Mit dir im Paradies auf Erden
schlief sie ein. Und in ihren Träumen lag Sebastian neben ihr, streichelte, liebte und verwöhnte sie und machte sie glücklicher, als sie es sich je für möglich gehalten hätte.
Ausgeruht und frisch wachte sie am nächsten Morgen auf. Nach dem Duschen zog sie Jeans und den silbergrauen Kaschmirpullover an, den sie von ihrer Mutter zu Weihnachten bekommen hatte. Das Haar fasste sie zusammen und befestigte es mit einer Spange am Hinterkopf. Ein Hauch von Rouge, etwas Lidschatten, und sie war fertig.
Schon auf dem Flur hörte sie Sebastian in der Küche mit Geschirr klappern. Als sie die Tür öffnete, schlug ihr das Herz bis zum Hals. Oben, in ihrem Zimmer, hatte sie sich noch eingebildet, die vergangene Nacht sei Schnee von gestern und berühre sie nicht weiter, doch kaum war sie in Sebastians Nähe, drohten ihre Knie nachzugeben.
Er stand mit dem Rücken zum Herd, drehte sich jedoch sofort um, als er sie kommen hörte. Aus seinen Augen sprach unverhohlene Bewunderung – jedoch nicht lange. Abrupt wandte er sich ab und konzentrierte sich wieder auf das Kaffeekochen.
„Guten Morgen. Hast du gut geschlafen – also später dann?“ Sebastian räusperte sich.
Auch Fleur beschloss, dass das Siezen nach dem gestrigen Vorfall endgültig überflüssig war. Schließlich waren sie doch so etwas wie Freunde, oder? „Danke, sehr gut sogar, obwohl ich gar nicht damit gerechnet hatte. Soll ich uns etwas zu essen machen? Rührei und Schinken vielleicht?“ Sie öffnete den Kühlschrank.
Er stellte die Kaffeekanne auf den Tisch, den er bereits für zwei gedeckt hatte. „Nein, danke, ich esse morgens nur etwas Toast.“
„Ich auch.“ Fleur schob die Scheiben in den Toaster, brachte Butter, Marmelade und Honig und setzte sich auf den Stuhl Sebastian gegenüber. „Ich möchte mich für letzte Nacht entschuldigen, Sebastian. Ich weiß auch nicht, was plötzlich über mich gekommen ist.“ Sie strich Butter auf ihren Toast. „Es tut mir sehr leid, dass ich im Traum so laut geschrien und dich damit geweckt habe.“
Mir tut es gar nicht leid, ganz im Gegenteil sogar, hätte er am liebsten geantwortet. Welcher Mann hätte sich nicht gern wecken lassen, um mitten in der Nacht eine bezaubernde Frau zu küssen? Dann jedoch besann er sich eines Besseren. Bei Tageslicht sah alles anders aus, so auch Fleur. Sie wirkte heute Morgen kühl und beherrscht und schien nicht weiter interessiert an ihm zu sein.
Ob sie sich überhaupt noch daran erinnerte, wie nah sie sich gekommen waren? Vielleicht war für sie die leidenschaftliche Umarmung nur Teil ihres Traums gewesen.
„Du brauchst dich wirklich nicht zu entschuldigen“, erwiderte er. „Ich hätte nur noch einen Moment warten müssen, dann wärst du bestimmt auch von allein wach geworden.“
„Mich irritiert die Sache, denn eigentlich neige ich nicht zu Albträumen. Diese Nacht jedoch war das Gespenst für mich Wirklichkeit … Was für Streiche einem das Bewusstsein manchmal spielt!“ Sie schüttelte den Kopf und biss dann herzhaft in ihren Toast. Es wurde wirklich Zeit, den Spuk zu vergessen.
„Dauert die Unterredung mit deinem Steuerberater lange?“, wechselte sie entschlossen das Thema.
„Ich hoffe nicht, doch bei diesen Terminen weiß man das nie. Auf alle Fälle werden wir zusammen zu Mittag essen.“ Er trank einen Schluck Kaffee. „Die Zeit wird dir nicht lang werden, Truro hat etliche Sehenswürdigkeiten zu bieten.“
Sebastian war verwirrt. Fleur schien die leidenschaftliche Umarmung in der Nacht anscheinend völlig aus dem Gedächtnis gestrichen zu haben. Kein Wort, keine Geste erinnerte an die tiefen Empfindungen, die sie miteinander geteilt hatten. Nur dass sie wie selbstverständlich bei dem vertrauten Du geblieben war, zeigte, dass etwas passiert war. Andererseits war es genau das, was er wünschte. Die Gefühle, die auf ihn eingeströmt waren, als er Fleur an sich gezogen und geküsst hatte, vergaß er am besten schnellstens.
Dieser Meinung schien Fleur auch zu sein, denn sonst würde sie sich nicht so kühl und distanziert verhalten. Sie war Besucherin und er der Gastgeber, alles war so, wie es sein sollte … Oder nicht?
„Ich habe in der Bibliothek einen Stadtführer gefunden und bin begeistert. Die Zeit wird nicht reichen, mir alles, was mich interessiert, anzuschauen. Auf jeden Fall möchte ich die Kathedrale besichtigen und dann durch die Stadt schlendern, um mir die Menschen anzusehen, wo sie einkaufen, wie sie leben. Ich möchte das für
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