Mit dir im Paradies auf Erden
dann bin ich verschwunden.“
An der Tür drehte sie sich noch einmal um. „Wann müssen wir morgen früh los?“ Auch Sebastian stand auf und unterdrückte ein Gähnen. „Um neun. Soll ich Sie wecken?“
„Nicht nötig. Ich stehe mit den Hühnern auf“, antwortete sie nicht ganz ehrlich. Seit sie hier war, stand sie viel später auf als zu Hause, weil sie ganz einfach besser schlief.
In ihrem Zimmer angekommen, ging sie kurz ins Bad und legte sich sofort hin. Traurig betrachtete sie Mias leeres Bett. Ihr fehlten die vertraulichen Gespräche mit der Freundin kurz vor dem Einschlafen. Bevor ihr die Augen zufielen, hörte sie noch Sebastian die Treppe hochkommen und an ihrer Tür vorbeigehen. Sein Zimmer musste demnach ganz am Ende des Flurs liegen.
Fleur schlief schlecht. In ihren Träumen vermischten sich Gedanken, Ereignisse, Stimmen, Erinnerungen und Gefühle zu einem bedrückenden Wirrwarr. Unruhig drehte sie sich von einer Seite auf die andere, bis ihr plötzlich Schweißperlen auf die Stirn traten und sie sich entsetzt aufrichtete.
Sie war nicht mehr allein, jemand war im Zimmer! Es gab ihn also doch – den Geist von Pengarroth Hall! Deutlich konnte sie ihn sehen, den Zylinder auf dem Kopf kam er langsam auf sie zu. So sehr sie sich auch bemühte, um Hilfe zu rufen, ihre Stimme gehorchte ihr nicht. Fleur war wie gelähmt vor Schrecken. Machtlos musste sie mit ansehen, wie er immer näher kam. Und dann … plötzlich … endlich … erkannte sie ihn … ihr Vater … Der Geist war ihr Vater!
Endlich brachte sie wieder Worte über die Lippen. „Nein! Geh weg! Du hast hier nichts zu suchen! Lass mich zufrieden! Lass mich zufrieden!“ Doch die Erscheinung ließ sich nicht beeindrucken. Unbeeindruckt kam sie immer weiter auf sie zu, bis Fleur das Gefühl hatte, sie körperlich zu spüren. Panisch schlug sie die Hände vors Gesicht und schrie auf. In diesem Moment öffnete sich die Tür und Sebastian, nur mit Boxershorts bekleidet, stand an ihrem Bett. „Fleur! Um Himmels willen, was ist passiert?“
Ohne zu wissen, was sie tat, sprang sie auf und schlang ihm die Arme um den Nacken und brach in hilflose, verzweifelte Tränen aus. Fleur konnte sich nicht erinnern, jemals so hemmungslos geweint zu haben.
Mit sanftem Zwang brachte Sebastian Fleur dazu, sich mit ihm aufs Bett zu setzen, und legte schützend den Arm um sie. Er stellte keine Fragen, sondern ließ ihr Zeit, sich zu beruhigen.
„Ich habe ihn gesehen … wirklich“, brachte sie schließlich unter Schluchzen hervor.
Sebastian zog sie noch enger an sich. „Regen Sie sich bitte nicht auf, Fleur. Alles ist in Ordnung, ich bin ja hier.“
Später wusste sie nicht, wie lange sie so nebeneinandergesessen hatten, irgendwann jedoch versiegten die Tränen. Fleur legte den Kopf zurück, um Sebastian ins Gesicht zu sehen. Und dann, als wäre es das Natürlichste der Welt, trafen sich ihre Lippen zu einem erst zärtlichen und dann immer stürmischeren Kuss.
Fleur erschauerte vor Wonne. Sebastians leidenschaftliche Berührungen schreckten sie nicht, stattdessen fühlte sie sich begehrt und geborgen, ohne eingeengt zu werden. Zu ihrem eigenen Erstaunen schämte sie sich nicht, weder für ihre Schwäche noch für den Kuss und die Umarmung. Auch zu spüren, wie sich Sebastians Begehren eindeutig regte, war ihr nicht peinlich.
Mit äußerster Selbstbeherrschung schob er sie schließlich etwas von sich. „Fleur, du hattest einen Albtraum, das ist alles. Ich mache mir die größten Vorwürfe, dir so kurz vor dem Schlafengehen von diesem unglückseligen Gespenst erzählt zu haben.“
Ein Träger ihres zarten Nachthemds war Fleur von der Schulter gerutscht, und gab damit mehr als nur der Ansatz ihrer kleinen runden Brüste preis. Langsam und sehr zärtlich strich er ihr eine widerspenstige Locke aus der Stirn. Dann zog er ein Papiertuch aus der Box auf ihrem Nachttisch und tupfte ihr die Tränenspuren von den Wangen.
Jetzt erst fand Fleur endgültig in die Wirklichkeit zurück und wurde sich der Intimität der Situation bewusst. Sebastian trug nichts außer schwarzen Boxershorts, seine breiten Schultern und kräftigen Schenkel waren unbedeckt. Und sie stand in einem fast durchsichtigen weißen Nachthemd vor ihm. Fleur erbebte. Träumte sie vielleicht doch noch? Nein, Sebastians warmer Körper, sein Herzschlag, den sie spürte, waren eindeutig keine Fantasiegebilde.
Sebastian versuchte, sich gegen Fleurs verführerischen Liebreiz immun zu machen. „Soll
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