Mit dir im Paradies auf Erden
Erwartungen. Das Sprechen fiel ihr schwer, der Hals war ihr wie zugeschnürt.
„Erzähl mir davon“, artikulierte sie mühsam.
„Ich möchte gern im Sommer ein Art Musikfestival bei uns im Park veranstalten. Hinter dem Küchengarten haben wir eine Art natürliches Amphitheater, das sich perfekt für musikalische Darbietungen eignet. Abendliche Konzerte in Parks oder großen Gärten sind momentan äußerst beliebt, und wir könnten sehr viel Geld für einen guten Zweck zusammenbekommen.“
Sebastian redete sich immer mehr in Begeisterung. „Ich denke an ein großes Orchester, Opernarien, Popsongs und das live, nicht in Playback. Mit Rudy zum Freund dürfte das kein Problem sein.“
Fleur wich Sebastians Blick aus. „Was hat Rudy damit zu tun? Und viel wichtiger – was habe ich damit zu tun?“, fragte sie ungeduldig.
„Das fragst du noch? Du sollst der Star des Abends werden! Du bist dazu wie geschaffen, Fleur. Du siehst hinreißend aus, du besitzt eine natürliche Bühnenpräsenz und deine Stimme … wenn es nach dem Publikum gegangen wäre, hättest du auf der Gala noch die ganze Nacht singen können.“
Sebastian blieb stehen und drehte Fleur an den Schultern zu sich herum. „Was hältst du von der Idee? Unterstützt du mich? Ohne dich bleibt alles nur eine wage Idee.“
Fleur hätte am liebsten geweint, so enttäuscht, so hilflos und verlassen fühlte sie sich. „Und Rudy?“, fragte sie nur. Allein der Gedanke an diesen Mann widerte sie an.
„Rudy wird begeistert sein, um es milde auszudrücken. So lästig er als Mitmensch auch manchmal sein mag, als Produzent ist er ein Genie. Die Londoner Musikszene jubelt ihm zu, und er hat schon etliche Medienpreise erhalten. Ich brauche ihm nur grünes Licht zu geben, alles andere regelt er allein.“
Fleurs Verzweiflung schlug in Wut um. Wie konnte Sebastian von ihr verlangen, mit Rudy zusammenzuarbeiten? Erinnerte er sich denn nicht mehr daran, wie unverschämt dieser Kerl sich ihr gegenüber verhalten hatte? Sebastian schien besessen zu sein, besessen von dem Wunsch, möglichst viel Geld für karitative Zwecke zu sammeln – wahrscheinlich, weil er ein schlechtes Gewissen wegen seines Reichtums hatte. Doch das war sein Problem, sie jedenfalls würde nicht für ihn singen! Sollte er doch eine andere finden!
Schweigend gingen sie weiter, Fleur hielt die Tränen nur mit Mühe zurück. Endlich war die Gelegenheit gekommen, auf die sie ihr ganzes Leben gewartet hatte: Jemand bot ihr an, ihre Lieblingsarien live und mit großem Orchester zu singen. Doch alles hatte sich gegen sie verschworen. Mit dem Mann, den sie verachtete, sollte sie zusammenarbeiten, und dem Mann, den sie liebte, war sie gleichgültig, er sah in ihr lediglich das Mittel zum Zweck. Das Ganze verbot sich von selbst.
„Ich bin mir nicht sicher, ob meine Zeit das zulässt“, antwortete sie schließlich stockend. „Eine solche Aufführung setzt unzählige Besprechungen und Proben voraus. Ich glaube kaum, dass sich das mit meiner Arbeit vereinbaren lässt.“
Sie hob einen heruntergefallenen Zweig vom Weg auf. „Aber es war nett von dir, dass du an mich gedacht hast“, setzte sie hinzu. „Jede andere Sängerin wird dein Angebot mit Kusshand annehmen.“
Wieder blieb er stehen. Diesmal jedoch legte er ihr die eine Hand um die Taille, mit der anderen zwang er sie, das Kinn zu heben. „Ich bin nicht nett“, meinte er rau. „Ich bin eigennützig. Und ich glaube, ich kenne den wahren Grund. Es ist Rudy, oder?“
Wie konnte ein Mann nur so schwer von Begriff sein! Doch er hatte ihr die perfekte Entschuldigung geliefert, denn die Wahrheit hätte sie nicht über die Lippen gebracht. Nein, Sebastian, nicht Rudy ist das Problem, du bist es. Du bist mir gefährlich, und ich weiß nicht, wie ich mit dir umgehen soll. Deshalb ist unsere Freundschaft die reinste Qual für mich. Ich bedeute dir nichts, wie soll ich das ertragen? Für dich bin ich lediglich eine von vielen, mit denen du dich gern auf einen heißen Flirt einlassen würdest.
Fleur seufzte. „Ja, es ist Rudy“, log sie und versuchte zu lächeln. „Ohne Polizeischutz würde ich niemals unter seiner Regie arbeiten.“
Sebastian ertrug es nicht länger. Warum taktierte er so lange? Warum fragte er sie nicht offen und ehrlich, ob sie seine Frau werden wolle? Wieso traute er sich nicht, die Frage klipp und klar zu stellen?
Er fühlte ihren weichen, nachgiebigen Körper, und eine Welle der Leidenschaft erfasste ihn. „Du brauchst
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