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Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)

Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Moriarty
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einbog, fragte sie sich, wie sie den Trauergästen mit ihrer Grabrede klarmachen konnte, dass die »böse Verlobte« die Schuld trug und nicht die liebende Mutter.
    Schätze, das wäre der Clou. Ist vielleicht an der Zeit, Vi anzurufen, damit sie auf mich aufpasst, bevor ich noch mehr klaue. Könnte ja auch sein, dass sie erfahren möchte, was ihrem Neffen zugestoßen ist.
    Sie stellte ihren Wagen in der Garage ab. Dann hatte sie plötzlich eine Eingebung, fuhr rückwärts wieder in die Einfahrt, preschte mit dem Auto über den Rasen und überrollte den Gartenzwerg, den ihr das dusselige Mädchen zum Muttertag geschenkt hatte.
    Ich bin nicht deine Mutter. Ich bin Andrews Mutter. Und du hättest dort auf dem kalten Linoleumboden liegen und so überrascht und so klein und so bemitleidenswert aussehen sollen … nicht er. Nicht mein Sohn.
    Etwas regte sich am Rand ihres Erinnerungsvermögens, als das Bild der letzten Augenblicke ihres Sohnes aufflackerte. Aber sie verdrängte und ignorierte es. Jetzt war nicht die Zeit, sich damit zu befassen. Sie konnte nicht klar denken, war von Trauer überwältigt. Musste sich das eingebildet haben.
    Mit der Gewissheit, den Gartenzwerg vernichtet zu haben, parkte sie den Wagen zufrieden in der Garage, ging ins Haus und rief umgehend ihre Schwester an. Sie erreichte nur deren Anrufbeantworter und hinterließ ihr eine, wie sie meinte, gefasste, kurze und bündige Nachricht:
    »Hallo, Vi. Schätze, es ist Zeit, dass wir uns mal unterhalten. Vielleicht kannst du heute Abend vorbeischauen und auf dem Weg eine Flasche Bourbon besorgen. Um es kurz zu machen: Andrew ist tot, und wie du weißt, hat James noch keine Ahnung. Ich bin eine Diebin, und seine Verlobte Belinda ist an allem schuld. Oh, und vielleicht bringst du noch ein Päckchen ›Winnie Blues‹ mit, ich glaube, so heißen die Dinger, ich rauche seit Neuestem – in Verbindung mit massenweise Alkohol –, was ich übrigens auch heute Abend vorhabe. Danke, Vi. Bye!«
    Keine Angst, Andrew, mein Liebling. Ich sorge dafür, dass diese Belinda bezahlt für das, was sie dir angetan hat.

ZWEITER TEIL
    Im freien Fall

3
    Belinda
    Tod »Stadien der Trauer«
    Belinda las die Worte, die in der Google-Zeile blinkten, und sah ihre beste Freundin stirnrunzelnd an.
    Die beiden waren nach Andrews Beerdigung in ihr Apartment zurückgekehrt. Dort hatte Belinda Stacey zu überzeugen versucht, dass sie ohne sie zurechtkäme, dass mit ihr alles in Ordnung wäre. In Wirklichkeit wollte sie einfach nur allein sein, in der Mitte des Wohnzimmers auf dem Fußboden sitzen, umgeben von Andys Habseligkeiten, seine Lieblings- CD von Jimmy Eat World hören, Wodka aus der Flasche trinken und weinen – wie sie das die vergangenen drei Nächte hintereinander bereits getan hatte.
    Aber Stacey war hart geblieben. »Hör mal, Belinda, du solltest jetzt nicht allein sein. Wenn Barbara geblieben wäre, hätte ich euch vielleicht allein gelassen – vielleicht –, aber sie ist nicht geblieben, also musst du mit mir vorliebnehmen.«
    Barbara war Belindas Mutter, eine Frau mit eisernem Beschützerinstinkt. Sie liebte ihre Kinder und sorgte sich sehr um sie und wäre furchtbar gern geblieben, um ihre älteste Tochter zu trösten. Doch Belinda wusste, dass ihre Mutter mit einerTragik dieses Ausmaßes emotional überfordert war. Aus diesem Grund hatte Belinda ihrer Mutter instinktiv die Entscheidung abgenommen und ihr nahegelegt, so schnell wie möglich auf die Familienfarm zurückzukehren. Früher hatten die Heartfords auf ihrer Farm zahlreiche Angestellte beschäftigt, die den Betrieb auch in Abwesenheit der Eltern problemlos aufrechterhalten konnten. Aber nach den dramatischen Wettereinbrüchen des vergangenen Jahres, in dem Trockenperioden und heftige Regenfälle abwechselnd die Ernten vernichtet hatten, hatten ihre Eltern einen Arbeiter nach dem anderen entlassen müssen, bis nur noch Mutter, Vater und zwei altgediente Kräfte übrig geblieben waren, die zu entlassen sie nicht übers Herz gebracht hatten. Es war daher nicht schwierig gewesen, Barbara zu überreden, nach dem Leichenschmaus mit den anderen nach Hause zurückzukehren. Belinda wusste, dass ihre Mutter zwar auf ihre Bitte hin sofort geblieben wäre, jedoch panische Angst vor den Gefühlsausbrüchen gehabt hätte, die in dieser Situation zu erwarten waren. So hatte die Mutter Belinda nur unglücklich und heftig umarmt, bevor sie zu den anderen Familienmitgliedern in den Geländewagen gestiegen

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