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Mit dir im Himmel auf Erden

Mit dir im Himmel auf Erden

Titel: Mit dir im Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TRISH WYLIE
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habe.“
    „Nein.“ Um sie zu beruhigen, fügte er wahrheitsgemäß hinzu: „Ich habe sechs Stunden geschlafen. Das ist ein Rekord.“
    „Das freut mich.“ Sie lehnte sich an ihn und lächelte strahlend.
    Forschend betrachtete er sie einen Moment lang, dann sah er wieder aufs Meer hinaus.
    Sie kuschelte sich an ihn und atmete tief ein. „Ich liebe den Ozean, er tut der Seele gut.“
    Diese Auffassung teilte er. Immer wenn es ihm schlecht ging, setzte er sich an den Strand und beobachtete den Ozean. Hier hatte er Zuflucht gesucht, als man ihn zuerst hergeschickt hatte, um bei seinem Vater, seiner neuen Stiefmutter und seinem kleinen Stiefbruder zu wohnen. Noch heute beruhigte ihn das Rauschen des Meeres.
    „Wusstest du, dass die Indianer diese Insel Noepe nannten? Das bedeutet: inmitten des Wassers.“ Es hatte etwas mit den Gezeiten zu tun, die sie weit draußen beobachten konnten. „Die Engländer benannten sie dann um in Martha’s Vineyard.“
    Sie nickte zustimmend und spielte weiter mit dem Lederbändchen. „Ja, ich weiß. Mir fällt sogar ein Zitat zu der Insel ein, das du in deine Sammlung aufnehmen kannst.“
    „Lass hören.“
    „Alles was je auf der Erde passiert ist, geschah mindestens einmal auf Martha’s Vineyard. Einige Dinge passierten sogar zweimal.“
    „Von wem ist das?“
    „Keine Ahnung. Sag mal, sind diese Bändchen Freundschaftsarmbänder?“
    „Einige Leute nennen sie zumindest so.“
    „Dann hast du also Freunde?“
    „Sehr witzig. Sie sind von Menschen in New Orleans, die ich kenne. Wir haben gemeinsam an einem Wiederaufbauprojekt mitgewirkt.“
    Erstaunt musterte sie ihn. „Du bist nach dem Hurrikan dortgeblieben?“
    „Ja. Ich besuche die Stadt noch immer mehr oder weniger regelmäßig. Es schweißt zusammen, wenn man gemeinsam so eine Katastrophe übersteht.“
    „Ist dir etwas passiert?“, fragte sie besorgt.
    „Nein, ich habe Glück gehabt.“
    „Gut.“ Neugierig nahm sie nun einen der Anhänger in die Hand, die er um den Hals trug. Und was ist das?“
    „Welchen Anhänger meinst du?“
    „Sieht aus wie ein kleiner Zahn auf einem blauen Stein, der in Zinn gefasst ist.“
    „Das ist ein Haifischzahn, und es ist Silber, nicht Zinn.“ Adam lächelte vielsagend. „Er soll Kraft und Ausdauer verleihen.“
    Roane verdrehte die Augen und lächelte frech. „Und der andere Anhänger? Er ist wunderschön.“
    Er spürte, wie sie den Gegenstand von allen Seiten betrachtete und wusste, was sie sah: antikes Silber, mit einem achtzackigen Stern auf der einen Seite und verschlungenen Kreisen auf der anderen.
    „Mach ihn auf.“
    „Oh, wie spannend.“ Geschickt öffnete sie den Anhänger und hielt entzückt die Luft an. „Das ist ja ein Kompass. Ein perfekter Miniaturkompass. Woher hast du ihn?“
    Als Pilotin weiß sie so etwas zu schätzen, dachte Adam. „Er gehörte meinem Urgroßvater mütterlicherseits, der als Kapitän eines Schoners die Küste hier befahren hat. Damals war Martha’s Vineyard noch ein viel angesteuerter Hafen. Als zweitältester Sohn konnte mein Urgroßvater tun und lassen, was er wollte, bis sein älterer Bruder starb und er das Familienerbe antreten musste.“
    Er erzählte ihr die Geschichte des Kompass’. Andächtig hörte sie eine Weile zu. Bis sie Adam anschaute und misstrauisch fragte: „Hast du dir das alles gerade ausgedacht?“
    Gespielt beleidigt zog er eine Augenbraue hoch. „Hältst du mich für einen Märchenerzähler?“
    Sie schnitt ihm ein Gesicht. „Nein, eigentlich nicht.“
    „Na also.“ Nachdenklich ließ er den Blick übers Meer, den Himmel und den Horizont gleiten, wo die Sonne im Begriff war, aufzugehen, und überlegte, wie viel er Roane über die Bedeutung seines Anhängers verraten sollte. Er atmete tief durch und betrachtete sie aus dem Augenwinkel. „Möchtest du den Rest auch noch hören?“
    Hoffentlich interpretierte sie nicht zu viel hinein. Adam beschloss, das Risiko einzugehen. Schließlich vertraute Roane ihm blind, da konnte er ihr wohl auch etwas Vertrauen schenken. Er hatte ihr von Anfang an zu verstehen gegeben, wie er über Beziehungen dachte. Sie wusste also, woran sie mit ihm war. Und die Geschichte würde ihr gefallen.
    Roane nickte begeistert und klimperte auffordernd mit den Wimpern.
    Adam lachte. „Freu dich nicht zu früh, es ist keine Geschichte, die mit Es war einmal … beginnt.“
    „Jetzt hast du alles verdorben“, klagte sie schmollend.
    Adam grinste frech und fing an zu erzählen.

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