower's Point. Nicht nur wir. Noch ein paar andere. Ich möchte, dass du auch kommst. Aber diesmal ohne die Polizei.«
Blaze starrte auf die Tischplatte und widmete sich ihrem kleinen Salzberg. Als Ronnie nicht antwortete, stand Marcus auf und ging zur Tür, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Kapitel 9
Steve
»Hey, Dad!«, rief Jonah. Er stand hinter dem Flügel im Alkoven, während Steve schon die Spaghettiteller auf den Tisch stellte. »Ist das ein Foto von dir, mit Oma und Opa?« »Ja, das sind meine Eltern.«
»Ich kann mich gar nicht an das Bild erinnern. War es auch in unserer Wohnung?«
»Es hing meistens in meinem Büro an der Musikhochschule.«
»Ach so.« Jonah studierte das Foto ganz genau. »Ich glaube, du siehst so ähnlich aus wie Grandpa.«
Steve wusste nicht recht, was er dazu sagen sollte. »Ein bisschen vielleicht.«
»Vermisst du ihn?«
»Er war mein Vater. Was denkst du?«
»Ich würde dich jedenfalls vermissen.«
Mit diesen Worten kam Jonah an den Tisch. Es war ein schöner Tag gewesen, fand Steve. Ereignislos, aber angenehm. Den Vormittag über hatten sie sich in der Werkstatt aufgehalten, und er hatte Jonah beigebracht, wie man Glas schneidet. Dann hatten sie auf der Veranda Sandwiches gegessen und am späteren Nachmittag am Strand Muscheln gesammelt. Und Steve hatte seinem Sohn versprochen, mit ihm einen Strandspaziergang zu machen, sobald es dunkel wurde, damit sie mit ihren Taschenlampen die Hunderte von Spinnenkrabben beobachten konnten, die dann aus ihren Sandhöhlen kamen.
Jonah zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und ließ sich darauf fallen. Genüsslich trank er einen Schluck Milch, mit dem Ergebnis, dass ein weißer Schnurrbart
Weitere Kostenlose Bücher