Mit dir im Paradies auf Erden
der Tür und sah Sebastian mit aufrichtiger Bewunderung an. „Dein Überraschungsbesuch ist dich teuer zu stehen gekommen. Damals hast du bestimmt nicht geahnt, wie viel Arbeit du dir dafür einhandeln würdest.“
Langsam sammelte er sein Werkzeug ein. „Zerbrich dir bloß nicht den Kopf darüber. Ich habe es schon einmal gesagt, ab und an spiele ich gern den Heimwerker.“ Er lächelte. „Doch jetzt habe ich Hunger.“
Zum Mittag hatte es nur belegte Brötchen gegeben, und auch Fleur freute sich auf eine warme Mahlzeit. „Um die Ecke ist eine gemütliche Pizzeria. Dort wird es dir bestimmt gefallen.“
Sebastian duschte, zog sich um und ging dann ins Wohnzimmer. Fleur schenkte beiden einen Aperitif ein. „Vor dem Essen muss ich unbedingt erst einmal frische Luft schnappen“, meinte sie, nachdem sie einen Schluck getrunken hatte. „Ich mache fast jeden Abend noch eine Runde in dem kleinen Park, ganz egal, was wir für Wetter haben. Da ich gestern nicht dazu gekommen bin, ist es heute ein absolutes Muss. Wenn du möchtest, kannst du hier auf mich warten, und ich hole dich ab.“
„Natürlich komme ich mit.“ Er überlegte. Vielleicht wäre ein romantischer Abendspaziergang genau der richtige Zeitpunkt, ihr die Frage zu stellen, die ihn schon lange bewegte.
Sebastian öffnete das große schmiedeeiserne Tor, das in die Grünanlage führte. Es war bereits dunkel, und im Lichtschein der Laternen sah man den feinen Nieselregen. Fleur blickte zu Sebastian auf.
„Ich weiß nicht, wie oft ich diese Runde schon gegangen bin“, meinte sie. „So klein der Park auch ist, er ist mein Refugium. So hoch es bei der Arbeit oder in meinem Privatleben auch hergehen mag, hier habe ich noch immer Ruhe gefunden.“
Sebastian erwiderte ihren Blick. Ihre Kapuze war ihr vom Kopf gerutscht, und kleine Wassertropfen funkelten in ihren blonden Locken. Am liebsten hätte er es ihr auf der Stelle gesagt. Komm doch mit mir nach Cornwall, dann kannst du jeden Tag und so oft du möchtest die schönsten Spaziergänge unternehmen. Doch er hatte immer noch Angst vor einem Nein.
Fleur war so sensibel, er konnte gar nicht vorsichtig genug sein. Trotz der innigen Umarmung am vergangenen Abend, trotz ihres willigen und anschmiegsamen Körpers durfte er nicht voreilig handeln und sie damit verschrecken.
Ein solches Taktieren war eine ganz neue Erfahrung für ihn, er hatte es bisher nie nötig gehabt. Fleur war so ganz anders als die Frauen, mit denen er es bisher zu tun gehabt hatte. Wenn er sein Ziel bei ihr erreichen wollte, würde er die eine oder andere List anwenden müssen. Er räusperte sich.
„Ich wollte … dich etwas fragen, Fleur.“ Er zögerte, und sie spürte, dass es sich um etwas Wichtiges handeln musste – doch wie wichtig?
„So?“, fragte sie ausdruckslos.
„Natürlich brauchst du mir nicht sofort zu antworten“, sagte er schnell. „Ich verstehe, wenn du Bedenkzeit brauchst. Es handelt sich um etwas, worüber ich schon lange nachdenke – eigentlich schon, seit ich dich kenne.“
Fleurs Herz schlug bis zum Hals. Sebastian würde ihr einen Heiratsantrag machen. Was sollte sie nur antworten? Er war der einzige Mann, den sie wollte, doch war er nicht auch genau der Typ Mann, den sie als Ehemann ablehnte? Wenn jemand eine autoritäre Persönlichkeit besaß, dann Sebastian Conway.
Sie steckte in einem tiefen inneren Konflikt. Eine Lösung sah sie nicht. Im Moment konnte sie nichts tun, außer ruhig durchzuatmen, damit ihre Stimme nicht zitterte, wenn sie ihm antworten musste.
„Du weißt natürlich nicht, worum ich dich bitten möchte“, redete er weiter. „Doch ein Ja würde mich sehr glücklich machen.“
„Solange ich die Frage nicht kenne, kann ich nichts versprechen“, erklärte Fleur gespielt kühl. Ob er sich auf dem nassen Weg vor sie hinknien würde? Wohl eher nicht.
„Ich habe eine Idee für ein neues Projekt in Pengarroth Hall“, erklärte er. „Es würde bestimmt auf Begeisterung stoßen und viel Geld bringen. Doch ohne einen Menschen wie dich bin ich aufgeschmissen.“
Fleur war wie vor den Kopf gestoßen. Er machte ihr überhaupt keinen Antrag! Wie hatte sie nur auf einen derart abwegigen Gedanken kommen können? Ein Mann wie Sebastian würde sich niemals auf Dauer binden.
Sie ging einen kleinen Schritt voraus und hielt den Kopf gesenkt. Sie glaubte, in einen gähnenden Abgrund zu blicken, der sie jederzeit zu verschlucken drohte. Das war die gerechte Strafe für ihre kindischen
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