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Mit dir an meiner Seite

Mit dir an meiner Seite

Titel: Mit dir an meiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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habe vorhin nach dir geschaut, und da hast du noch tief geschlafen. Du erinnerst dich an Pastor Harris?«
    Ronnie reichte dem Pfarrer die Hand. »Ja, natürlich erinnere ich mich. Wie schön, Sie wiederzusehen.«
    Als Pastor Harris ihre Hand ergriff, sah sie, dass seine Hände und Arme mit schimmernden Narben bedeckt waren. »Ich kann es nicht fassen, dass ich dasselbe Mädchen vor mir sehe, das ich vor so vielen Jahren kennenlernen durfte - und jetzt bist du erwachsen.« Er lächelte. »Du hast große Ähnlichkeit mit deiner Mutter.«
    Das hatte Ronnie in letzter Zeit öfter gehört, aber sie wusste nicht recht, was sie davon halten sollte. Hieß es, dass sie alt wirkte? Oder dass Mom jung aussah? Auf jeden Fall war es als Kompliment gemeint, so viel war sicher. »Vielen Dank. Wie geht es Mrs Harris?«
    Er nahm den Stock in die andere Hand. »Sie hält mich auf Trab, wie immer. Und ich bin davon überzeugt, dass sie dich auch gern sehen würde. Wenn du mal zufällig bei uns in der Gegend vorbeikommst, hat sie bestimmt einen Becher mit frisch gepresster Limonade für dich.«
    Es passte zu ihm, dass er sich daran erinnerte. »Auf das Angebot komme ich gern zurück.«
    »Hoffentlich.« Er wandte sich wieder an Steve. »Vielen Dank noch mal, dass du dich bereit erklärt hast, das Fenster zu machen. Man sieht schon, dass es wunderschön wird.«
    Steve winkte ab. »Sie brauchen mir dafür nicht zu danken ...«
    »Doch, doch. Aber nun muss ich leider los. Heute Morgen leiten die Schwestern Towson den Bibelkreis, und wenn du sie kennen würdest, wüsstest du sofort, warum ich sie auf keinen Fall sich selbst überlassen darf. Sie sind streitlustige Feuer-und-Schwefel-Schwestern. Sie lieben das Buch Daniel und die Offenbarung, und irgendwie vergessen sie immer, dass es im Evangelium auch den zweiten Brief an die Korinther gibt.« An Ronnie gewandt fügte er hinzu: »Es war sehr schön, dich wiederzusehen, junge Dame. Ich hoffe, dein Vater macht dir nicht zu viel Ärger. Du weißt ja, wie Eltern sind.«
    Ronnie grinste. »Er ist ganz okay.«
    »Gut. Wenn es trotzdem Probleme gibt, dann komm zu mir und wir reden darüber. Ich werde ihn schon wieder zur Vernunft bringen. Als Junge war er oft frech, deshalb kann ich mir vorstellen, dass du manchmal unter ihm zu leiden hast.«
    »Ich war doch nie frech!«, protestierte Dad. »Ich habe immer nur Klavier gespielt.«
    »Erinnere mich daran, Ronnie, dass ich dir erzähle, wie er einmal die ganze Wand in der Taufkapelle mit roter Farbe beschmiert hat.«
    Dad rief entsetzt: »Das habe ich nie getan!«
    Pastor Harris schien die Situation zu genießen. »Mag sein. Aber recht habe ich trotzdem. Egal, wie dein Vater sich selbst darstellt - vollkommen war er nie.«
    Mit diesen Worten verabschiedete er sich. Ronnie schaute ihm belustigt nach. Jeder, der es schaffte, ihren Dad zu provozieren - mit harmlosen Mitteln, versteht sich -, gehörte zu den Leuten, die sie näher kennenlernen wollte. Erst recht, wenn er ihr Geschichten über Dad erzählen konnte. Lustige Geschichten. Gute Geschichten.
    Ihr Vater blickte dem Pfarrer nach, aber sein Gesichtsausdruck war undurchschaubar. Erst als er sich ihr zuwandte, schien er sich wieder in den Dad zu verwandeln, den sie kannte. In dem Moment fiel ihr ein, dass ja Officer Pete gerade hier gewesen war.
    »Was hat der Officer gesagt?«, wollte sie wissen.
    »Ich würde vorschlagen, wir frühstücken erst mal. Du hast doch bestimmt einen Bärenhunger. Gestern Abend hast du kaum etwas gegessen.«
    Sie fasste ihn am Arm. »Bitte, sag's mir gleich, Dad.«
    Er suchte nach den richtigen Worten, konnte aber die Wahrheit nicht überzuckern. Seufzend sagte er: »Du kannst nicht nach New York fahren. Du musst mindestens bis nächste Woche warten. Da wirst du vorgeladen. Die Ladenbesitzerin will Anzeige erstatten.«
     
    Ronnie saß auf der Düne. Sie war nicht wütend, nein, sie hatte Angst, wenn sie daran dachte, was sich im Inneren des Hauses abspielte. Es war eine Stunde her, seit Dad ihr die Anweisungen von Officer Pete mitgeteilt hatte. Und seither saß sie hier. Dad telefonierte mit Mom. Ronnie konnte sich nur zu gut vorstellen, wie ihre Mutter reagierte. Dass sie es nicht direkt mitbekam, war der einzige Vorteil ihres Hierseins.
    Und vielleicht noch Will ...
    Nein. Sie schüttelte den Kopf. Warum dachte sie überhaupt an ihn? Zwischen ihnen war es aus - falls überhaupt je etwas gewesen war. Wieso hatte er sich für sie interessiert? Er war lange mit Ashley

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