Mit dir im Paradies auf Erden
dir bestimmt gefallen, Fleur.“
„Ich kenne sie bereits aus Mias Erzählungen und war immer richtig neidisch, wenn von ihr die Rede war, meine Großeltern waren nämlich schon tot, als ich geboren wurde.“
„Dann lernst du Rose jetzt in natura kennen. Du wirst sehen, sie ist ein Klasse für sich.“ Er nahm das Tuch und ging zurück in die Küche.
Rose schenkte Sherry ein. Ein Glas reichte sie Fleur, das andere nahm sie selbst und setzte sich in den Sessel.
„So, meine Liebe, da wir die Männer nun glücklich losgeworden sind, weil sie über Geschäfte sprechen wollen, haben wir endlich etwas Zeit für uns. Erzählen Sie mir etwas von sich. Wie ich verstanden habe, sind Sie eher Mias als Sebastians Freundin, oder?“
Fleur musste innerlich lächeln, wie geschickt die alte Dame ihre Frage formulierte. Rose war überhaupt eine beeindruckende Frau. Sie war hochgewachsen, besaß immer noch eine schlanke, sportliche Figur, kleidete sich elegant und war perfekt geschminkt. Das silberweiße Haar hatte sie hochgesteckt, ihre Fingernägel waren perlmuttfarben lackiert, und die Absätze ihrer zierlichen schwarzen Wildlederpumps von beachtlicher Höhe. Sie trug ein zart lavendelfarbenes Wollkleid und sah aus wie die Grand Old Lady einer Familiensaga im Fernsehen.
„Mia und ich sind schon seit dem Internat eng befreundet“, erklärte Fleur. „Sebastian dagegen habe ich an Weihnachten zum ersten Mal gesehen, gehört hatte ich natürlich schon viel von ihm. Daher haben wir uns wohl auch so schnell und unkompliziert angefreundet.“
Rose nickte und blickte Fleur durchdringend an, was Fleur jedoch nicht aus der Fassung brachte. Völlig entspannt trank sie einen Schluck Sherry.
„Erzählen Sie mir bitte etwas über sich“, bat Rose. „Was Sie arbeiten, wo Sie wohnen … Entschuldigen Sie bitte meine Neugier, aber das Leben anderer Leute ist immer so viel interessanter als das eigene – besonders, wenn man älter wird.“
Fleur wunderte sich über sich selbst, wie unbeschwert sie der alten Dame gegenüber aus ihrem Leben plauderte, normalerweise war sie Fremden gegenüber eher verschlossen.
„Sie sehen also, Mia und mich verbindet sehr viel“, schloss sie ihren Bericht. „Sie ist meine beste Freundin.“
„Und Sebastian? Er kann manchmal sehr … schwierig sein.“ Sie zögerte. „Das bereitet mir manchmal etwas Sorgen.“
„Mir gegenüber ist er stets zuvorkommend und freundlich“, antwortete Fleur leichthin. „Er hat alles getan, damit ich mich auf Pengarroth Hall wie zu Hause fühle – Pat und Beryl haben sich übrigens auch rührend um mich gekümmert. Sebastian ist um den Besitz und seine Leute wirklich zu beneiden. Es waren wunderschöne Urlaubstage für mich.“
Rose seufzte und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. „Menschen, die Sebastian nicht gut kennen, schätzen ihn oft falsch ein, weil sie ihn nicht verstehen. Das bedrückt mich.“
„Ich verstehe ihn sehr gut“, warf Fleur ein.
„Seinen Eltern jedenfalls war er stets ein Rätsel“, redete Rose weiter. „Als junger Erwachsener hatte er sehr extreme Ansichten. Er war ein Idealist – und ist es bestimmt immer noch. Er konnte sich nie damit abfinden, dass der Reichtum dieser Welt in den Händen weniger liegt, die ihn nicht teilen, sondern nur ihrer eigenen Familie zukommen lassen.“
Rose blickte nachdenklich in ihr Glas. „Sofort nach seinem Juraexamen verschwand er spurlos. Er ließ nur einen Brief zurück, in dem er schrieb, wir sollten uns keine Sorgen machen, ihm ginge es ausgezeichnet, er brauche lediglich Zeit zum Nachdenken. Zwei Monate war er wie vom Erdboden verschluckt, seine Mutter ist darüber fast verrückt geworden.“
Gebannt hatte Fleur zugehört. Ja, Sebastian war wirklich ein tiefgründiger Mensch. „Wo ist er gewesen? Was hat er gemacht?“, fragte sie leise.
„Wir wissen es nicht genau. Anscheinend hat er auf der Straße gelebt, um herauszufinden, wie es ist, wenn man wirklich nichts an materiellen Gütern besitzt. Die Erfahrung hat ihm offensichtlich nicht geschadet. Eines Tages war er wieder da, erlangte seine Zulassung als Rechtsanwalt und machte eine brillante Karriere.“
Rose beugte sich vor. „Natürlich hatte er nicht damit gerechnet, die Verantwortung für Pengarroth Hall schon so früh übernehmen zu müssen. Der vorzeitige und überraschende Tod seiner Eltern – meines Sohns und meiner Schwiegertochter – war ein schrecklicher Schock für ihn.“ Ein Schatten legte sich über ihr
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