Mit dir, fuer immer
„Schieß! Jemand könnte den Schuss hören und herkommen."
„Nein, durch die von einem Schuss ausgelöste Erschütterung könnte es hier unten einen weiteren kleinen Erdrutsch geben." Rio legte die Hand unter ihr Kinn. „Du hast gemogelt und das Bonbon gekaut, richtig? Paloma, wir gehen das ganz langsam an, und du tust, was ich dir sage, einverstanden? Kannst du aufstehen?"
„Ja." Paloma ließ sich von Rio helfen, und er zog ihr seine Jacke an und knöpfte sie ihr zu, als wäre sie ein Kind. Dabei erinnerte er sie erneut an Boone. Sie musste ihm einfach vertrauen. „Was soll ich machen?"
Er leitete sie mit sanfter Stimme und half ihr den schräg stehenden Balken hinauf. Behände setzte sie einen Fuß vor den anderen, bis sie mit den Händen den Rand des Erdlochs erreichte, einen Zweig zu fassen bekam und sich daran hochzog.
„Du hast es geschafft!" rief er und klang so erleichtert, dass sie merkte, er hatte auch Angst gehabt.
Und diese Erkenntnis hatte etwas Beruhigendes für Paloma.
„Ich hole dein Pferd." Sie lief zu dem Wallach, befestigte das Seil so, wie Rio es ihr gesagt hatte, und Minuten später hatte sein Pferd ihn aus dem Loch gezogen.
Paloma lachte und weinte gleichzeitig, als Rio sie nun in die Arme nahm.
„Hey, was ist los?" fragte er amüsiert und erfreut. Er sah ihr in die Augen. „Ich brauche jetzt das hier", sagte er und presste seine Lippen auf ihre.
Damit hatte Paloma nicht gerechnet, und überwältigt von ihrer eigenen Sehnsucht kam sie ihm entgegen, während Rio sie glutvoll küsste, als könnte nichts mehr sie trennen.
Diesen hinreißenden Kuss, mit dem er sie für sich beanspruchte, würde sie nie wieder vergessen. Dann wurde der Kuss sanfter, und Rio streichelte mit den Daumen ihre Wangen.
Schließlich hob er sie hoch und trug sie zur Hütte. Als unabhängige Frau sollte sie sich jetzt vielleicht wehren, doch ihr zitterten noch die Knie von seinem Kuss. Außerdem sah sie Rio an, dass er sie ohne Kampf nicht losgelassen hätte. Deshalb ließ sie ausnahmsweise ihren Stolz außer Acht und schlang die Arme um Rios Schultern.
Er küsste sie auf die Stirn und flüsterte: „Jetzt sind wir wieder im Sonnenschein, Schatz.
Du bist in Sicherheit."
Das Gleiche hatte Boone einmal gesagt, aber damals war sie noch ein Kind gewesen. „Setz mich ab", flüsterte sie, um zumindest den Rest ihres Stolzes zu retten. Sie hatte Rio schon viel zu deutlich ihre Angst und ihr Verlangen gezeigt.
„Nein."
Sie betrachtete seine Lippen, die er jetzt fest zusammengepresst hatte, und sagte ihm rundheraus: „Du hast auch Angst gehabt."
Rio antwortete nicht, drückte sie jedoch fester an sich, als er die Stufen zur Hütte hinaufstieg.
„Es geht um diesen Jungen, nicht wahr?"
Als er wieder nicht antwortete, war es für Paloma klar, dass sie mit ihrer Vermutung richtig lag. Rio hatte gefürchtet, auch sie nicht retten zu können.
„Bleib hier sitzen", befahl Rio knapp und ließ Paloma auf einen Stuhl gleiten. Er machte Feuer im Herd und setzte Wasser auf. „Du willst bestimmt baden, aber zuerst brauchst du heißen Tee." Er hängte einen Beutel Kamillentee in einen Becher und knallte ihn vor ihr auf den Tisch.
„Du siehst in meiner Jacke wie ein Kind aus", sagte er rau. „Verängstigt, zitternd, mit weit aufgerissenen Augen und ... Verdammt, deine Lippen sind geschwollen! Ich habe dir wehgetan."
Rio warf einen Blick zum Bett, holte tief Luft, griff nach zwei Wassereimern und verließ die Hütte. Als er zurückkam, stellte er die Eimer neben den Herd.
„Ich warte draußen", erklärte er schroff.
Die Sonne ging schon unter, als Pamela gebadet und sich die Haare gewaschen hatte und sich ein frisches Flanellhemd und Jeans anzog. Sie fühlte sich gleich viel besser und war entschlossen, wieder zu Rio auf Distanz zu gehen.
„Ich bin fertig", sagte sie, als sie ins Freie trat. Ihr feuchtes Haar hatte sie gekämmt, und es fiel ihr offen über den Rücken.
„Ich mache das Essen."
Rio hatte vor der Hütte gesessen und in die Ferne geblickt. Sein Haar war ebenfalls feucht, er hatte es sich im eiskalten Bach gewaschen. Und er hatte sich umgezogen. Sein Schlafsack lehnte an den Sätteln auf der Veranda. Palomas Unterwäsche lag nun auf einem Stuhl.
Paloma folgte ihm nach drinnen. „Du brauchst für mich nicht zu kochen."
Er warf ihr einen finsteren Blick zu. „Ich bin hungrig. Hast du etwas dagegen, wenn ich esse?"
„Wieso bist du so zornig? Weil du mich geküsst hast?" Sie wusste, dass
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