Mit dir im Paradies auf Erden
und Kindern erstickt. Was für eine Verschwendung der Natur, denn sie würde bestimmt hinreißende Kinder bekommen und eine zärtliche Mutter sein! Nachdenklich betrachtete er sie eine Weile und stand dann auf, um in die Küche zu gehen.
„Sie sind hier übrigens jederzeit und unabhängig von Mia herzlich eingeladen“, meinte er, als er ihr die Milch zum Kaffee reichte. „Für das Haus ist es viel besser, wenn es bewohnt ist, und Pat kommt sowieso jeden Tag.“
Sebastian hielt überrascht inne. Zum ersten Mal hatte er eine Freundin Mias eingeladen! „Im Frühling, wenn sich die ersten Blumen hervorwagen, ist es bei uns besonders schön. Dann überziehen Abertausende von Bluebells, das sind kleine blaue Hyazinthen, den Waldboden mit einem riesigen Teppich. Wir nennen das den Bluebell-Wald und um dieses großartige Naturschauspiel zu würdigen, findet auf Pengarroth Hall jedes Jahr am ersten Maiwochenende ein kleines Fest statt. Im Garten gibt es dann Tee und Gebäck, und die Kinder dürfen die ersten Primeln pflücken und mit nach Hause nehmen.“
Fleurs Augen glänzten, sie konnte sich alles genau vorstellen. „Das klingt ja fantastisch! Wenn Mia auch kommt, könnte sie mich mitnehmen.“
„Mia hat damit nichts zu tun“, betonte er noch einmal. „Obwohl ich sie meistens hierherzitiere, weil ich eine Gastgeberin brauche. Denn nur an diesem besonderen Wochenende öffnen wir unsere Tore für die Öffentlichkeit, und damit bietet sich das Fest an, die nachbarschaftlichen Beziehungen zu pflegen.“
Sie schwiegen einen Moment, und Fleur stellte eine Frage, die sie schon länger bewegte. „Als wir am Weihnachtsabend noch bis spät in die Nacht zusammensaßen und uns unterhielten, erwähnte Mia etwas von einem Gespenst, wechselte jedoch schnell wieder das Thema, weil Mandy hysterisch wurde.“
Sebastian zuckte die Schultern. „Es ist eine alte Geschichte.“ Er lehnte sich, die Kaffeetasse mit beiden Händen umschlossen, in seinem Sessel zurück. „Das Gespenst von Pengarroth Hall ist den Beschreibungen nach ein gut gekleideter Mann in den besten Jahren, der einen Zylinder trägt. Er soll den obersten Korridor auf und ab gehen, als würde er auf jemanden warten, und dann durch die Außenwand verschwinden, das jedenfalls berichten Augenzeugen.“
Fleur lächelte ironisch. „Unglaublich! Und wer hat ihn gesehen?“
„Einer unserer Ahnen hat ihn vor über hundert Jahren gesehen und eine offizielle Meldung gemacht, das Dokument existiert noch. In jüngster Zeit schwören zwei Menschen, ihm begegnet zu sein, ein junger Hausbursche, der anschließend in panischem Schreck aus dem Haus rannte, und – Beryl. Er soll zwei Mal ihren Weg gekreuzt haben, während sie in der oberen Etage sauber machte.“
Fleur hielt den Atem an. „Beryl?“ Das gab ihr zu denken, denn wenn jemand mit beiden Beinen fest auf dem Boden stand und keine Flausen im Kopf hatte, dann Pats Mutter.
„Ja.“ Sebastian nickte. „Sie findet das nicht weiter problematisch. Sie meint, solange das Gespenst sie nicht ärgert und beim Wischen nicht im Weg steht, freut sie sich über die Gesellschaft.“ Er lachte leise. „Dazu muss ich allerdings bemerken, dass Beryl bei aller Unbill des Alltags auf Holunderwein schwört, dem sie daher äußerst großzügig zuspricht. Das schadet ihr nicht weiter, erklärt aber vielleicht das eine oder andere.“
„Dann stimmt die Geschichte also doch. Ich hatte vermutet, Mia hätte sie sich ausgedacht.“ Fleur versuchte gelassen zu wirken. In Wirklichkeit war sie fasziniert. Trotz ihres naturwissenschaftlichen Studiums hielt sie Geistererscheinungen nicht von vornherein für blanken Unsinn. Sie war der festen Überzeugung, dass es Dinge auf dieser Erde gab, die man mit dem reinen Verstand nicht erklären konnte – noch nicht.
„Meine Mutter wäre über den gespenstischen Herrn bestimmt nicht weiter verwundert.“ Sie sah Sebastian an. „Sie ist eine ausgesprochen spirituelle Frau ohne jede Vorurteile. Mein Vater dagegen würde alles als Unsinn abtun, für ihn existiert nur, was man durch wissenschaftliche Experimente beweisen kann.“
„Und das ist dann wahrscheinlich auch Ihre Meinung.“
Fleur zögerte kaum merklich. „Ja“, bestätigte sie dann.
Beide schwiegen eine Weile, bis Fleur schließlich aufstand und sich demonstrativ reckte. „Jetzt muss ich schleunigst ins Bett. Ich habe viel zu viel gegessen und getrunken.“ Sie räumte das Geschirr aufs Tablett. „Das bringe noch in die Küche,
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