Mit dir im Himmel auf Erden
Polizeisirene, und einige Blocks entfernt schien ein Feuer ausgebrochen zu sein, denn ein Zug der Feuerwehr war unterwegs. Als sie aufblickte, begegnete sie Adams forschendem Blick.
„Was ist?“
„Es ärgert dich, dass du nachgegeben hast und jetzt bei mir am Tisch sitzt, oder?“
Sie stöhnte verzweifelt. „Wer würde es sich schon entgehen lassen, etwas Zeit in deiner charmanten Gesellschaft zu verbringen?“
Er lächelte sexy, zwei Grübchen bildeten sich in seinen Wangen. „Du kannst mich nicht ausstehen, oder?“
„Warum sollte ich dich denn mögen?“
„Du kennst mich eben noch nicht gut genug.“
„Bleibst du denn lange genug hier, um das zu ändern?“
Adam ließ den Blick über die vorbeigehenden Passanten gleiten. „Das weiß ich noch nicht.“
Etwas in seinem Tonfall ließ Roane aufhorchen. Obwohl es sie nichts anging, stellte sie eine indiskrete Frage: „Wie ist es heute Morgen mit deinem Vater gelaufen?“
„Er hat mich nicht erkannt.“
Oje, das hatte ihn natürlich getroffen. Tröstend erklärte sie: „Am Morgen ist es immer schwierig mit ihm. Er ist dann noch ziemlich desorientiert. Das legt sich erst, wenn er seinem gewohnten Tagesablauf folgt. Außerdem war er auf deinen Besuch nicht vorbereitet. Und er mag keine Überraschungen. Hätten wir gewusst, dass du kommst, hätten wir ihn langsam darauf vorbereitet.“
Adam sah sie interessiert an. „Du verbringst wohl viel Zeit mit meinem alten Herrn, Roane?“
„Ja. Wir alle teilen uns seine Betreuung. Es ist ein Vollzeitjob.“
Wieder wandte er den Blick ab.
„Er wird dich erkennen, Adam. Du musst ihm nur etwas Zeit geben. Er spricht jeden Tag von dir.“
Adam lachte verbittert. „Spar dir deine Lügen.“
Diese Reaktion verwirrte sie. „Wieso bist du überhaupt nach Hause gekommen, wenn du ihn so sehr hasst?“
„Ich bin meinetwegen hier, nicht seinetwegen.“ Es fiel ihm offenbar schwer, dies zuzugeben.
Edward Bryant war kein besonders umgänglicher Mann. Das wusste Roane. Aber so schlimm, wie Adam ihn darstellte, hatte sie ihn nicht erlebt. Eigentlich vermutete sie unter der rauen Schale einen weichen Kern. Sie nahm sich vor, zwischen Adam und seinem Vater zu vermitteln. Sie konnte es nicht ertragen, dass Vater und Sohn einander so fremd geworden waren.
„Ihr müsst ja damals ziemlich heftig aneinandergeraten sein“, sagte sie.
Adam rang sich ein Lächeln ab und trank einen Schluck. „Wie bei den Waltons, du weißt schon, diese Fernsehserie, ist es jedenfalls nicht zugegangen.“
„Ihr hattet immer eure Auseinandersetzungen. Das weiß ich noch.“ Sie erinnerte sich, wie oft Adam und sein Vater sich angeschrien hatten. Der Lärm war im ganzen Haus zu hören gewesen. Jake konnte das nicht ertragen. Er zog sie mit nach draußen. Wahrscheinlich wusste Adam gar nicht, wie sehr auch sein Bruder unter den Streitereien gelitten hatte. Aber Adams Weggang stand auch zwischen Jake und seinem Vater. Bis heute hatte er ihm nicht verziehen, dass er es so weit hatte kommen lassen.
„Jake macht ihn dafür verantwortlich, dass du das Weite gesucht hast.“
Adam sah auf. „Ich wollte immer weg. Es war nur eine Frage der Zeit.“
„Warum?“
Er musterte sie ungläubig. „Warum?“
„Ja. Warum?“
Adam sah sie an, als wäre sie eine Außerirdische. „Glaubst du, es ist so einfach? Ich soll dir hier mein Herz ausschütten, und du kommst mit irgendwelchen Weisheiten, und alles ist wieder gut? Ich weine mich an deiner Schulter aus, und die Welt ist wieder in Ordnung. Hattest du dir das ungefähr so vorgestellt?“
Sie lächelte herausfordernd. „Du hast gut reden. Von mir verlangst du doch auch, dass ich nach einem klitzekleinen Kuss mit dir ins Bett springe.“
Zu ihrer grenzenlosen Überraschung lachte er amüsiert und trank noch einen Schluck aus der Flasche. „Jetzt wird mir einiges klar. Du bist hier, um mich zu analysieren. Offenbar hoffst du, es mir heimzuzahlen, dass du dich zu mir hingezogen fühlst.“
„Du willst wohl, dass ich dich hasse.“ Sie trank ihm zu. „Du machst es dir leicht. Hast Sex, weil du Lust dazu hast und verschwindest wieder. Dazu musst du ja keine Beziehung eingehen und hast keine Verpflichtungen.“
„Ach, Roane, du kennst doch den Spruch: Es ist besser, für etwas gehasst zu werden, was du bist, als für etwas geliebt zu werden, was du nicht bist. Jedenfalls bestreitest du nicht, dass du mich anziehend findest, oder? Du kannst mich ruhig hassen, dann wird es umso heißer,
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